Noch immer bringt die Sorge vor einem Erstarken der Rechtsextremen tausende Menschen auf die Straße. Am vergangenen Wochenende beobachtete ich dies aus nächster Nähe in meiner alten Heimat Langenhagen, der Flughafenstadt nördlich von Hannover. Sage und schreibe 1.000 Leute versammelten sich dort auf dem Platz vorm Kino, hielten Plakate in die Luft und lauschten den Worten von Rapper Spax, MdL Tim Wook (SPD) oder IGS-Schulsprecherin Carlotta Hamburg, die sich vom Briefe-schreibenden AfD-Bundestagsabgeordneten nicht abschrecken, sondern wohl eher ermutigen ließ.
Dass die Menschen, die dort auf die Straße gingen, das vermutlich noch nicht ihr ganzes Leben lang oder zumindest schon sehr, sehr lange nicht mehr getan haben, sieht man ihnen an. Die häufigste Haarfarbe ist silbrig-grau. Das Durchschnittsalter dürfte um die 60 liegen, schätze ich, wogegen freilich gar nichts spricht. Man erkennt die mangelnde Demo-Erfahrung aber vielleicht auch an dem einen oder anderen Schild, das dort in die Höhe gehalten wurde:

Unserem Dienstleistungsanspruch folgend, hier nun eine kleine Markenlehre: Ein dreizackiger Stern im Kreis ist das Emblem des Autoherstellers „Mercedes-Benz“. Erst durch die Verlängerung des senkrechten Strichs bis ganz nach unten wird daraus das allseits beliebte Peace-Zeichen. Ich erinnere mich noch gut daran, wie mir als friedensbewegter Pennäler derselbe Fehler beim Bemalen meines Federmäppchens unterlaufen ist. Vermutlich habe ich es deshalb nicht vergessen, weil mich ausgerechnet der frühere Militärangehörige unter den Lehrern auf diesen Fauxpas hingewiesen hatte.
Dieses Friedenssymbol, so habe ich jetzt mal recherchiert, geht übrigens zurück auf die Anti-Atomwaffen-Bewegung in Großbritannien. Das sogenannte CND-Symbol ist dem Winker-Alphabet der Schifffahrer entlehnt und zeigt die beiden Buchstaben N (die beflaggten Arme werden im 45-Grad-Winkel vom Torso weggestreckt) und den Buchstaben D (ein Arm nach oben, der andere nach unten). Legt man beide Zeichen übereinander und zeichnet einen Kreis drum herum, ergibt das dann das aus der Flower-Power-Zeit bekannte Peace-Zeichen.
Aber was sollen N und D bedeuten? Der britische Künstler Gerald Holtom ist der Schöpfer dieses Symbols und er tat dies im Auftrag der Kampagne zur nuklearen Abrüstung, Campain for Nuclear Disarmament: CND.

Mit diesem Wikipedia-Wissen sind Sie jetzt nicht nur gerüstet für die nächste Demo, sondern auch für einen erfolgreichen Auftritt bei „Wer wird Millionär?“ oder wahlweise auch bei der „NDR-Quizshow“.
Und wenn ich gerade schon beim Klugscheißern bin, möchte ich den Rednern der Langenhagener Demokratie-Demo noch den gutgemeinten Rat mit auf den Weg geben, dass sich Krebsgeschwür-Analogien im Kampf gegen Rechtsextremismus nicht empfehlen, wenn man für sich selbst doch in Anspruch nimmt, besser sein zu wollen als die anderen. Denn es waren doch die Nazis, die ihre Feinde und feindliche Ideologien (Kommunismus, Kapitalismus, …) zum Krebsgeschwür erklärt haben, das man zum Schutze des Volkskörpers ausmerzen müsste. Wenn wir aus der Geschichte lernen wollen, dann vergessen wir das doch bitte nicht.
Im Rundblick berichten wir heute über diese Themen:
• Digitale Verwaltung: Das Online-Zugangsgesetz war eine feine Idee, es hapert aber in der Umsetzung vor Ort. Niedersachsens Landeshauptstadt zieht nun Bilanz und sagt: Bei uns läuft schon einiges gut.
• Gespaltene Stiftung: Die Sir-Greene-Stiftung war auch eine feine Idee, doch auch hier liegt einiges im Argen. Der Vorstand der Nachwuchsjournalisten-Förderung ist erneut zurückgetreten.
• Beliebte Reiseziele: Urlaub in Niedersachsen ist stets eine feine Idee, doch die Stimmung im Gastgewerbe ist düster. Zwar erreicht die Zahl der Übernachtungen wieder die Vor-Corona-Zeit. Doch inflationsbereinigt sehen die Umsatzzahlen gleich ganz anders aus.
Peace out –
Ihr Niklas Kleinwächter