4. März 2020 · 
Bildung

Städtetag: Reform der Erzieherausbildung für Kindergärten bleibt aus

Der Präsident des Niedersächsischen Städtetages (NST), Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD), zeigt sich enttäuscht über die Landesregierung: „Seit mehr als einem Jahr reden wir jetzt darüber, dass die Erzieherausbildung reformiert und angepasst werden muss. Geschehen ist bislang nichts – und das ist sehr ärgerlich“, sagt Mädge im Gespräch mit dem Politikjournal Rundblick. Der Städtetag schlägt eine generelle Veränderung vor: Anstelle von bisher vier Jahren Ausbildung, die fast in die Richtung einer Akademisierung geht, befürworteten die Kommunen eine Verkürzung auf drei Jahre. Es solle auch eine Art „duale Ausbildung“ zum Tragen kommen: „Dies könnte dann so aussehen, dass die ein angehender Erzieher zwei Tage in der Woche im Kindergarten arbeitet und drei Tage die Berufsschule besucht“, erklärt Mädge. Dies könne auch ein Weg für die Kommunen sein, das Fachpersonal in den Kindergärten an sich zu binden. Gegenwärtig sei es nämlich so, dass wegen des Fachkräftemangels oft schon die zweite Kraft in der Gruppe nicht mehr überall bereitsteht und Gruppen daher geschlossen werden müssten. „Die Politiker im Landtag nehmen diese Schwierigkeiten gar nicht zur Kenntnis. Sie denken vielmehr über eine dritte Fachkraft nach – ohne sich darum zu kümmern, wie wir den Nachwuchs dafür gewinnen können“, sagte Mädge dem Rundblick.
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In der Großen Koalition wird – wie der Rundblick unlängst berichtete – über eine Reform der Ausbildung gesprochen. Im Zusammenhang damit steht der Plan, in einigen Jahren auch die dritte Fachkraft je Gruppe anbieten zu können. Zwischen den Kommunalverbänden auf der einen Seite und den Kultuspolitikern auf der anderen wird schon länger auch über eine Veränderung der Ausbildung gesprochen – also eine Verkürzung ebenso wie einen stärkeren Praxisanteil. Dagegen wird aber bundesweit auf Ebene der Kultusminister der Länder Widerstand laut, weil viele Bildungsexperten im Gegenteil eine noch intensivere Akademisierung für nötig erachten. Im Koalitionsvertrag von SPD und CDU für diese Wahlperiode im Landtag ist von einer „Veränderung des Fachkraft-Kind-Schlüssels“ die Rede, also von der Erhöhung der Zahl der Betreuer in den Kindergartengruppen. Bei der derzeitigen Lage des Arbeitsmarktes für Erzieher sei dieser Weg nicht richtig, betont Mädge. Wenn die Kommunen schon Probleme hätten, für die zweite Kraft in den Gruppen noch geeignete Bewerber zu finden, dann könne man noch nicht über die dritte Kraft reden. Überfällig sei nun ein Konzept des Landes, wie die Ausbildung praxisnäher gestaltet werden könne.

Mädge betont: Ausbildungsgehalt sollte bundesweit einheitlich sein

Eine andere wichtige Frage wird auch sein, wie eine Ausbildungsvergütung bemessen wird. Bisher ist zwar die Erzieherausbildung kostenfrei, aber eine Vergütung wird nicht gezahlt. Überlegungen aus der Großen Koalition im Landtag, jede Kommune könne in der Bemessung dieser Vergütung frei entscheiden, weist Mädge strikt zurück. Der Lüneburger Oberbürgermeister ist auch als Präsident des Verbandes kommunaler Unternehmen der Bundes-Verhandlungsführer für Tarifgespräche zwischen Kommunen und Gewerkschaften. „In Betracht kommt nur ein bundesweit einheitliches Gehalt für Auszubildende in Kindergärten“, betont der NST-Präsident. Die Mindestsumme, die der Bund für Ausbildungen festgelegt habe, liege bei 600 Euro monatlich. Angehende Verwaltungsfachangestellte erhalten im ersten Jahr 970 Euro, angehende Pflegekräfte in einigen Bundesländern mehr. In den von Mädge geführten Gesprächen mit Verdi und Beamtenbund geht es unter anderem auch um die Ausbildungsvergütung, daneben um die Tarife der Beschäftigten in den Kindergärten.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #044.
Niklas Kleinwächter
AutorNiklas Kleinwächter

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