28. Aug. 2019 · 
Finanzen

Sparkassenverband übt heftige Kritik an der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank

Der Präsident des Sparkassenverbandes Niedersachsen (SVN), Thomas Mang, hat die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank heftig kritisiert. „Eigentlich sollte die EZB bei einer sich eintrübenden Konjunktur gegensteuern können, aber leider hat sie in den letzten Jahren ihr Pulver schon verschossen“, sagte Mang vor Journalisten. Dass Christine Lagarde nun neue EZB-Präsidentin werde, stärke die „Tauben“ in Europa, also die Anhänger einer eher weichen und nachlässigen Finanzpolitik.

Sparen lohnt sich heute eigentlich nur noch für diejenigen, die es sich leisten können, ihr Geld in Aktien und Immobilien anzulegen.


„So bleiben die Schuldenländer in Südeuropa von der disziplinierenden Wirkung der Finanzmärkte verschont.“ Mang klagte, die Stoßrichtung der Politik gehe immer noch da hin, „dass den Schuldnern das Leben erleichtert werden soll, während die Sparer am Ende in die Röhre gucken“. Das Geschäftsmodell der Sparkassen, Banken und Versicherungen gerate immer weiter unter Druck. „Sparen lohnt sich heute eigentlich nur noch für diejenigen, die es sich leisten können, ihr Geld in Aktien und Immobilien anzulegen.“ Der größte Nutznießer der diskutierten negativen Zinsen sei doch „der Staat selbst“, betonte Mang, deshalb sei es „nicht mehr als recht und billig“, wenn der Staat „einen Teil dieser ‚windfall-profits‘ auch an die Bürger zurückgeben würde“. Nötig sei in Deutschland „ein viel mutigerer und deutlich spürbarer Wiedereinstieg in die staatlich geförderte Vermögensbildung, die auch breite Bevölkerungsschichten erreicht“.

Auch Sparkassen droht der Negativzins

Falls es noch eine weitere Zinssenkung der EZB gebe und sogar Negativzinsen wirken sollten, müssten auch die Sparkassen diesen Weg mitgehen – denn andernfalls würden sie „mit Geld geflutet werden“, da Kunden von anderen Banken zu ihnen in der Hoffnung auf hier noch relativ hohe Zinsen wechseln würden. Von einem Verbot von Negativzinsen für Kleinsparer bis zu einem bestimmten Volumen, wie es Bayerns Ministerpräsident Markus Söder vorgeschlagen hatte, hält Mang wenig. Der SVN-Präsident sieht im Übrigen Ähnlichkeiten der deutschen Lage mit der in Japan, wo die Preise seit drei Jahren relativ stabil sind, die Investitionsneigung aber zum Erliegen gekommen ist und die Wirtschaftsentwicklung damit keinesfalls vorbildlich ist.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #148.
Niklas Kleinwächter
AutorNiklas Kleinwächter

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