
Nikolai Setzer, Vorstandsvorsitzender der Continental Gruppe, wird an der diesjährigen Hauptversammlung am 29. April wenig Freude haben. Der Conti-Chef wird sich nicht nur vielen unangenehmen Fragen zum Wiederhochlaufen der Produktion im russischen Werk Kaluga stellen müssen. Auch das laufende Geschäftsjahr läuft für den Autozulieferer und Reifenhersteller nicht so positiv wie erhofft. Der Konzern hat am Donnerstag seine Gewinnprognose für 2022 um fast ein Prozent nach unten korrigiert. Als Grund dafür werden erhebliche Kostensteigerungen für wichtige Zulieferungen genannt – insbesondere bei ölbasierten Rohstoffen sowie im Energiebereich und Logistik. Außerdem erholt sich die weltweite Produktion von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen nicht so gut wie erhofft. Das Wachstum wird anstelle von 6 bis 9 Prozent wohl nur 4 bis 6 Prozent betragen.

Zu der vielfach kritisierten Entscheidung, wieder in Russland zu produzieren, äußerte sich der Konzern gestern nicht. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ hatte am Dienstag berichtet, dass die Reifenproduktion in Kaluga bereits vor Ostern wieder angelaufen sei. Conti habe diesen Schritt damit begründet, dass den Mitarbeitern und Führungskräften „harte strafrechtliche Konsequenzen drohen“, wenn man darauf verzichten sollte, „die lokale Nachfrage zu bedienen“. Continental beschäftigt rund 1300 Mitarbeiter in Kaluga. Auch Pirelli und der finnische Reifenhersteller Nokian Tyres produzieren noch in Russland. Die Reifenhersteller Bridgestone (1000 Mitarbeiter in Uljanowsk) und Michelin (750 Beschäftigte in Davydov) haben ihr Russland-Geschäft dagegen komplett ausgesetzt.