Elon Musk hat ein Auto ohne Lenker vorgestellt und die Welt dreht am Rad. Plötzlich ist autonomes Fahren wieder der heiße Scheiß, obwohl der Tesla-Chef bei der Weltpremiere seiner Robotaxis am Freitag eigentlich nur bewiesen hat, dass die Fahrzeuge seines Unternehmens auf einer megabreiten und praktisch verkehrsfreien Straße superlangsam um Kurven fahren können.

Aber nicht alle waren vom Musk-Event begeistert. „Der Robotaxi-Tag war ein totales Schnarchfest. Disneyland-Gäste der 1950er Jahre wären unbeeindruckt geblieben“, ätzte Musk-Intimfeind und Softwaremilliardär Dan O’Dowd bei X (vormals Twitter) und spottete: „Das zweisitzige Cybercab wird ohne Zweifel ein Riesenhit bei Familien.“ Aber ist so viel Skepsis wirklich angemessen? Wenn Elon Musk ankündigt, dass sein Autokonzern ganz, ganz kurz vorm großen Durchbruch beim autonomen Fahren steht, muss das doch stimmen – schließlich macht er das bereits seit 2014 immer wieder.

Endlich ein selbstfahrendes Auto auch für James-Bond-Bösewichte: Der Mann mit dem goldenen Colt hat schon fünf Stück bestellt. | Fotos: Tesla

Anders als der rollende Müllcontainer namens Tesla Cybertruck sieht das Cybercab des US-Konzerns tatsächlich wie ein Auto aus. Der Robovan dagegen ist optisch irgendwo zwischen einem verchromten Toaster und einer Art-Déco-Lokomotive von vor hundert Jahren anzusiedeln. Das Interieur ist an die Weltraum-Shuttles aus „Star Trek“ angelehnt, erinnert aber auch ein bisschen an die Üstra-Stadtbahnen vom Typ „TW 3000“, die nicht gerade für ihren Sitzkomfort bekannt sind.

Der Mercury Train von 1936, ein Shuttle aus Star Trek, der Tesla Robovan und ein Billig-Toaster aus China. | Fotos: Reddit/LilPeep1k, GrabCAD/j_t, Tesla, Kinwing

Von verstellbaren Rückenlehnen, Ablagemöglichkeiten oder Sicherheitsgurten halten die Bus-Designer bei Tesla leider ähnlich viel wie Donald Trump vom autonomen Fahren. Wenige Stunden vor dem Robotaxi-Event erklärte der 78 Jahre alte US-Präsidentschaftskandidat beim Detroit Economic Club, dass ihm selbstfahrende Autos ein bisschen unheimlich sind – vor allem dann, wenn sie aus China kommen. „Wir werden den autonomen Fahrzeugen den Betrieb auf amerikanischen Straßen verbieten“, drohte der Musk-Alliierte. Zum Robotaxi von Tesla äußerte sich Trump überhaupt nicht, stattdessen postete er lieber Propaganda-Videos gegen seine Herausforderin Kamala Harris. Wer solche Verbündete hat, braucht keine Feinde. Noch am Freitag sackte die Tesla-Aktie um fast zehn Prozent ab.

Um fragwürdige Rückendeckung und Finanzprobleme geht es auch im Rundblick. Das sind die Themen der heutigen Ausgabe:

Unter den Bus geworfen: Staatskanzlei-Chef Jörg Mielke weist in der Büroleiteraffäre die Kritik an einer vermeintlich falschen Auskunft zurück und schiebt die Schuld auf die eigene Personalchefin.
Stau ist nur hinten blöd: Wer seine Grundsteuererklärung nicht rechtzeitig abgibt, riskiert bösen Ärger mit dem Finanzministerium. Für staatliche Behörden scheint das allerdings nicht zu gelten, wie CDU-Finanzpolitiker Ulf Thiele aufgedeckt hat.
Freie Fahrt für den Biber: Das Nagetier kehrt nach Niedersachsen zurück und wird von Umweltminister Christian Meyer mit offenen Armen empfangen. Der Grünen-Politiker will die Tiere für den Umweltschutz einsetzen.

Viel Spaß beim Lesen und einen guten Start in die Woche wünscht
Ihr Christian Wilhelm Link