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Jan Arning, Hauptgeschäftsführer des Niedersächsischen Städtetags, fürchtet jedoch, dass die Kommunen in drei Jahren, wenn die Förderung durch das Bundes-Gesetz ausläuft, mit den Mehrausgaben für die zusätzlichen schnell ausgebildeten Arbeitskräfte allein dastehen könnten. „Entlastet die Kommunen, wenn es um den nötigen Ausbau der Kinderbetreuung geht“, forderte Arning deshalb beim CDU-Podiumsgespräch. „Es gibt kein Förderprogramm und kein Personal“, führte er seine Kritik weiter aus und verknüpfte diese mit einem klaren Appell: Die Erzieherausbildung müsse verkürzt und die Standards sollten zumindest für einen Übergangszeitraum ein Stück weit abgesenkt werden, damit alle Kinder einen Krippenplatz bekommen. Natürlich gehe es um hohe Qualität, bestätigte nun auch Seefried noch einmal. Aber man müsse auch den Blick auf die aktuelle Zeit lenken und der Fachkräftemangel sei nun einmal jetzt akut.
Wir können nicht auf Dauer Zweitkräfte ausbilden, die danach nicht einsetzbar sind.
Über Modelle für eine Übergangslösung könne man nachdenken, räumte auch Rüdiger Heitefaut, Geschäftsführer der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Niedersachsen (GEW), ein. „Aber wir können nicht auf Dauer Zweitkräfte ausbilden, die danach nicht einsetzbar sind.“ Es könne nicht der gewünschte Standard sein, dass man nur jemanden habe, der auf die Kinder aufpasst. „In der frühkindlichen Bildung geht es um Bildungserfolge, nicht um Betreuungsausbau.“ Bei einem Absenken der Qualitätsstandards werde er deshalb nicht mitgehen, stellte er in der Diskussion mit Arning ganz deutlich klar. Die Ausbildung zu Sozialassistenten sei auch einmal dazu gedacht gewesen, Arbeitskräfte für die Kindergärten zu gewinnen, so Heitefaut. „Diese Kollegen sind aber nicht geeignet, die qualitativ hochwertige Arbeit von Erziehern zu leisten.“
Seine Strategie zielt in die entgegengesetzte Richtung: Weil viele Erzieher aufgrund von mangelnden Weiterbildungsmöglichkeiten nach zehn Jahren den Beruf wechselten, will Heitefaut deren Berufsperspektiven verbessern. Er setzt deshalb auf eine Akademisierung des Erzieherberufs – oder zumindest auf die Möglichkeit zur Akademisierung. „Ich will gar nicht, dass jeder akademisiert wird“, sagte er in der CDU-Diskussion. „Aber jeder soll die Chance dazu haben.“ Nach einer „Schnell-Ausbildung“ fehle dafür aber benötigte die Fachhochschulreife.
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