Die Unternehmen in Niedersachsen stellen laut Deutschem Gewerkschaftsbund (DGB) im Land nach wie vor zu wenig Ausbildungsplätze zur Verfügung. Auf eine unbesetzte Stelle kämen derzeit 3,4 Bewerber, das Angebot der Unternehmen sei mangelhaft. Vor allem junge Menschen mit Hauptschulabschluss oder Migrationshintergrund hätten Probleme, einen Ausbildungsplatz zu finden. Eine DGB-Analyse der IHK-Lehrstellenbörse habe ergeben, dass sich Jugendliche mit Hauptschulabschluss lediglich auf 38,4 Prozent der bundesweit angebotenen offenen Stellen bewerben konnten.

Trotz der Nachwuchssorgen in der Hotel- und Gastronomiebranche würden auch hier 40 Prozent der Plätze nicht für Jugendliche mit Hauptschulabschluss angeboten. Arbeitgeber hätten sich an die Bestenauslese gewöhnt und seien oft nicht bereit, schwächeren Bewerbern eine Chance zu geben, kritisiert der DGB. Nach den Zahlen der Bundesagentur für Arbeit hatten rund 10.400 Menschen zum Stichtag 30. September keinen Ausbildungsplatz. Hinzu kämen mehr als doppelt so viele andere ehemalige Bewerber, die teilweise schon seit Jahren auf der Suche nach einer Lehrstelle seien.

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Der DGB fordert ein Recht auf Ausbildung. „Die Gesellschaft ist darauf angewiesen, dass jeder so gut wie möglich ausgebildet wird“, sagt Hartmut Tölle, Vorsitzender des DGB Niedersachsen. Ihm bereitet unter anderem Sorgen, dass auch in Bereichen, die für die Zukunft des Landes wichtig seien, Ausbildungsplätze fehlten. So kämen in der Pflege fast 5900 Interessenten auf etwa 4700 Lehrstellen, im Bereich der Informatik kämen 1200 Bewerber auf 922 Ausbildungsplätze. Tölle forderte, das System zu reformieren. „Die duale Ausbildung in ihrer aktuellen Form ist nur schwer überlebensfähig, weil sich das System auseinanderentwickelt.“ In vielen Bereichen werde es viel differenzierter und anspruchsvoller. So sei ein gut ausgebildeter Kraftfahrzeugmechatroniker mit einem guten Abschluss bereits heute auf Bachelor-Niveau. „In anderen Bereichen sterben dagegen bestimmte Berufe aus“, so der DGB-Vorsitzende.

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Der DGB fordert eine Ausbildungsumlage auf Branchenebene, um die Zahl der Ausbildungsplätze zu erhöhen. Schließlich bilde nur jeder vierte Betrieb in Niedersachsen aus. Hinzu müssten eine grundlegende Berufsorientierung in allen Schulformen sowie öffentlich geförderte Ausbildungsplätze für Jugendliche kommen, denen der Einstieg in eine reguläre Ausbildung nicht gelungen sei. Das Land solle hierzu die geplanten Pilotprojekte jetzt umsetzen und die nötigen Mittel dafür zur Verfügung stellen.

Den Arbeitgebern zufolge sind in diesem Jahr nur deshalb nicht noch mehr Stellen unbesetzt geblieben, weil sich vermehrt auch Flüchtlinge auf die offenen Stellen bewerben. Die Bewerberzahlen gingen kontinuierlich zurück, zu wenig Ausbildungsplätze gebe es nicht, heißt es von den Unternehmerverbänden Niedersachsen (UVN). „Mittlerweile sind Unternehmen froh, wenn sie qualifizierte Auszubildende finden. Oft mangelt es auch an der Ausbildungsreife der Jugendlichen. Gute Realschüler und gute Hauptschüler werden gerne genommen“, sagt UVN-Hauptgeschäftsführer Volker Müller. „Unternehmen suchen gute, solide Bewerber, geeignete Leute, die sich bewerben und bleiben.“