In der Rundblick-Redaktion gelte ich nicht gerade als der Grinch. Ein Drittel meines Büroschränkchens ist mit weihnachtlich-adventlichen Dekorationsgegenständen gefüllt. Eine Lichterkette, Sterne, Wichtel, Rentier und ganz neu erworben: eine Krippe im Bauhaus-Stil aus dem jüngsten Weimar-Urlaub. Wenn es draußen grau, kalt, trist und nass wird, freue ich mich einfach über ein bisschen wärmenden Kitsch.

Warten auf das Jesuskind: Die Krippe steht, das Kind fehlt. | Foto: Kleinwächter

Aber wann ist der richtige Moment, um all dies aufzustellen? Jahr für Jahr dieselbe Diskussion. Geduld ist nicht meine Stärke. Immerhin sind die Weihnachtsmärkte seit Montag geöffnet. Gott sei Dank ein Tag nach dem Totensonntag. Aus kirchlicher Sicht doch immer noch zu früh, denn die erste Adventwoche beginnt erst am kommenden Sonntag. Außerdem hatten wir Anfang der Woche noch mollige 15 Grad, jetzt stürmt es und regnet. Besonders weihnachtlich ist es einem da noch nicht zumute. Und überhaupt: Bis wirklich Weihnachten ist, vergehen noch einige Wochen. Was an diesem Sonntag beginnt, ist noch nicht die Weihnachtszeit.

Advent. Wie vieles, was die Kirche hochhält, wirkt auch dieses Konzept aus der Zeit gefallen – und täte uns zugleich doch so gut. Warten auf das Kommende. Ankommen. Das Große nicht einfach in der Hektik an einem vorbeiziehen lassen, sondern sich bewusst darauf vorbereiten, besinnen. Höher, schneller, weiter. Ich will alles – und zwar sofort. Stopp.

Als ich Kind war, verging die Zeit nie so langsam wie zwischen dem ersten und dem vierundzwanzigsten Dezember. Zähflüssig rann der Sand durch den imaginierten Glaskolben. Immer das flaue Gefühl im Magen. Nervosität, dachte ich damals und heute weiß ich: Vorfreude! Auf die Geschenke, natürlich. Aber auch auf den Zauber dieser besonderen Zeit. Lichterglanz, Feierlichkeit, Familie. Und dann: die verlorene Zeit der Weihnachtstage bis hin zum Dreikönigstag. Darauf freue ich mich heute ganz besonders. Den Trubel der Welt für ein paar Tage vergessen – dem Wahlkampf zum Trotze. Warten auf das Neue. Bewusst und nicht gehetzt.

Ums Warten-können geht es heute auch im Rundblick: Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg muss und möchte einiges verändern in den Schulen des Landes. Doch sie weiß auch: Das braucht Zeit. Im Politiknerds-Podcast sprach ich mit der Grünen-Politikerin kurz über den Lehrermangel und ausführlich über Freiräume und Startchancen. Hören Sie doch mal rein:

Zum Lesen haben wir heute außerdem diese Titel:

  • Schülerrat: Eine engagierte Jugend sollte alle freuen, doch die kostet auch was. Der Landesschülerrat hat deshalb gemeinsam mit der GEW eine bessere finanzielle Unterstützung gefordert. Aus der SPD gibt es nun einen Vorschlag, wie es auch ohne mehr Steuergeld gelingen kann.
  • Thanksgiving: Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) wünscht sich von der neuen Bundesregierung einen Inflation-Reduction-Act für Deutschland.
  • Kultuspolitik: Lehrermangel, fächerübergreifendes Lernen und Chancengleichheit: Das sind die Mammutaufgaben und Herzensanliegen für Niedersachsens Kultusministerin. Wir fassen die wichtigsten Aussagen aus dem Podcast-Gespräch zusammen.

Ich wünsche Ihnen freie Fahrt mit Bus und Bahn und keine Staus auf den Straßen. Denn Warten muss man können, aber sollte es auch nicht unnötig müssen.
Ihr Niklas Kleinwächter