Wer schon mal in einem Möbelhaus war, kennt die Firma Leonardo als Hersteller von Gläsern und Dekoartikeln. Es gibt aber auch eine Katzenfuttermarke dieses Namens sowie die Hotelkette Leonardo, die auch in Hannover zwei Häuser betreibt. Die gestrige Pressemitteilung mit dem Titel „Neuer Player im europäischen Panzerbau: Leonardo und Rheinmetall gründen Joint Venture“ sorgte daher zumindest bei mir zunächst für Irritationen. Kommt bald ein gläserner Panzerkampfwagen fürs Wohnzimmer auf den Markt? Füllt Rheinmetall seine Granaten künftig mit Trockenfutter? Oder wird die nächste Schützenpanzer-Generation mit extra Handtüchern, Bademantel, Kosmetikprodukten und einer Begrüßungsflasche Wasser ausgeliefert?

Die Antwort ist dreimal nein und leider so naheliegend wie enttäuschend: Kooperationspartner ist der römische Rüstungskonzern Leonardo, der früher Finmeccanica hieß, aber nach diversen Korruptionsskandalen ein neues Image sowie einen neuen Namen brauchte. Und wer bietet sich da als Patron besser an als der italienische Universalgelehrte und Renaissancekünstler Leonardo da Vinci? Er entwarf schließlich ein kreisrundes Panzerfahrzeug mit Handkurbelantrieb, eine absurd große Riesenarmbrust sowie eine (unbewaffnete) Luftschraube, die manche als Vorläufer des modernen Helikopters betrachten. Dass keine einzige von Leonardos Kriegsmaschinen auch nur annähernd funktionstauglich war, spielte bei der Namensauswahl offenbar keine Rolle.

Ein Universalgenie bei der Arbeit: Leonardo da Vinci sitzt 1499 an seinem Laptop und erfindet das Politikjournal „Vista Panoramica di Firenze“, den Vorläufer des Rundblicks. | Quelle: mit KI generiert

Das Hauptziel der Firma namens „Leonardo Rheinmetall Military Vehicles“ soll die Entwicklung eines neuen italienischen Kampfpanzers auf Basis des Panther KF51 sein, den Rheinmetall seit Mitte 2022 wie Sauerbier anbietet. Bis auf Ungarn wollte kein Militär in Europa den neu entwickelten Superpanzer des Konzerns bislang haben.

Der Regierung von Giorgia Meloni will Rheinmetall-Chef Armin Papperger jedoch ein Angebot machen, das sie nicht ablehnen kann. „Rheinmetall bringt die perfekten Technologien für den italienischen Bedarf ein“, verspricht der CEO. Was sich dahinter verbirgt, ist klar: Der neue Kampfpanzer kommt serienmäßig mit Espressomaschine, Pizzaofen, Weinkühler und den gesammelten Alben von Eros Ramazzotti. Für die Werbekampagne hat Rheinmetall womöglich schon den „Cappuccino-Mann“ engagiert. Im dazugehörigen Fernsehspot flirtet Herr Angelo wieder mit seiner blonden Nachbarin, die diesmal herauszufinden versucht, wer ihren Kleinwagen plattgerollt hat, und gibt erst am Ende zu: „Isch ‚abe gar keinen Panzer, Signorina.“

Bruno Maccallini, der „Cappuccino-Mann“ war der Werbestar der frühen 1990er Jahre. Das war noch in der Zeit, bevor sich Jürgen Klopp jeden Werbedeal geschnappt hat. Hier geht’s zum Werbespot von damals. | Screenshot: Youtube

Schalten nun auch Sie den Wasserkocher an, reißen Sie eine Tüte mit Kaffeepulver auf und lümmeln Sie sich mit einem Fertig-Cappuccino aufs Sofa. Denn das sind die Themen der heutigen Rundblick-Ausgabe:

  • Jetzt aber pronto: Der Landesrechnungshof fordert mehr Fortschritte bei der Verwaltungsdigitalisierung in Niedersachsen und hat dazu einige Vorschläge vorgelegt. Ein besonders drastischer Vorstoß betrifft CIO Horst Baier.
  • DRV bittet zur Kassa: Nach dem Herrenberg-Urteil bleibt die Situation der Honorarkräfte im Bildungssektor weiterhin ungeklärt. Am Dienstag lief jedoch ein „Moratorium“ der Deutschen Rentenversicherung aus, die jetzt wieder die Sozialversicherungspflicht überprüft.
  • MAN übt den Salto mortale: Für deutsche Automobilhersteller ist die Elektromobilität bislang ein einziges Fiasko. Auch beim VW-Tochterunternehmen MAN Truck & Bus wachsen die Sorgen. Zusammen mit der Politik überlegt die Logistikbranche bereits, wie sich die Verkaufszahlen steigern lassen.

Arrivederci sagt
Ihr Christian Wilhelm Link