So soll Niedersachsen aus der „Tiefkühlung“ herauskommen
Die Landesregierung hat Montag einen Öffnungsplan in der Corona-Krise vorgestellt. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil sagte, nach der Zeit einer „tiefgefrorenen Gesellschaft“ müsse man aus dem Zustand der Tiefkühlung wieder in Alltag zurückkommen, der allerdings noch kein Alltag sein werde, wie man ihn vor Corona gekannt habe.
„Wir brauchen Perspektiven für alle Bereiche“, sagte Weil in der Landespressekonferenz in Hannover, die aktuell noch läuft. Dabei müsse man in Phasen denken. Die Schritte seien immer abhängig vom Infektionsgeschehen. „Wenn es ganz schlecht läuft, müssen wir wenn nötig sogar wieder einen Schritt zurückgehen“, mahnte Weil. Es sei ein dynamischer Prozess, der sich nicht sicher vorhersagen lasse. Laut Landesregierung ist der niedersächsische Weg das bundesweit erste Gesamtkonzept dieser Art.
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Ab Mittwoch sollen bei der Kinderbetreuung auch Kleingruppen zuhause zugelassen sein. Zudem sollen Outdoor-Sportanlagen, Friseure, Autokinos, Tierparks und Museen unter strengen Auflagen wieder öffnen können. Ab dem 11. Mai sollen die 800-Quadratmeter-Regel im Handel aufgehoben und Ferienwohnungen wieder vermietet werden können. Restaurants , Campingplätze dürfen zur Hälfte wieder öffnen. Die Notbetreuung in Kitas soll ausgeweitet werden. Das Ziel liegt laut Landesregierung bei 40 Prozent.
Mit der dritten Stufe am 25. Mai sollen dann auch Hotels, Pensionen und Jugendherbergen wieder öffnen dürfen. Allerdings wird auch hier nur eine Auslastung von höchstens 50 Prozent erlaubt sein. Alle Klassen sollen in den Schulen sukzessive wieder stark eingeschränkten Präsenzunterricht bekommen und Freibäder sollen unter Restriktionen öffnen dürfen, in der 4. Stufe soll das auch für Schwimmbäder gelten. Für diese Stufe wird allerdings noch kein Datum genannt. Wirtschaftsminister Bernd Althusmann sprach von einem kluger und besonnenern Weg. Er ermögliche ein Wiederanlaufen der Wirtschaft bei zugleich größtmöglichem Schutz vor dem Coronavirus.
Ein Viertel der Beatmungsplätze bleibt für Covid-Patienten reserviert
In den Krankenhäusern können ab dem kommenden Mittwoch wieder planbare Eingriffe vorgenommen werden. Die Reha-Kliniken sollen am 11. Mai die Arbeit wieder aufnehmen können. Gesundheitsministerin Carola Reimann sprach von einem atmenden Sicherheitssystem im Gesundheitswesen. Dazu gehört, dass 25 Prozent der Beatmungsplätze für Covid 19-Patienten reserviert bleiben sollen. Innerhalb von 72 Stunden müssen weitere 20 Prozent der Beatmungsplätze zur Verfügung stehen. „Die Krankenhäuser müssen sehr genau planen, um reagieren zu können. Wir brauchen eine Sicherheitsreserve für den Fall, dass sich die Infektionszahlen wieder dynamischer entwickeln“, sagte Reimann.
Aktuell sind die laut Ministerpräsident Weil die Infektionszahlen weiter rückläufig. Damit setze sich eine sehr erfreuliche Entwicklung fort. „Das Virus ist nicht mehr so aktiv, aber es ist unverändert existent“, warnte Weil.