TagesKolumne: Zeitung aus Papier
Vorige Woche kam mal wieder unsere Zeitung nicht. Das ist nun schon länger nicht mehr passiert. Aber zurzeit ist ja Grippe und Schnee. Kann also mal sein, dass da ein Zeitungsausträger den Weg nicht zu uns findet. Halb so wild. Es gibt überhaupt nur noch eine Zeitung, die es in gedruckter Form in unseren Briefkasten schaffen muss. HAZ/NP, NOZ, NWZ, BZ, WK und Co. lese ich ja schon täglich auf dem Smartphone. Das ist Arbeit. Die Lektüre der ZEIT ist unser privates Wochenend-Vergnügen.
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An diesem Wochenende war das nun aber anders. Das Lektürevergnügen fiel nicht aus, es fiel bloß anders aus. Natürlich haben wir längst auch den Online-Zugang für ein paar Cent dazugebucht. Drei Apps habe ich mir dann heruntergeladen, von denen zwei inzwischen wieder deaktiviert sind.
Das E-Paper habe ich mir tatsächlich kaum zweimal angesehen. Die ZEIT ist mit ihrem nordischen Format in Papierform schon eine echte Herausforderung — am Frühstückstisch wie in der vollbesetzten Bahn. Schaut man sich dann die übergroßen Zeitungsseiten am kleinen Smartphone-Display an (liest da draußen jemand tatsächlich seine Zeitung am Tablet?), reicht meine Sehkraft kaum noch aus. Hilfreich war das Blättern durch das E-Paper bloß einmal, als ich einen Beitrag wiederfinden wollte, der inzwischen im Altpapier gelandet war.
Nun aber saß ich am Frühstückstisch, Tee und Rührei standen bereit, und das Smartphone lag neben der Gabel. Mithin: die Unendlichkeit des Netzes. Nicht nur die aktuelle Zeitung war darin, auch alle alten Beiträge und exklusive Online-Stücke. Während ich suchte, aktualisierte sich die Startseite. Da war schon wieder etwas Neues dazugekommen: JD Vance spricht in München. Robert Habeck reagiert darauf.
Die Welt dreht sich — und mein Smartphone fast in Echtzeit mit. Eine Wochenzeitung kann das natürlich nicht einfangen. Zuletzt überholte die Wirklichkeit das Printprodukt regelmäßig. Die Welt achtet nicht auf den Redaktionsschluss. Die Nachrichtenlage passt in Wirklichkeit natürlich nicht immer in 15 Minuten Tagesschau oder auf 400 mal 570 Millimeter Zeitungsseite.
Aber ist es nicht auch schön, wenn irgendwo mal Schluss ist? Durch Verknappung entsteht doch Wert. Die Begrenzung zwingt zur Auswahl, zum Fokussieren. Das war einmal. Wie finden wir das? Ich glaube, jetzt brauche ich erstmal ein Croissant — und dann suche ich meine Lieblingskolumnen. Normalerweise finde ich die auf Seite 8 und 45.
Auf den dehnbaren Rundblick-Seiten haben wir heute diese Themen handverlesen und wohl kuratiert für Sie bereitgestellt:
- Klima- und Gesundheitsschutz: Kommunen wehren sich gegen immer neue Berichtspichten für besseren Klimaschutz
- Hausärzte-Strategie: Ein Helfer für jeden Hausarzt? Neue Wege zur Lösung des Medizinermangels auf dem Land
- Bilanz des Wahlkampfs: Zwischen den Emotionen blieb kein Platz für Argumente
Viel Spaß beim Blättern wünscht
Ihr Niklas Kleinwächter
Karrieren, Krisen & Kontroversen
Meilensteine der niedersächsischen Landespolitik
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