3. Juli 2025 · 
TagesKolumne

TagesKolumne: Harz aber herzhaft

Wer vom niedersächsischen Torfhaus aus auf den Brocken wandert, kommt vielleicht künftig an einem Hard Rock Café an. So manchem Harz-Wanderer bereitet das Magengrummeln.

Ein beliebter Scherz in Celle lautet: Vom Stadtkirchturm aus kann man die Nordsee sehen – gemeint ist natürlich das Meeresfrüchte-Restaurant in der Innenstadt. Und wer vom Brocken schaut? Der könnte demnächst bis ins Hard Rock Café blicken.

Doch der Reihe nach: Der Landkreis Harz hat gerade für rund dreieinhalb Millionen Euro die Brockenkuppe gekauft – inklusive Brockenturm, Touristensaal und Wetterhäuschen. Der Deal ist nicht nur ein cleverer Schachzug aus Sicht der hiesigen Wirtschafts- und Tourismusförderung, sondern holt auch gleichzeitig alle ab, die dem real existierenden Sozialismus hinterhertrauern: „Die Brockenkuppe ist endlich wieder Gemeinschaftseigentum", freut sich Landrat Thomas Balcerowski (CDU) laut Pressemitteilung.

Ziel ist es laut Balcerowski, „das Angebot und die Qualität deutlich anzuheben, um neue Zielgruppen anzusprechen und etablierte zu halten“. Konkret heißt das: ein barrierefreier Empfangsbereich, ein modernes Tagungs- und Veranstaltungszentrum für bis zu 500 Personen, ein neuer Mehrzwecksaal für Kultur, Vorträge oder Theateraufführungen.

Und damit noch nicht genug: Laut MDR-Bericht kam ein Gastronom aus Wernigerode mit der Idee um die Ecke, den Brocken mit einem Hard Rock Café zu veredeln. Burger und Rockmusik auf 1142 Metern Höhe – der Landrat findet das „cool“, so mancher Wanderer hält das eher für eine „Spinnerei“.

Rock around the Brock(en): Auf dem höchsten Berg im Harz könnte bald ein Hard Rock Café entstehen. | Foto: Link/mit Ki generiert

Tatsächlich muss man sich fragen, ob ein Fast-Food-Restaurant am Hexentanzplatz wirklich sinnvoll ist. Die Überschneidungen zwischen Rockmusik-Burgern und Brockenhexen sind eher gering und könnten den einen oder anderen bösen Fluch nach sich ziehen. Es sei denn, es gibt auch einen Drive-In-Schalter für Hexenbesen: „Einmal Warzen-Burger to go, Cola light im Kessel, und für die schwarze Katze noch eine Portion Spinnenbeine zum Knabbern, bitte!"

Ein amerikanisches Burger-Restaurant als Krönung des Brockengipfels: Während die Schmalspurbahn brav ihre Dieselwolken in den Nationalpark pustet, dröhnt drinnen „Smoke on the Water“ – pardon: "Smoke on the Brocken". Wer braucht da noch mystischen Nebel, wenn der Burger-Grill qualmt?

Lassen wir aber zunächst den Schleier der Walpurgisnacht über den Brocken fallen und kehren zurück nach Niedersachsen. In der politischen Hexenküche des Rundblicks haben wir heute folgende Themen für Sie zubereitet:


◼ Fehlalarme im Visier: Niedersachsen präsentiert sich beim Brand- und Katastrophenschutz gut aufgestellt. Die freiwilligen Feuerwehren erfreuen sich vieler Mitglieder. Doch falscher Alarm stört sie sehr.

Neue Pläne für Westschnellweg: Der Fehler, der beim Südschnellweg passierte, soll vermieden werden: Die Landesregierung will Kritiker des Straßenneubaus frühzeitig einbinden. Ob das gelingt, ist fraglich.

Petition zur Kinderkrankenpflege: Die generalistische Pflegeausbildung soll mehr Fairness und Chancen bieten. Doch um Kinder zu pflegen, reicht das Gelernte nicht, sagen Fachkräfte. Kliniken müssen nachschulen.

Einen tollen Ausblick und guten Appetit wünscht
Ihr Christian Wilhelm Link

Dieser Artikel erschien in Ausgabe #123.
Christian Wilhelm Link
AutorChristian Wilhelm Link

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