TagesKolumne: Fünf Jahre später…
Die Pandemie galt zunächst als großer Gleichmacher. Doch ziemlich schnell war klar, was für ein ausgemachter Quatsch diese Annahme doch war. Im Grunde war schon ihr Beginn höchst ungleich. Denn wann ging sie denn nun überhaupt los, die Corona-Zeit? Das dürfte für jeden von uns ein kleines bisschen anders gewesen sein.

Für mich war es der 16. März 2020 – also gestern vor fünf Jahren. Die Weltgesundheitsorganisation hatte zu diesem Zeitpunkt bereits seit einigen Tagen offiziell den Pandemie-Fall ausgerufen. Aber was hieß das schon? Als dann aber tatsächlich die Schulen und Kindergärten in Niedersachsen geschlossen blieben, veränderte das auch etwas in meiner eigenen Bewertung der Lage.
An jenem Montag fuhr ich morgens noch ganz normal in die Redaktion und freute mich sicher über freie Straßen. Doch binnen weniger Stunden wurden sämtliche Pressetermine für diese und die folgenden Wochen abgesagt oder ans Telefon verlagert; die vielen Videokonferenzen traten erst später auf den Plan, genauso wie FFP2-Masken, Nudel-und-Klopapier-Horten, Sieben-Tage-Inzidenzen, Stufenpläne und Öffnungsdiskussionsorgien.
Im März 2025 wirkt diese Zeit so lang her. Sind wir denn inzwischen wenigstens schlauer geworden? In dieser gefühlt nicht enden wollenden Grippesaison habe ich da so meine Zweifel. Summen wir alle noch zweimal „Happy Birthday“ (oder die Europahymne) im Kopf mit, während wir uns die Hände gründlich waschen? Bleiben wir zuhause oder zumindest auf Abstand, wenn wir spürbar einen Infekt in uns herumschleppen? Und erinnern wir uns noch daran, wie cool es aussah, sich mit Fistbump oder Fuß-Kick zu begrüßen, anstatt zu viele Hände zu schütteln?
Von einer soliden Aufarbeitung der Corona-Zeit sind wir noch weit entfernt. Ansätze gibt es derweil viele. Und jüngste Zeitungsberichte lassen mutmaßen, dass es in den Giftschränken im Bundeskanzleramt zumindest noch interessante, wenn auch keine welterschütternden Akten zu entdecken gibt. Dass es nicht um die große Abrechnung gehen muss, habe ich im vergangenen Sommer mit der Theologin Petra Bahr besprochen. Im Podcast-Gespräch warb sie für Aufarbeitung im Kleinen und erklärte, wozu es die dringend braucht.
Wir beim Rundblick haben indes schon im Oktober 2023 mit einer Serie begonnen, die schlaglichtartig die gesellschaftlichen Verwundungen durch die Corona-Zeit beleuchtet hat. Heute lesen Sie im Rundblick nun schlussendlich den wohl letzten Teil dieser Serie. Darin erklärt Klaus Wallbaum, warum die Sehnsucht nach Demokratie in einer schweren Krise nicht ohne Risiko bleibt.
Außerdem berichten wir heute noch über diese Themen:
- Industrie: Gewerkschaft trommelt bei bundesweitem Aktionstag gegen den Kahlschlag in der Industrie
- Zollstreit: Europas oberster Handelspolitiker Bernd Lange warnt vor den Auswirkungen des Zollstreits auf Niedersachsen
Bleiben oder werden Sie bald wieder gesund!
Ihr Niklas Kleinwächter
Karrieren, Krisen & Kontroversen
Meilensteine der niedersächsischen Landespolitik
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