Man kann Jens Spahn vieles vorwerfen, doch konfliktscheu ist er ganz sicher nicht. Beim „Forum Wärmepumpe“ stellte sich der Unions-Fraktionsvize vergangene Woche auf die Bühne und erklärte der versammelten Branche, dass er die Wärmepumpen-Förderung gerne komplett einstampfen möchte. Außerdem erzählte er von seiner Mutter, die sich angeblich keine Wärmepumpe leisten kann und eine klimaschädliche Ölheizung einbauen musste, obwohl ihr Sohn mehrfacher Millionär ist. Und dann stellte er die kühne These auf, dass man Ölheizungen doch mit „grünem Öl“ klimafreundlich betreiben könne, bevor er – vermutlich mit einem dramatischen Mic Drop – seine Rede vor einem entsetzten Publikum beendete. Wie es Spahn anschließend schaffte, unbeschadet den Saal zu verlassen, ist nicht überliefert – dafür aber die Reaktion von Stiebel-Eltron-Chef Kai Schiefelbein auf die Wärmepumpen-Pläne der CDU: „Macht keinen Scheiß!“

Auf der Suche nach neuen Immobilien- und Maskendeals stößt Jens Spahn auf grünes Öl und teilt seinen Erfolg gleich in den sozialen Medien. | Foto: CDU, Canva, Montage: Link

Warum erzähle ich Ihnen das eine Woche danach, obwohl ich nicht einmal live dabei war? Weil Jens Spahn inhaltlich offenbar so weit daneben lag, dass sich der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) gestern zu einem Appell für mehr „technisch-wissenschaftlichen Sachverstand in politischen Debatten“ aussprach. „Der VDI appelliert, dass sich Politiker mehr auf Fakten und Zahlen stützen sollten“, lautete die höfliche, aber direkte Erwiderung auf die Spahn-Vision vom „grünen Öl“. Eine ähnlich höfliche, aber entschlossene Richtigstellung habe ich zuletzt während der Covid-19-Pandemie gehört, als US-Präsident Donald Trump die Idee äußerte, das Coronavirus mit der direkten Injektion von Desinfektionsmittel in den Körper zu bekämpfen.

Am Ende bleibt vor allem eine Erkenntnis: Während die Wärmepumpe längst zum Symbol für Fortschritt und Klimaschutz geworden ist, droht Jens Spahn mit „grünem Öl“ die Energiewende auf eine nostalgische Spritztour zu schicken – zurück in die Vergangenheit. Und falls das nicht klappt, kann er sich immerhin als Werbegesicht für den ersten Bio-Diesel-Likör versuchen. „Grünes Öl“ – jetzt auch in der Wegwerfflasche ohne Pfand. Vielleicht war es das, was Spahn wirklich wollte: Ein Öl, das sogar in die Politik passt – warm, dickflüssig und schwer zu verdauen.

Leicht zu verdauen und überaus bekömmlich sind dagegen die Themen der heutigen Rundblick-Ausgabe:

◼ Die Deutsche Rentenversicherung Braunschweig-Hannover zieht Zwischenbilanz zum Bundesprogramm „Rehapro“.
◼ Der Wahlkampf um das Bürgermeisteramt in Bad Gandersheim sorgt für hitzige Auseinandersetzungen und emotionale Aufwallungen.
◼ Der Markt für Großbatteriespeicher wächst schnell, auch Unternehmen und Kommunen aus Niedersachsen können von dem Boom profitieren.

Ich wünsche Ihnen energiegeladenen Mittwoch, an dem alles flutscht und glatt geht!
Ihr Christian Wilhelm Link