Jutta Allmendinger verabschiedet sich nach dem Interview freundlich, aber bestimmt: „Ich muss jetzt für Niedersachsen arbeiten!“ Natürlich möchte der Rundblick Leute nicht aufhalten, die sich für das schönste Bundesland der Welt ins Zeug legen wollen. Zumal, wenn sie aus Berlin kommen. Die Soziologin mit Promi-Faktor ist in letzter Zeit ein häufiger Gast in Hannover. Aufmerksame Rundblick-Leserinnen und -Leser haben sie vielleicht auch in der Mittwochsausgabe entdeckt, in der wir Michael Bruno Klein als neuen Generalsekretär der Wissenschaftlichen Kommission Niedersachsen (WKN) vorgestellt haben. Vor einem Jahr hat Allmendinger den Vorsitz dieses Gremiums übernommen, nachdem die 68-Jährige die Leitung des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung abgegeben hat. Sie weiß also, wovon sie spricht, wenn sie eine Flexibilisierung des Erwerbsalters fordert. Flexibilisierung, wohl gemerkt, nicht längere Lebensarbeitszeit für alle.

Allmendingers Vortrag bei der Tagung „Potentiale.Stärken.Wirtschaft“ der Bundesagentur für Arbeit Niedersachsen-Bremen ist ein Par-Force-Ritt durch alles, was sich ändern muss auf dem Arbeitsmarkt. Sie brennt für das Thema, das merkt man – und groß ist ihr Vertrauen in das Publikum, mehrheitlich Beschäftigte der BA. „Sie sitzen an den zentralen Stellen!“, appelliert sie an die Zuhörerinnen und Zuhörer. Wie die BA ihrer Ansicht nach zur „Volksaufklärungsbehörde“ werden könnte, lesen Sie heute bei uns.
Groß ist auch ihr Vertrauen in die Potentiale der Niedersächsischen Wissenschaft. Allerdings, plaudert sie in ihrem Vortrag aus dem Nähkästchen, habe ihr Minister Falko Mohrs vorab nicht verraten, welches Arbeitspensum in der Wissenschaftlichen Kommission auf sie zukomme. „Ich überlege schon, ob ich mir eine Wohnung in Hannover nehme.“ Die Exzellenzstrategie des Bundes bringe sie zudem in einen Loyalitätskonflikt zwischen den Konkurrenten Berlin und Niedersachsen, erzählt sie. „Wenn das Ergebnis bekannt gegeben wird, postest du doch für uns, oder?“, habe sich die Berliner Wissenschaftssenatorin bei ihr versichert. Und Allmendinger so: „Das hängt vom Ergebnis ab.“
Das wurde genau an dem Tag verkündet, an dem die Tagung stattfand. Also gleich mal bei LinkedIn geschaut. Und? Jaaa! Sie hat über Niedersachsen gepostet! Mit sechs Exzellenzclustern seien wir „durchaus erfolgreich“. Hm, klingt nicht richtig euphorisch. „Bevor ich bei der WKN begonnen habe, wusste ich von Oldenburg nur, dass man dort entweder Lehramt studiert oder Pferd ist“, lästert sie ein bisschen. Und jetzt drei bewilligte Cluster? „Welch ein Sprung.“
Man ahnt, dass sich die Universitäten im Land weiter anstrengen müssen, damit der WKN-Vorsitzenden beim nächsten Mal vor Begeisterung die Pferde durchgehen. Erstmal versuchen wir, Sie für folgende Themen zu begeistern:
Wenn Sie sich heute auch für Niedersachsen ins Zeug legen wollen, lassen Sie sich nicht aufhalten!
Ihre Anne Beelte-Altwig