Mit Kanonen auf Spatzen zu schießen, war noch nie eine gute Idee. Doch wer echte Innovationssprünge schaffen will, muss manchmal auch ungewöhnliche Ansätze verfolgen: Ein Startup aus Husum setzt deswegen jetzt hochentwickelte Flugabwehrtechnologie gegen Rotmilane ein. Es geht allerdings nicht darum, die Greifvögel vom Himmel zu ballern, sondern der Ansatz lautet, die Tiere möglichst lange in der Luft zu halten. Die Firma namens ProTecBird hat ein Antikollisionssystem entworfen, um Zusammenstöße zwischen den geschützten Raubvögeln und Windkraftanlagen zu verhindern. Die Technologie dafür stammt ausgerechnet vom Rüstungsunternehmen Rheinmetall. Klingt komisch, is‘ aber so.

ProTecBird-CEO Thorsten Heinzen (von links), Umweltminister Tobias Goldschmidt aus Schleswig-Holstein und ein Rotmilan. Nach Rundblick-Information ist keiner der drei bislang mit einem Windrad kollidiert. | Foto: ProTecBird

Das Konzept ist schnell erklärt: Ein Kamerasystem scannt den Himmel rund um die Windkraftanlagen nach Vögeln ab, die mithilfe von KI-gestützter Software identifiziert werden. Wird ein unter Artenschutz stehender Vogel in einer bestimmten Entfernung erkannt, geht sofort ein Abschaltbefehl an die Windkraftflügel heraus. ProTecBird-CEO Thomas Heinzen bezeichnet das mittlerweile auch von deutschen Behörden anerkannte System als Gamechanger für die Windenergiebranche – schließlich können jetzt Windräder auch da gebaut werden, wo es bisher Probleme mit dem Artenschutz gab. Endlich mal wieder gute Nachrichten für die Energiewende.

Flugabwehr mal anders: Dank Rheinmetall-Software können geschützte Vögel mit hoher Wahrscheinlichkeit erkannt und vor Zusammenstößen mit Windkraftflügeln bewahrt werden. | Foto: Manfred Stöber; Montage ProTecBird

Rheinmetall-Manager Uwe Lindenau geht sogar noch einen Schritt weiter: „Mit unserer Software und dem technischen Know-how von ProTecBird können nicht nur einzigartige geschützte Vögel wie der Rotmilan oder der Seeadler geschützt werden. Auch der Nutzen für die Flugsicherheit in Bezug auf Vogelschlag an Triebwerken und der Flugzeugzelle von Flugzeugen im Bereich der Luftfahrt ist groß.“ Als Laie halte ich es zwar für riskant, wenn sich plötzlich das Triebwerk abschaltet, weil ein Rotmilan die Flugbahn eines Linienfliegers kreuzt, aber die bei Rheinmetall werden schon wissen, was sie tun. Und vielleicht gelingt es ProTecBird sogar, ihre Erfindung zu einem aktiven Antikollisionssystem weiterzuentwickeln: Dass die Flügel bei Vogeldetektion abgeschaltet werden, ist ja schön und gut. Viel besser wäre es aber, wenn das Windrad einfach ein Stück nach links oder rechts rollt, um dem heranfliegenden Vogel von selbst auszuweichen. Das würde auch endlich mal ein bisschen Bewegung in die gelegentlich schon etwas eintönigen Windrad-Landschaften bringen.

Wir hier in der Rundblick-Redaktion versuchen übrigens ebenfalls, die Rheinmetall-Technologie in die Finger zu bekommen. Unser Ziel ist ein Pro-Kollisionssystem, das Abonnenten automatisch per Software erkennt und ihnen die aktuelle Ausgabe direkt auf den Rechner oder das mobile Endgerät herunterlädt. Bis es soweit ist, müssen Sie aber leider manuell den Downloadknopf drücken, über den Sie heute unter anderem über folgende Themen informiert werden:

Unbestimmter Rechtsbegriff: Wer den Staat auf demokratiefeindliche Weise „delegitimiert“ gerät in das Visier des niedersächsischen Verfassungsschutzes. Doch was genau bedeutet eigentlich „Delegitimierung“? AfD-Fraktionschef Klaus Wichmann hat bei der Landesregierung nachgefragt und Antworten bekommen.

Stellenaufbau bei der Kultusverwaltung: Um die Fördermillionen aus dem Startchancen-Programm des Bundes zu verteilen, bekommt das regionale Landesamt für Schule und Bildung in Lüneburg mehr Mitarbeiter. Bei pädagogischen Mitarbeitern ohne Qualifikation droht hingegen ein Stellenabbau.

Kommunen kritisieren Philippi: Der Entwurf für das neue Gleichstellungsgesetz von Sozialminister Andreas Philippi kommt bei den Kommunalverbänden überhaupt nicht gut an. Der Entwurf lasse „den notwendigen Blick für den kommunalen Arbeitsalltag vermissen“, tadelt NLT-Geschäftsführer Joachim Schwind. Der Rundblick-Gleichstellungsbeauftragte Klaus Wallbaum erklärt, warum die geplante Neuregelung für die Neubesetzung von Verwaltungsstellen für Streit sorgt.

Einen möglichst kollisionsfreien Freitag wünscht Ihnen
Ihr Christian Wilhelm Link