3. Juni 2025 · 
TagesKolumne

TagesKolumne: So 1 rentnerlife

Von Links wird gerade viel über den Generalsekretär der CDU Deutschlands gespottet: „Wir sind noch circa fünf Wochen davon entfernt, dass Carsten Linnemann Kleinkinder auffordert, endlich mal mehr zu leisten“, stichelte etwa die frühere Grünen-Chefin Ricarda Lang. Der neue Leistungsgedanke kommt nicht überall gut an. Dabei will die kleine Große Koalition doch vor allem dieses: Wer arbeiten kann, soll arbeiten müssen. Und wer arbeiten will, soll arbeiten können.

Hier in Hannover können wir gerade einen ganz besonderen Rentner bei der Arbeit beobachten. Stephan Weil fährt neuerdings mit dem Fahrrad zur Arbeit. Diese neue sportliche Bürgernähe demonstrierte er ab Tag eins seines Ruhestands. Ruhestand nennt er diese neue Lebensarbeitsphase übrigens selbst, nicht wir. Bei Instagram gab er seinen Followern kürzlich Einblicke in seinen Urlaub: „Schöne Grüße von der ersten Segel-Tour meines Lebens vor Istrien. Lässt sich sehr schön an, der sogenannte Ruhestand!“ Er sieht gelassen aus. Man gönnt es ihm. Sein Arbeitsleben war hart.

So 1 rentnerlife: Stephan Weil gibt sich auf Social Media entschleunigt. | Foto: Weil/Facebook

Aber Halt! Der Stephan ist doch noch gar kein echter Rentner! Schließlich hat er sein Mandat als Abgeordneter des Niedersächsischen Landtags nicht niedergelegt. Ebenfalls auf Instagram zeigte er kürzlich, wie er sein Abgeordnetenbüro im Bauch des Leineschlosses bezog. Für ihn ein neuer Ort, um zu arbeiten – nach dreizehn Jahren als Abgeordneter für den Wahlkreis Hannover-Buchholz. Schon klar, dass ein MP eher weniger Zeit für seinen Wahlkreis hat. Aber jetzt? Weil behält seinen Sitz und nimmt künftig als einfaches Mitglied in einer der hinteren Reihen des Plenarsaals Platz, wie er Journalisten erzählte. Als Rentner im Parlament.

Für Spitzenpolitiker ist es wichtig, eindeutige Botschaften zu senden. Dafür haben sie ein großes Team, das sie berät, ihnen Statements und Reden verfasst, Fotos und Filme erstellt, für sie spricht. Fällt all das weg, bleibt nur der Mensch, der mal ein Spitzenpolitiker war. Oder eben ein Abgeordneter, der mit 66 Jahren noch mal ein Abgeordnetenbüro bezieht. Und sich auf Social Media so gibt, wie er eben ist.

Ganz neu ist dieser unverstellte Blick auf Stephan Weil derweil nicht, so ehrlich muss man sein. Wir kannten ihn doch längst Brot backend oder Hemden bügelnd im heimischen Garten stehend. Die Erinnerung mildert den kritischen Blick auf den Rentner/Abgeordneten Weil: Er hat uns doch nie etwas vorgemacht.

Beim Rundblick wird jedenfalls noch fleißig gearbeitet. Diese Themen haben wir für Sie:

  • Beamtenbesoldung: Der Beamtenbund wünscht sich im Streit mit dem Finanzministerium Unterstützung beim neuen Ministerpräsidenten. Die Staatskanzlei reagiert.


  • Sturzprävention: Für viele alte Menschen ist ein Oberschenkelhalsbruch das Ende. Die Uni Oldenburg entwickelt ein Gerät, das sie vor Stürzen bewahren soll.


  • Bürokratie am Bau: Im fünften Teil unserer Bürokratie-Serie geht es um die Frage, wie Bürokratie das Bauen im Bestand bremst – und warum eine Umbauordnung so wichtig wäre.

Ja, ja, ja, jetzt wird wieder in die Hände gespuckt…
Ihr Niklas Kleinwächter

Niklas Kleinwächter
AutorNiklas Kleinwächter

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