Sollte ich den CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann mit nur einem Wort beschreiben, dann wäre das wohl: Zuversicht. Nicht etwa, weil Linnemann in meinen Augen stets zuversichtlich daherkommt oder gar sein Umfeld unentwegt zuversichtlich stimmt. Im Zuge der Erarbeitung des neuen CDU-Grundsatzprogramms allerdings erhob Linnemann die Zuversicht zum Leitstern der Christdemokraten. Das Wort wurde zum politischen Mantra. Wiederholt man es nur oft genug, glaubt man schon daran.

Wird schon! | Foto: Pavel Muravev via Getty Images

Das Programm voller Zuversicht ist zwar beschlossen, doch gewirkt hat es wohl noch nicht. Laut ARD-Deutschlandtrend bewerten nur 16 Prozent der Deutschen die Lage im Land zuversichtlich, 80 Prozent sind hingegen beunruhigt. Blickt man auf die parteipolitische Zuordnung der Befragten, wird Linnemanns Versagen noch deutlicher: Lediglich 14 Prozent der Unionsanhänger sind von Zuversicht getragen.

Ganz anders sieht das bei den Grünen aus. Die Anhänger der Partei des sauren Regens und des Artensterbens blicken sogar mehrheitlich zuversichtlich auf die Lage im Land. Immerhin 29 Prozent der sozialdemokratisch orientierten Deutschen tun das auch. Während FDP- und BSW-Unterstützer mit sieben Prozent zumindest ein kleines bisschen zuversichtlich sind, fällt die Weltsicht bei den Sympathisanten der AfD vollkommen desaströs aus: Kein einziger von ihnen gab an, mit Zuversicht die Lage des Landes zu bewerten.

Was sagt uns das? Das zuversichtliche rot-grüne Lager gibt sich vermutlich mit der Momentaufnahme zufrieden, während das FDP-Appendix der Ampelkoalition so oder so nicht mehr weiß, wohin mit sich. Die BSW-Wähler finden zwar vieles doof, aber wähnen sich erstmals in der Position, es bald endlich besser machen zu können. Die grummelnden AfD-Freunde hingegen erkennen in diesem Deutschland wohl nichts mehr, was es zu retten lohnt.

Und bei der CDU? Nur 14 Prozent Zuversicht, aber über 30 Prozent in der Sonntagsfrage sind wohl Ausdruck eines rheinischen Zweckoptimismus, den die Partei Adenauers scheinbar in ihrer DNA verankert hat: Auch wenn man mal in der Opposition ist, et hätt noch immer jot jejange.

Im Rundblick haben wir heute diese Themen für Sie:

  • Wirtschaft I: Wasserstoffimport-Strategie enttäuscht Industrie und verärgert Umweltschützer
  • Wirtschaft II: Integration mit festen Begleitern: Bei Continental werden neue Wege versucht
  • Hintergrund: Ein geschasster Polizeipräsident kämpft um seine Rehabilitation – bisher aber vergeblich

Ich wünsche Ihnen – na was wohl? – Zuversicht!
Ihr Niklas Kleinwächter