Lucas von Bothmer, Chefredakteur der Jagd-Zeitung „Der Überläufer“, sorgt mit einem „offenen Brief“ an Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) derzeit bundesweit für Aufmerksamkeit. Der Auslöser soll sein, dass Meyer angeblich in einem – inzwischen gelöschten – Facebook-Beitrag die Gegner des Wolfes als „Rechte“ bezeichnet haben soll. „Da man mit ,Rechten‘ bekanntlich weder reden muss noch darf, ist dieses Stilmittel in der Politik inzwischen sehr beliebt, um Andersmeinende erfolgreich mundtot zu machen“, schreibt von Bothmer.

Anschließend geht er eifrig zur Sache – und stellt einige gewagte Thesen auf. Der Massenmörder Adolf Hitler „war mindestens ein so glühender Wolfs-Verehrer wie Nabu und Grüne heute“, schreibt er. Die Vorläuferorganisation des Nabu sei NS-geprägt gewesen. Die nächste These lautet, Hitler habe den Wolf vermenschlicht und „zu Propagandazwecken germanisiert“. Er fügt dann hinzu: „Wenn die ,dunkle Vergangenheit des Wolfes‘ als Propaganda-Werkzeug ans Licht kommt, schreibt die ,Letzte Generation‘ dann die Geschichtsbücher um? Oder sucht sie sich gleich eine neue politische Heimat, ganz ohne Wappentiere?“
An Meyer gerichtet fügt von Bothmer hinzu: „Es bedarf nur einer ,linkspopulistischen‘ Antwort auf ihren ,rechtspopulistischen‘ Post von gestern – und Wolfsfreund zu sein, könnte das neue ,Rechtsaußen‘ werden – und ,Wolfsangst‘ ein Minderheitenrecht werden.“ Dies sei die Logik, die Meyer selbst bediene, das seien die Geister, die er damit rufe in seiner „Debattenkultur des tumben Schlagwortmoralismus“.
Der offene Brief in voller Länge:
Offener Brief an den niedersächsischen Umweltminister Christan Meyer, Grüne
Sehr geehrter Herr Minister Meyer,
mit Erstaunen habe ich einen Post auf Ihrer Facebook-Seite gelesen, in welchem Sie Niedersachsens Wolfsgegner nunmehr pauschal als „Rechte“ bezeichnen.
Da man mit „Rechten“ bekanntlich weder reden muss noch darf, ist dieses Stilmittel in der Politik inzwischen sehr beliebt, um Andersmeinende erfolgreich mundtot zu machen.
Manchmal – und das hier könnte so ein Fall sein – wird aus der „Allzweckwaffe Nazikeule“ allerdings auch ein gefährlicher Boomerang.
Dass der Wolf in Niedersachsen vor 150 Jahren erstmalig ausgerottet wurde, ist in jedem Falle keine Initiative der Nazis gewesen - die gab es damals noch gar nicht. Dass er innerhalb der letzten 15 Jahren erneut vom Problem zur existentiellen Bedrohung für Deichschäfer, Waldkindergärten, Reiter und mittlerweile sogar Hundehalter geworden ist, haben Sie ja vielleicht mitbekommen.
Dass die Grünen bei der Landtagswahl in Niedersachsen zwar erneut nur von einem Bruchteil der Menschen gewählt worden sind, aber Politik für die Mehrheit machen sollen, hat man Ihnen das gesagt?
Würden Sie UNS aber im Gegenzug vielleicht einmal verraten, wann genau Familien mit zerfetzten Ponys auf der Koppel, Schäfer mit dutzenden, aufgeschlitzten Schafen auf der Weide, oder Joggerinnen in Todesangst vom linken (Wald-)Weg abgekommen- und auf die „rechte Buckelpiste“ gerutscht sein sollen? Habe ich da in Geschichte nicht aufgepasst?
Ich habe zwar nicht so lange studiert wie Sie, aber ein paar Dinge weiß ich noch. Zum Beispiel, dass der ´rechteste Rechte´ aller Zeiten, der Massenmörder Adolf Hitler, mindestens ein so glühender Wolfs-Verehrer war, wie NABU und Grüne heute.
Und, dass schon der NABU-Vorgänger, dessen Nachfolgeverein ja auch Sie, verehrter Herr Meyer heute angehören, die Machtübernahme Hitlers 1933 mit den Worten „freudig stellen wir uns hinter den Führer, geloben, unsere ganze Kraft einzusetzen für sein hohes Ziel.“, begrüßte. (Zitiert von der NABU-Internetseite.)
Doch Gemach: Nur, weil Sie, Herr Minister, einem Ex-Nazivogelschutzverein angehören, sind Sie für mich noch lange kein Nazivogel. Nur sollten wir als Demokraten nicht alle ein bisschen vorsichtiger mit der Diabolisierung Andersdenkender umgehen? Eine Nazikeule im Porzellanladen bringt zwar viele Scherben – aber nur selten Glück.
Denn stellen Sie sich mal vor, all die VW-Tuareg (Vorsicht: Rechter Autobauer mit NS- Geschichte begeht hier kulturelle Aneignung...) fahrenden Hockey-Mütter aus Hannover, Wolfsburg, oder Braunschweig, die Ihnen für Wolfsschutz seit Jahren Geld spenden, erfahren, dass auch Adolf Hitler ein begeisterter Wolfsschützer war? Was, wenn die begreifen, dass er (genau wie Sie heute) den Wolf vermenschlicht- und zu Propagandazwecken „germanisiert“ hat?
Und was bitte wäre los, wenn Ihre moralisch-hysterischen, neurotisch-zukunftsängstlichen, intellektuell-wankelmütigen und „jungwoken“ Wähler erfahren, dass Hitlers geliebte Schäferhündin „Blondie“ (her, she) einen Sohn namens „Wolf“ (him, he) gebar? Dass sich der größte Verbrecher der Weltgeschichte von seiner Frau Eva Braun zärtlich „Onkel Wolf“ nennen ließ? Dass er sogar seine eigene Schwester Paula Hitler in „Paula Wolf“ umtaufte und die ganze Nazisymbolik voller Referenzen auf den unzähmbaren Canis Lupus war? („Wolfsangel“, „Wolfsschanze“, „Werwölfe“ etc.)
Wenn die „dunkle Vergangenheit des Wolfes“ als Propaganda-Werkzeug ans Licht kommt: Schreibt die „letzte Generation“ dann die Geschichtsbücher um? Oder sucht sie sich gleich
eine neue politische Heimat, ganz ohne gefährliche Wappentiere?
Wissen die Wähler der Grünen eigentlich, dass die Nazis im Jahr 1933 das „Reichstierschutzgesetz“ erließen – welches die Tierrechte über die (angeblich „minderwertiger“) Menschenrassen stellte? Wenn die hysterische Medienöffentlichkeit erstmal begreift, dass auch Hitler Vegetarier war, und er die Jagd (genau wie die Grünen) allenfalls aus Waldschutzgründeten duldete, aber keinesfalls als Freizeitbetätigung? Wird man dann Parallelen zur grünen Politik ziehen, von der mittlerweile viele Menschen auf dem Land den Eindruck haben, weniger Rechte zu genießen als der unantastbare Isegrim?
Es bedarf nur einer "linkspopulistischen" Antwort auf Ihren "rechtspopulistischen" Post von gestern – und Wolfsfreund zu sein, könnte das neue „rechtsaußen“– und „Wolfsangst“ ein Minderheitenrecht werden.
Das, lieber Herr Umweltminister ist die Logik, der Sie sich selbst bedienen. Das sind die Geister, die damit rufen. In Ihrer Debattenkultur des tumben Schlagwortmoralismus´,
ist Vernunft leider keine Währung mehr - für niemanden.
Sehr geehrter Herr Umweltminister Meyer:
Gut, dass Sie Ihren Post gleich wieder gelöscht haben.
Ihr Lucas v. Bothmer (Chefredakteur „Der Überläufer“)
PS: Als Umweltminister und NABU-Mitglied brauchen Sie dringend ein neues Wappentier. Ich möchte Ihnen hiermit offiziell den Sperber vorschlagen. Er ist ein anmutiger Beutegreifer, das bringt auf jeden Fall Spenden. Zudem brütet da auch das Männchen – und das Weibchen kümmert sich ums Essen, weil es doppelt so groß ist, wie er. (An irgendwas erinnert mich das. Ihr Parteivorstand kann es nicht sein, oder?)
Unter seinem offenen Brief postete Lucas von Bothmer auf Facebook auch folgenden Screenshot des offenbar inzwischen gelöschten Beitrags von Umweltminister Christian Meyer:
