TagesKolumne: Klimagerecht mit dem Rücken zur Wand
Haben Sie auch nur die leiseste Ahnung von Verkehrsmanagement? Wenn ja, dann schließen Sie sich bitte so schnell wie möglich der Aktivistengruppe „Disrupt Now“ an. Die „Klimagerechtigkeitsbewegung“ benötigt auf diesem Feld nämlich ganz dringend zusätzliche Expertise, wie die jüngste Blockadeaktion des Mercedes-Benz-Werks bei Bremen gezeigt hat.
Was war geschehen? Vier Aktivisten hatten sich am frühen Montagmorgen an die Bahngleise vor der Fabrik gekettet, um so den Abtransport von „rohstoff- und energiefressenden Luxuskarossen für Reiche“ zu verhindern. Das klappte nach Ansicht von „Disrupt Now“ zunächst auch ganz prima, wobei man einwenden könnte, dass das Nicht-Fahren von Zügen in diesem Land weniger ein Indiz für Disruption (Störung) ist, sondern eher den Normalzustand darstellt. Aber sei’s drum.
Auf jeden Fall fiel den Aktivisten gegen halb acht auf, dass nicht nur auf den Gütergleisen nichts rollt, sondern auch auf den Schienen des Personennahverkehrs nebenan. „Das ist nicht notwendig, die Aktion blockiert nur die Werksschienen. Zwischen Aktion und Personenverkehr gibt es eine Wand“, erklärte „Disrupt Now“ der Deutschen Bahn bei Twitter. Die Mitarbeiter im DB-Stellwerk hatten aber entweder gerade ihre Smartphones nicht zur Hand oder wollten sich nicht auf das Wort von Leuten verlassen, die bereits schon eine Absperrung auf dem Bahngelände unerlaubt überwunden hatten.
Das Ende vom Lied: „Aufgrund der Lage und der Möglichkeit, dass sich weitere Menschen im Schienenbereich aufhalten könnten, musste der gesamte Zugverkehr zwischen Bremen und Hannover zwischenzeitlich für eineinhalb Stunden gesperrt werden“, berichtete die Polizei später. Ob die Pendler, die währenddessen auf dem Bahnsteig festhingen, den gerechten Schlag gegen „Umweltzerstörung und Neo-Kapitalismus“ ebenso hart abfeiern wie „Disrupt Now“, ist nicht bekannt. Ich halte es allerdings für denkbar, dass so mancher Blockadebetroffener während der unfreiwilligen Wartezeit selbst vom Besitz eines Premium-Pkw träumte, der ihn morgens zuverlässig zur Arbeit bringen kann.
Während es auf den Schienen in Bremen gestern „Rien ne va plus“ hieß, sagt sich Glücksspielanbieter Casinos Austria: Die Würfel sind noch nicht gefallen! Die Wiener wollen gerichtlich dagegen vorgehen, dass die Spielbanken Niedersachsen künftig von der Merkur Group aus NRW betrieben werden. Haben die Österreicher noch ein Ass im Ärmel und waren die Würfel bei der Zuschlagsvergabe möglicherweise gezinkt? Im heutigen Rundblick lesen Sie mehr.
Weitere Themen sind die mögliche Bürgschaft des Landes für die Meyer-Werft in Papenburg, die politischen Folgen der gestiegenen Verkehrsunfallzahlen zwischen Harz und Küste sowie der wachsende Unmut mit der Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in Niedersachsen.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
Ihr Christian Wilhelm Link
Karrieren, Krisen & Kontroversen
Meilensteine der niedersächsischen Landespolitik
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