Statistik beweist: Braunschweig ist Europas Forschungsstandort Nummer eins
Von Isabel Christian
Keine Region in der Europäischen Union investiert so viel Geld in Forschung und Entwicklung wie Braunschweig. Das geht aus einer neuen Studie des Statistischen Amts der Europäischen Union (Eurostat) hervor, die dem Politikjournal Rundblick vorliegt. In seinem Jahrbuch der Regionen veröffentlicht Eurostat jährlich Statistiken zu unterschiedlichen Themen wie Bevölkerung, Wirtschaft, Bildung und Forschung. Für den Großteil davon hat Eurostat die Bundesländer nochmal in Regionen geteilt. Niedersachsen besteht in diesen Statistiken aus den Regionen Braunschweig, Weser-Ems, Lüneburg und Hannover. In der neusten Ausgabe zeigt sich, dass Niedersachsen nicht nur im Bereich der Forschung erstklassig ist, sondern auch in anderen Bereichen zur Spitzengruppe gehört. Hier ein Überblick:
Forschung und Entwicklung: Im Jahr 2016 wurden in der EU rund 302,9 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung ausgegeben, das sind etwa 594 Euro pro Einwohner. Sie flossen in Unternehmen, Hochschulen sowie staatliche und private Non-Profit-Organisationen. Wie viel die einzelnen Regionen in die Forschung investieren, setzt die EU in Relation zum Bruttoinlandsprodukt, um Trends zu messen und Zielmarken auszugeben. So hat die EU das Ziel vorgegeben, dass bis 2020 mindestens drei Prozent des BIP der EU in die Forschung fließen sollen. Bisher sind es lediglich 2,03 Prozent. Ein Drittel der 33 Regionen in Europa, die mehr als drei Prozent ihres BIP in die Forschung investieren, liegen in Deutschland. Und der einsame Spitzenreiter unter ihnen ist Braunschweig. 9,5 Prozent des BIP flossen hier 2015 in die Forschung. Dahinter liegen mit weitem Abstand die belgische Provinz Wallonien (6,54 Prozent), Stuttgart (6,24 Prozent) und die österreichische Region Steiermark (5,16 Prozent). Ein Vergleich mit den Daten von 2005 zeigt, dass Braunschweig zudem seine Förderung am stärksten von allen EU-Regionen ausgebaut hat. Um 4,04 Prozentpunkte hat die Region ihre Ausgaben für Forschung erhöht, der Zweitplatzierte Trier dagegen gibt lediglich 2,36 Prozentpunkte mehr aus als 2005.
Landwirtschaft: Dass Niedersachsen Deutschlands Schweineland Nummer eins ist, ist hinreichend bekannt. Doch in Niedersachsen leben auch die meisten Schweine Europas (in 5700 Betrieben). Insgesamt 54 Gebiete in der EU haben sich auf Schweinehaltung spezialisiert, mit 8,6 Millionen Schweinen führt Niedersachsen das Feld an. Dahinter liegen mit 7,6 Millionen Tieren das spanische Katalonien und Nordrhein-Westfalen mit 7,2 Millionen Schweinen. Auch bei der Kuhmilch gehört eine niedersächsische Region zu den Hauptlieferanten. Die Region Weser-Ems lieferte 2016 rund 3,4 Millionen Tonnen Milch und belegt damit Platz fünf, Spitzenreiter ist die französische Bretagne mit 5,4 Millionen Tonnen. Gut steht Niedersachsen zudem beim Getreide da. 800.000 Tonnen Roggen kamen 2016 aus Niedersachsen, mehr lieferte nur Brandenburg. Und bei der Gerste belegt Niedersachsen mit 1,4 Millionen Tonnen in 2016 den achten Platz.
Wirtschaft: In den Daten zur Wirtschaft punktet Niedersachsen vor allem bei der Jugend. Nur 7,5 Prozent der arbeitsfähigen Jugendlichen zwischen 15 und 24 Jahren in Niedersachsen ist arbeitslos, der EU-Schnitt liegt bei 16,8 Prozent. Besonders sticht die Region Weser-Ems hervor, hier haben lediglich 4,6 Prozent der Jugendlichen keine Arbeit. Gleichzeitig gelingt es jungen Menschen zwischen 20 und 35 Jahren mit höherem Bildungsabschluss in Niedersachsen besonders gut, eine Arbeit zu finden. In 57 EU-Regionen finden mehr als 90 Prozent der Gutausgebildeten eine Arbeit, alle vier niedersächsischen Regionen gehören dazu. Besonders gut gelingt es in Weser-Ems, hier haben 92,5 Prozent der jungen Absolventen einen Job. Spitzenreiter sind Nordostschottland und Cumbria im Vereinigten Königreich. Diesen Regionen ist es gelungen, sämtliche Absolventen in Arbeit zu bringen.
Gesellschaft: Einen Negativrekord hält Niedersachsen jedoch auch – es gibt Gebiete mit einem sehr hohen Durchschnittsalter. Die Unterregion Osterode am Harz ist die einzige Region in Westdeutschland, in der die Menschen im Durchschnitt 51,5 Jahre alt sind. Von den 31 Unterregionen in Europa, in denen das Durchschnittsalter mindestens 51,5 Jahre beträgt, liegen 24 in Ostdeutschland und eine in Westdeutschland – im Westharz. Die Erklärung für das hohe Durchschnittsalter der Bevölkerung liegt in der wirtschaftlichen Schwäche der Gegend. Im Harz gibt es nur wenig Industrie und damit auch wenige Arbeitsplätze. Die Jüngeren ziehen in die Städte, während die Älteren bleiben. Die Unterregion mit den meisten älteren Menschen ist im Übrigen Evrytania in Griechenland. Hier ist der Durchschnittsbürger 54,3 Jahre alt.