Wenn die Roboter erst einmal die Weltherrschaft an sich gerissen haben, werde ich dafür wahrscheinlich übel büßen müssen. Bis dahin erfreue ich mich aber bei jeder Hannover-Messe stets aufs Neue daran, dass Industrieroboter zur Belustigung der Besucher zu albernen Kunststücken gezwungen werden: Sie reichen sich Würfel, heben leere Pappkisten, sortieren irgendwelche Ersatzteilkisten und schwingen Leuchtstäbe, als hätten die Jedi-Ritter aus „Krieg der Sterne“ eine Tanzkombo gegründet.

Die letzten Jedi: Beim Roboterhersteller „HIWIN“ aus Offenburg sind offenbar die Star-Wars-Fans für den Messe-Auftritt verantwortlich. | Foto: Link

Besonders kurios erschien mir allerdings ein Industrieroboter in einem grünen Anzug, der sich hinter einer Glasscheibe wild hin und her bewegte – ein bisschen so wie eine Katze, der man gegen ihren Willen ein Kleidungsstück übergezogen hat. Anstatt sich aber wie ein bockiger Stubentiger irgendwann regungslos auf die Seite fallen zu lassen, tanzte der Roboter immer weiter und weiter. Ist das schon Roboter-Quälerei? „Nein!“, versicherte mir Udo Gommel vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) aus Stuttgart.

Mit dem grünen Overall habe es nämlich keine modische Bewandnis. Der Überzug macht den Roboter vielmehr fit für den Einsatz in Reinräumen wie etwa bei der Halbleiter-Produktion – egal, ob der Automat vom Hersteller dafür vorgesehen ist oder nicht. Die wilden Bewegungen des Roboters sollen wiederum zeigen, dass die Kleidung ihn auch bei 360-Grad-Drehungen nicht einschränkt. „Das macht Sinn“, dachte ich mir und schoss ein Foto von der Tanzdarbietung.

„I’m too sexy for my shirt“: Mit seinem Überzieher darf der Industrieroboter in jedem Reinraum tanzen. | Foto: Link

Ein bisschen schuldig fühlte ich mich allerdings schon, denn dass es sich hier quasi um einen hochqualifizierten Fachroboter handelte, machte die Sache keineswegs besser. Allerdings sind Lehrjahre bekanntlich keine Herrenjahre und selbst Jennifer Lopez und Mariah Carey haben mal als Hintergrund-Tänzerinnen angefangen. Vielleicht schafft der agile Kuka-Roboter ja auch irgendwann den großen Durchbruch. Das richtige Outfit dafür hat er auf jeden Fall schon mal.

Mein ausführlicher Bericht zur Hannover-Messe folgt. In der heutigen Ausgabe haben wir zunächst folgende Themen für Sie:

CDU will Verfassung ändern: Ein Herz für Background-Tänzer hat auch die CDU in Niedersachsen. Auf ihrer Klausurtagung in Norderney hat die Partei beschlossen, das „Recht auf Weiterbildung“ in der Landesverfassung zu verankern. Damit würden Arbeitnehmern in Zukunft ganz neue Karrieremöglichkeiten offenstehen.

Kirche riskiert dicke Lippe: Die evangelische Landeskirche hat die Werbekampagne für den Kirchentag 2025 in Hannover vorgestellt. Zentrales Element ist ein übergroßer Comic-Mund mit pinken Lippen. Was soll das bedeuten? Sie erfahren es nach dem Download.

Das Impulspapier für eine neue Startup-Kultur in Niedersachsen hat viele Unterstützer. | Foto: Link

Stiftung fordert Kulturwechsel: „Dynamisch, integriert und effektiv“ – so wünschen sich die Volkswagen-Stiftung und Startup-Niedersachsen die Gründungskultur im Land. Mein Kollege Niklas Kleinwächter stellt Ihnen das dazugehörige Impulspapier vor.

Viel Spaß beim Lesen wünscht
Ihr Christian Wilhelm Link