24. Apr. 2018 · 
Soziales

Techniker Krankenkasse und IBM starten elektronische Gesundheitsakte

Die zweitgrößte deutsche Krankenkasse bringt eine elektronische Gesundheitsakte auf den Weg. Die Techniker Krankenkasse hat das Vorhaben nach einem erfolgreichen Testbetrieb am Dienstag in Berlin vorgestellt. Dabei will sie auch mit Kliniken kooperieren. Zum Start arbeitet die Krankenkasse mit dem Gesundheitskonzern Agaplesion zusammen, der auch Kliniken in Göttingen, Bad Pyrmont und Rotenburg hat. Laut Krankenkasse ist die Akte ein „digitaler Datentresor“, auf den Versicherte überall und jederzeit mit dem Smartphone über eine App zugreifen könnten, wenn sie das selbst wünschen. „Die wichtigste Prämisse war, dass der Patient Herr seiner Daten bleibt“, sagte Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse. Baas sieht in der digitalen Akte keinen Sicherheitsnachteil – im Gegenteil: „Das meistgenutzte Kommunikationsmittel in der Medizin ist immer noch das Faxgerät. Ich weiß nicht, wer auf die Idee kommt, dass ein Faxgerät in irgendeiner Art und Weise sicher ist“, sagte Baas. https://soundcloud.com/user-385595761/warum-die-elektronische-gesundheitsakte-ein-sicherheitsgewinn-sei-kann Niedersachsens Sozialministerin Carola Reimann sieht die elektronische Gesundheitsakte als wichtiges Instrument, um auch komplexe Behandlungen zu unterstützen und zu erleichtern. Daher begrüße sie sehr, dass sich die Kassen dafür einsetzten. „Mit der Gewährleistung von sicheren Daten und freiwilliger Beteiligung kann die elektronische Gesundheitsakte ein wertvolles Werkzeug für Patienten sowie deren Ärzte sein. Perspektivisch müssen die Systeme aufeinander abgestimmt und kompatibel sein“, forderte Reimann im Politikjournal Rundblick. Auch die Techniker Krankenkasse setzt perspektivisch auf einen gemeinsamen Standard. Es dürfe am Ende keine fünf Akten geben, sagte Jens Baas. „Es kann keine Techniker-, Barmer- und AOK-Akte geben. Dann wäre das Thema tot.“ Die Kassen tauschten sich über Möglichkeiten eines gemeinsamen Standards aus, sagte Baas. Auch die AOK testet gerade in zwei Pilotprojekten in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin eine digitale Akte. Die Techniker Krankenkasse hat die elektronische Gesundheitsakte zusammen mit IBM entwickelt. „Wir haben die Daten mit großem Aufwand so sicher wie irgend möglich gemacht. Wer herankommen möchte, muss regelecht mit NSA-Aufwand versuchen, ein einzelnes Datum eines Versicherten zu hacken“, erklärte Baas. „Es gibt kein Master-Passwort bei IBM.“ In der digitalen Akte findet man zum Beispiel seine Impfhistorie oder eine Übersicht der Arztbesuche. Man kann auch sehen, was der Arzt abgerechnet und welchen Betrag die Krankenkasse für einzelne Behandlungen bezahlt hat.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #78.
Klaus Wallbaum
AutorKlaus Wallbaum

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