Wer bisher dachte, dass allein die 50+1-Regel dem Wiederaufstieg von Hannover 96 in die Fußball-Bundesliga im Wege steht, der wurde beim Arbeitgeberforum im Schloss Herrenhausen eines Besseren belehrt. Regionspräsident Steffen Krach outete sich nämlich nicht nur als Sportfan, sondern auch als jemand, der den Prestigegewinn durch Spitzensport in touristischer Hinsicht viel wertvoller findet als die beste Plakatkampagne. Zwar hatte die Region erst kürzlich ihren Zuschuss für die Tourismusförderung erhöht – das war aber offenbar nur eine Notlösung. „Wenn ich dürfte, würde ich lieber zwei neue Spieler kaufen und den Aufstieg sicherstellen“, verriet Krach.

Sportexperten unter sich (von links): Regionspräsident Steffen Krach, Eike-Christian Korsen (TSV Hannover-Burgdorf) und Martin Kind (Hannover 96) sprechen mit Moderator Martin Brüning (Arminia Bierzelt) über den Sportstandort Hannover. | Foto: Axel Herzig

Nun fragen Sie mich bitte nicht, welche Verordnungen und Gesetze geändert werden müssen, damit der Regionspräsident direkten Einfluss auf die Transferpolitik von Hannover 96 ausüben darf. Viel wichtiger ist die Frage, ob Steffen Krach mit einem solchen Wahlversprechen nicht schon die Wiederwahl sicher ist – sofern die „Roten“ bis 2026 nicht aus eigener Kraft aufsteigen.

Letzteres scheint aber eher unwahrscheinlich zu sein, wenn man Clubchef Martin Kind fragt. „In dieser Saison war es einfach aufzusteigen und wir haben es nicht geschafft. Das muss man erst mal verarbeiten“, sagte der Unternehmer in Hannover vor fast 500 Arbeitgeberkollegen. Anders als für seine Hörgeräte will Kind für die Zielsetzung, baldmöglichst den Sprung in die 1. Bundesliga schaffen zu wollen, lieber keine Garantie abgeben. Eines weiß der 96-Boss aber mit Sicherheit: „Die 2. Liga ist die Einleitung zum wirtschaftlichen Selbstmord. Die Musik spielt in der 1. Liga.“ Nur eine Route führt laut Kind noch schneller zum finanziellen Harakiri als die Zweitklassigkeit: „Aufsteigen, nur um sofort wieder abzusteigen, ist noch teurer.“



Weitere Details zur Debatte um den Sportstandort Hannover und die Frage, welche Rolle der Spitzensport für die regionale Wirtschaft spielt, entnehmen Sie bitte dem heutigen Rundblick. Außerdem hat Innen- und Sportministerin Daniela Behrens gestern das Lagebild Cybercrime und Kinderpornografie sowie den Sportbericht 2023 vorgestellt. Und die Innenpolitiker der Landtags-Grünen denken offenbar über die Einführung von „kommunalen Bürgerräten“ nach. Was hinter diesen Überlegungen steckt und ob dieses Gremium auch Spielertransfers für hiesige Sportvereine in die Wege leiten dürfte, erfahren Sie gleich nach dem Download.

Viel Spaß beim Lesen wünscht
Ihr Christian Wilhelm Link