
Es gab Tage, da hatten wir gar keine oder nur 50 bis 80 Passagiere hier am Flughafen. Jetzt geht es aber langsam wieder los.
Rundblick: Allerdings sind die Passagiere nicht nur im Flugzeug, sondern vorher auch am Flughafen unterwegs.
Hille: Dann schauen wir uns einmal den Weg eines Passagiers an, der das Terminal betritt. Beim Betreten sieht er, dass Mund-Nasen-Bedeckungen verpflichtend sind, er sieht Abstandsmarkierungen und wird durch mehrsprachige Lautsprecherdurchsagen und Videos informiert. Das Personal beim Check-in sitzt hinter Spuckschutzwänden. Die Abstände sollen eingehalten werden, allerdings gibt es wie zum Beispiel in Bussen und Bahnen bei der Anreise Situationen, in denen dieser Mindestabstand einmal unterschritten werden muss und kann. Das kann zum Beispiel beim Boarding oder der Sicherheitskontrolle sein. Dafür gibt es aber den Mund-Nasen-Schutz. Ich gehe fest davon aus, dass die Passagiere und die Mitarbeiter das ernst nehmen, es gibt eine entsprechende Sensibilität. Und wir wollen allen auch den Eindruck vermitteln: Wir haben uns Gedanken macht, es ist hier nach allem, was man jetzt weiß, sicher. Wir sind „ready for startup“, wie man in der Branche sagt.
https://www.youtube.com/watch?v=NgSdCeECzNA&t=11s
Rundblick: Es wird auch wieder Zeit, denn die Flughäfen haben durch die Corona-Krise viel Geld verloren. Wie schmerzhaft war es für den Flughafen Hannover?
Hille: Die gesamte Luftfahrt wurde hart getroffen. Den 22 internationalen Verkehrsflughäfen in Deutschland, zu denen auch Hannover gehört, fehlt jeden Monat eine halbe Milliarde Euro Umsatz. Das bedeutet monatlich insgesamt 170 Millionen Euro Verlust, und da sind wir als Hannover Airport mit etlichen Millionen dabei. Wir werden in diesem Jahr voraussichtlich einen mittleren zweistelligen Millionenverlust hinnehmen müssen, das hat es so noch nie gegeben. Als Unternehmen sind wir in der glücklichen Lage, das laufende Geschäftsjahr mit unseren regionalen Hausbanken durchfinanziert zu haben. Damit ist der Verlust nicht verschwunden, aber die Liquidität ist sichergestellt. Wir schaffen das mit eigenen Kräften und brauchen keine öffentlichen Gelder. Allerdings wird uns das in den Folgejahren noch begleiten, schließlich haben wir Schulden erhöht und Investitionen reduziert.

Wir werden in diesem Jahr voraussichtlich einen mittleren zweistelligen Millionenverlust hinnehmen müssen.
Rundblick: Möglicherweise schafft es auch nicht jeder Flughafen durch die Krise, gerade finanziell schwächer aufgestellte Regionalflughäfen könnten ins Schlingern geraten. Rechnen Sie mit einer Marktbereinigung?
Hille: Ich würde dringend davon abraten, Flughäfen in Frage zu stellen. Es gibt weltweit keine Metropolregion von Rang ohne einen Flughafen. Die verkehrliche Erreichbarkeit durch die Luft ist Voraussetzung für die Ansiedlung bestimmter wirtschaftlicher Strukturen. Das gilt gerade in Deutschland, wo es dezentrale Metropolregionen gibt, die auch aus der Luft erreichbar sein müssen. Niemand wird angesichts krisenbedingt zurückgehender Fahrgastzahlen bei der Bahn jetzt die Frage stellen, ob man nicht einmal 30 oder 40 Hauptbahnhöfe dichtmachen sollte. Die sind alle nicht wirtschaftlich. Trotzdem kommt niemand auf die Idee, sie zu schließen. Die Flughäfen wird man für den wirtschaftlichen Aufschwung dringend benötigen.