Kennen Sie dieses sonderbare Gefühl, wenn die Helden der Kindheit plötzlich … alt sind? Rupert Grint ist schon seit zwei Jahren Vater einer Tochter. Inger Nilsson hat längst das Renteneintrittsalter erreicht. Und Otto Waalkes hat kaum noch Haare auf dem Kopf. Für mich werden sie trotzdem immer der leicht tollpatschige Ron Weasley, die bärenstarke Pippi Langstrumpf oder der frivol singende Friesenjung bleiben.

In der Politik gibt’s das auch: Plötzlich sind die Youngsters von einst geradewegs dabei, professionelle Vollblutpolitiker zu werden. Eben waren sie noch Shootingstars der Parteijugend, jetzt sind sie kurz davor, dem Kanzler die Amtsgeschäfte abzunehmen.

Bye bye Julis: Franziska Brandmann verabschiedet Konstantin Kuhle. | Foto: @henryjstrauss via Konstantin Kuhle

Die jungen Politiker meiner Generation sind jetzt zu alt für ihre Jugendverbände. Innerhalb nur weniger Tage mussten die Jugendorganisationen von FDP und Grünen von zwei ganz Großen Abschied nehmen: Da war zum einen der frühere Julis-Chef Konstantin Kuhle (bisschen älter als ich), der am vergangenen Wochenende beim Bundeskongress in Hildesheim aus dem Kreis der Jungen Liberalen verabschiedet wurde.

„Wenn man Freunde hat, braucht man sich vor nichts zu fürchten“: Dzienus tritt mit Janosch in die Erwachsenenwelt über. | Foto: @dzienus

Zum anderen veröffentlichte dann am Mittwoch noch der frühere GJ-Chef Timon Dzienus (bisschen jünger als ich) viele warme und auch einige selbstironische Worte zum Abschied von seiner Grünen Jugend, die ihm ebenfalls am vergangenen Wochenende auf ihrem Bundeskongress Lebewohl sagte. „Ich bin hier groß geworden, auch wenn das mit dem Wachsen rein körperlich gescheitert ist“, schrieb Dzienus auf Instagram, so wie auch dies: „Ich bin jetzt alt, obwohl ich immer noch aussehe wie 12.“

Der Kartoffel-Fan schreibt bekanntlich seit jeher seine TagesKolumnen-Gags selbst. Seiner GJ-Heimat ist er nun zumindest entwachsen, ob er aber auch erwachsen geworden ist, schauen wir mal.

Dzienus (28) zieht es nun jedenfalls dorthin, wo Kuhle (35) schon ist und gerne noch bleiben möchte: in den Deutschen Bundestag. Im heutigen Rundblick geht Chefredakteur Klaus Wallbaum deshalb der Frage nach, ob der extrem linke Nachwuchspolitiker (also Dzienus, nicht Kuhle) womöglich die Galionsfigur der niedersächsischen Grünen im kommenden Bundestagswahlkampf sein könnte – und wie das zum Mitte-Kurs von Robert Habeck passt.

Außerdem haben wir heute noch diese kaum gealterten Themen für Sie:

  • Industrie Digital: In puncto Digitalisierung sieht Olaf Lies Deutschland als „Early Adopter“ oder „First Follower“ — und ist damit zufrieden.
  • Petitionsausschuss: Rot-Grün weiß noch nicht, ob Lehrer an Schulen in freier Trägerschaft besser bezahlt werden sollen.

Zum Abschied noch ein ausgewähltes und zurechtgestutztes Dzienus-Zitat: „Seid kritisch & lest auch Theorie!“ Viel Spaß bei der Lektüre wünscht
Ihr Niklas Kleinwächter