Am Sonnabend konnte man kalte Füße bekommen, oder sie sich verdienen. Bei sonnigem Winterwetter versammelten sich 35.000 Menschen in Niedersachsens Landeshauptstadt. Man wollte auf den Opernplatz, aber der war bald voll. Deshalb tummelten sich die Massen vom Steintor bis zum Aegi.

Von einer „gewaltigen Demonstration guten Willens“ sprach Altbundespräsident Christian Wulff (CDU) angesichts der Tausenden, die in Hannover, Niedersachsen und bundesweit gegen rechtsradikale Deportationsphantasien auf die Straße gingen und mahnte sogleich: „Das wird nicht reichen.“
(Die Diskussion, ob eine „Demo gegen Rechts“ an der falschen Stelle eine Grenze zieht, und ob der Ausschluss der CDU etwa in Braunschweig so sinnvoll gewesen ist, klammern wir an dieser Stelle einmal aus — nur so viel: Die von vielen als am besten beurteilte Rede in Hannover hielt eben ein Christdemokrat. Aber dazu vielleicht später mehr.)
Was jene Redner umtrieb, die über den Tag hinauszudenken bereit waren, war die Frage: Wie geht es weiter, wenn die 35.000 Menschen jetzt den Platz wieder verlassen, nachhause und später dann zum Sportverein oder zur Arbeit gehen?
In der Masse fühlen sich alle stark. Von „Gratismut“ habe ich am Wochenende auch schon wieder gehört. Mut also, der leicht zu haben ist, weil man sicher nicht allein dasteht. Wie aber, so ein beliebtes Bild auf der Demo, verhält man sich in der Teeküche auf der Arbeit, wenn einer die Abschiebepläne gutheißt und man das Schweigen der drei anderen nicht zu deuten vermag?
Auch dann, so die Hoffnung der Rednerinnen und Redner, soll man aufstehen. Widersprechen. Nachfragen. Und auf die Sorge, dass einer allein nicht viel ausrichten kann, erinnerte Regionalbischöfin Petra Bahr am Sonnabend an die Wirkung eines Legosteins, auf den man nachts mit nackten Füßen im Kinderzimmer getreten ist. Autsch.

Hannover hat nun eine Kiste mit 35.000 Legosteinen ausgekippt. Die würden reichen, um mehr als dreimal das größte Set zu bauen, das Lego je vertrieben hat: die Weltkarte, Art-Edition, mehr als 11.000 Teile. (Ein Bild davon und weitere Klemmbaustein-Größenvergleiche finden Sie hier: Die zehn größten LEGO® Sets aller Zeiten)
Mehr Nachrichten aus Niedersachsen halten wir im Rundblick für Sie bereit:
• Kliniknotstand: Nach einer Ausarbeitung der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft (NKG) sagen derzeit 95 Prozent der Kliniken, dass sie die aktuellen Kostensteigerungen nicht mehr auffangen können und auch die Rücklagen schon aufgezehrt seien.
• IHKN-Konjunkturumfrage: Die niedersächsische Wirtschaft versumpft im Stimmungstief: Die Betriebe zwischen Harz und Küste bewerten die aktuelle Geschäftslage überwiegend schlecht und schauen besorgt in die Zukunft.
• Corona-Serie: Im sechsten Teil unserer Serie zur Corona-Aufarbeitung blicken wir auf die Kirchen, die ihre Rolle als Hoffnungsgarant und Mahner gefunden haben … wenn auch mit Verzögerung.
Kommen Sie gut in die neue Woche.
Ihr Niklas Kleinwächter