Die Ankündigung der Geschäftsleitung der Meyer-Werft, rund 440 Stellen abzubauen und so bis Ende 2027 „schwarze Zahlen“ des Unternehmens zu schreiben, wirkt in der Landespolitik wie ein Schock. Zwar gab es in den vergangenen Wochen schon Vorzeichen einer Krisenstimmung, doch vom Stellenabbau war nicht die Rede. Der Sprecher von Wirtschaftsminister Olaf Lies, Christian Budde, sprach von einem „schmerzhaften Einschnitt“ und davon, dass das Land „den notwendigen Restrukturierungsprozess eng begleiten“ werde. Man wolle sich für „den Erhalt der Arbeitsplätze vor Ort einsetzen“.

Die Meyer-Werft habe „zentrale Bedeutung für die gesamte Region sowohl als Arbeitgeber wie auch als einer der internationalen Know-how-Träger im Kreuzfahrtschiffbau und damit als industrielles Aushängeschild von Weltrang“. Die Werft hat volle Auftragsbücher, bei der Schiffsfinanzierung jedoch fließt die Masse der Einnahmen erst bei der Fertigstellung, für die Übergangsphase sind Kredite nötig – und der Kreis der Banken, die den Schiffsbau finanzieren, ist kleiner geworden.
Budde erklärte, zum Thema Bürgschaften wolle man öffentlich nichts sagen. Wie aus politischen Kreisen verlautet, könnte es bei der Vorfinanzierung von Schiffen um Bürgschaften in erheblicher Größenordnung – also mehr als zwei Milliarden Euro – gehen. Angeblich soll der Bund vor Monaten bereits die Forderung nach „weiteren Investoren“ für die Werft geäußert haben. Da der Bund selbst eine Beteiligung offenbar bisher ablehnt, käme auch das Modell einer Beteiligung Niedersachsens an dem Unternehmen in Betracht. In Niedersachsen sind Unternehmensbeteiligungen seit langem eine gängige Form der Wirtschaftspolitik, wie man an Volkswagen sieht, aber auch am Stahlwerk in Salzgitter. Bisher aber sind Modelle einer Landesbeteiligung noch bloße Spekulation.