9. Juli 2025 · 
TagesKolumne

TagesKolumne: Proteine - aber welche?

Große Erleichterung, dass Insekten sich als Trend-Essen nicht durchgesetzt haben - und ein Blick nach Fernost auf der Suche nach einem pragmatischen Umgang mit der Protein-Frage

Es ist schon eine Weile her, da schicke mir eine Freundin ein Selfie, das zeigte, wie sie auf einem Stadtfest tapfer in eine Snack-Tüte langte. Das Logo auf der Tüte hätte auf den ersten Blick ein stilisiertes Würstchen sein können, allerdings eines mit Flügeln, Fühlern und einem sehr langen Bein. In der Tüte, schrieb die Freundin, seien geröstete Grillen, und die schmeckten ihr sogar. Ihr Gesichtsausdruck sprach eine andere Sprache. Ich schluckte. Kommt jetzt das große Krabbeln auf unsere Teller und Pommes-Piekser? Schluss mit Schmalzkuchen und Schinkengriller, her mit fettarmer und proteinreicher Gladiatorenkost aus Insekten?

Um das Thema ist es ein bisschen ruhiger geworden, und ich atmete herzhaft auf, als ich von meinem Kollegen Niklas Kleinwächter hörte: Die Zukunft des Insekts als Nutztier sehen Fachleute nicht unbedingt als Nahrungsmittel für Menschen, sondern als Tierfutter. Warum nicht vor Ort Insekten mit Abfällen mästen und direkt an Schweine verfüttern, statt Sojabohnen um die halbe Welt zu transportieren? Meine persönliche Antwort darauf lautet, die Bohnen einfach selbst zu essen. Allerdings nicht die Sojabohnen aus Brasilien, für deren Anbau der Regenwald weichen muss, sondern den fluffigen Bio-Tofu aus Österreich.

Zu der Fachtagung „Insects-plus“, lesen Sie heute im Rundblick, sind sogar Experten aus China nach Niedersachsen gereist. Ich dagegen blicke immer erwartungsvoll nach Fernost, wenn ich Inspiration für fleischlose Gerichte suche. Soweit ich sehe, gibt es unter chinesischen Essern keine Fronten zwischen Fleischfreunden und Tofu-Fans. Die Leute essen einfach beides, gerne auch in einem Gericht, weswegen man als Vegetarierin manchmal aufpassen muss.

Ein Foto zeigt drei asiatische Personen in einem Festzelt, die Essen für den Verkauf vorbereiten.
Gläubige Buddhisten, hier beim Fest Ullambana im Hof der Pagode in Hannover, essen vegetarisch. | Foto: Beelte-Altwig

Mein chinesisch-vegetarisches Kochbuch warnt, es sei nicht einfach, in China verständlich zu machen, dass man gar kein Fleisch möchte. Die einzige Erklärung, die akzeptiert werde, scheint zu sein: „Ich bin Buddhist.“ (Falls Sie mal in der Situation sein sollten, probieren Sie: „wo xin fojiao“.) Gläubige Buddhisten schützen jedes tierische Leben und essen daher kein Fleisch. Wobei manche buddhistischen Mönche auch eine pragmatische Einstellung dazu haben: Sie leben von dem, was ihnen Gläubige spenden. Wenn mal ein Tier dabei ist, wäre es undankbar, das abzulehnen.

Proteinmangel ist längst nicht der einzige Ernstfall, für den sich Niedersachsen wappnen muss. Bei uns lesen Sie heute:

  • Mehr Hitze und mehr Starkregen: Niedersachsens Landesregierung reagiert auf klimatische Veränderungen und will das Wassergesetz umfassend überarbeiten.


  • Der Landrat von Hildesheim, Bernd Lynack, wird heftig angegriffen: Der Bedarfsplan für den Rettungsdienst sei unbrauchbar, wird gerügt. Es gebe zu wenig Notfall-Fahrzeuge.


  • Cloppenburg soll zum Versuchslabor für die Lebensmittelproduktion mit Insekten werden. Ein neuer Fachkongress vom DIL hat den Anfang gemacht.

Ich wünsche Ihnen einen proteinreichen Donnerstag!

Ihre Anne Beelte-Altwig

Dieser Artikel erschien in Ausgabe #128.
Anne Beelte-Altwig
AutorinAnne Beelte-Altwig

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