Sommerzeit ist Reisezeit. Vielleicht haben Sie schon ein Ziel ins Auge gefasst, den Koffer gepackt, den Reisepass parat gelegt. Es sei Ihnen gegönnt. Bald starten ja die Ferien. Noch eine Woche, dann wird es ruhiger – auch hier im niedersächsischen Landtag. Und sogar Augustinus wusste schon: „Die Welt ist ein Buch. Und diejenigen, die nicht reisen, lesen nur eine Seite.“
Die Abgeordneten können sich über fehlenden Tapetenwechsel derweil nicht beklagen. Erst kürzlich flogen doch die Mitglieder und Mitarbeiter der CDU-Landtagsfraktion nach Südafrika. Die Sozialdemokraten waren in Paris. Und die Grünen trafen sich immerhin in Brüssel zur Klausurtagung.

Nicht nur im Fraktionsverbund, auch mit ihren Ausschüssen besteigen die Parlamentarier immer wieder Bus, Bahn, Schiff und Flugzeug, um in die Ferne zu gelangen. Erst am Freitag kamen die Kultuspolitiker von einer Bildungsreise nach Dänemark und Norwegen zurück.
Nun könnte man sich fürchterlich über dieses Gebaren der politischen Eliten aufregen, Steuergeldverschwendung beklagen und kurz vor der Sommerpause noch einmal die Populismuskeule auspacken. Ich selbst bevorzuge es allerdings, zunächst einmal genauer hinzusehen. Genau das habe ich in den vergangenen Wochen getan, nachdem mich die Reisevorbereitungen eines bestimmten Ausschusses, die ich zufällig mitbekommen hatte, stutzig gemacht haben.
Mit viel Aufwand hat die Landtagsverwaltung auf meine Anfrage hin aufgeschlüsselt, wohin die Reise geht – beziehungsweise: wohin die Reisen gingen und gehen werden. Auf 32 Dokumentseiten wurde zusammengetragen, wie das jeweilige Programm der 36 Einzelunternehmungen ausgesehen hat oder noch aussehen soll.
Welche Programmpunkte am Ende tatsächlich einen konkreten Einfluss auf die parlamentarischen Entscheidungen gehabt haben, könnte Stoff für eine politikwissenschaftliche Dissertation werden (Doktorvater, anywhere?). Meine vorläufigen Erkenntnisse rund um die Reiseaktivitäten der Landtagsausschüsse lesen Sie heute aber erst einmal im Rundblick.
Außerdem berichten wir über diese Themen:
Reisen lohnt sich, sagen nicht nur Augustinus und die Entscheider im Landtag. Auch Alexander von Humboldt wusste (angeblich) schon: „Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung derer, welche sich die Welt nie angeschaut haben.“
Schauen Sie genau hin!
Ihr Niklas Kleinwächter