11. Nov. 2019 · 
Kolumne

Runter mit der Moral und rauf mit den Sittlichkeitsdelikten!

Liebe Niedersachsen, nicht mal mehr „Ekel Alfred Tetzlaff“ kann man sich anschauen. Der Schauspieler Heinz Schubert, der in den 70er Jahren als „Ekel Alfred“ bekannt wurde, wäre heute 94 Jahre alt geworden, und niemals war die Serie so von gestern wie heute. „Eigentumsvergehen, Sittlichkeitsvergehen - Sie sollten in die SPD eintreten“, ist so ein typisches Serienzitat. Aber wer will sich heute angesichts des beklagenswerten Zustands der Genossen noch die SPD dermaßen vorknöpfen? Außerdem soll doch heute nicht mehr so viel gepöbelt werden. Und manchmal klappt das auch. So war der Wahlkampf um das Oberbürgermeisteramt in Hannover geprägt von Fairness und einem sympathischen Miteinander. Echt Hannover eben. Das drückt sich am besten in den schönsten 13 Sekunden dieses Wahlkampfs aus – dem herzlichen Glückwunsch des Wahlverlierers Eckhard Scholz, der zum Gewinner Belit Onay die Treppe hochstieg. Ich hatte gerade die Kamera mitlaufen – hier sehen Sie die entscheidenden 13 Sekunden: https://twitter.com/Unter_3/status/1193672846293291011 „Wenn einer von uns beiden stirbt, mach ich mir ein schönes Leben“, hat Ekel Alfred einmal zu seiner Frau Else gesagt. Abseits der Tezlaffs ist das Thema Sterben in vielen Familien nicht gerne gehört und gesehen. Aber warum eigentlich? Über den Tod zu sprechen helfe auch, die Kostbarkeit des Lebens zu schätzen, sagte Margot Käßmann, ehemalige Landesbischöfin der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover, kürzlich auf einer Veranstaltung der AOK Niedersachsen. Darin ging es um die Frage: Ist gutes Sterben möglich? Einen Text über den Tod und das Sterben lesen? Ausgerechnet am Dienstag? Aber klar, seien Sie mutig! https://soundcloud.com/user-385595761/diese-frage-gefiel-dem-wahlsieger-uberhaupt-nicht Auf die Größe kommt es nicht an, heißt es immer wieder, aber bei der Nord/LB möglicherweise dann doch. So könnte es durchaus sein, dass die EU-Kommission ein weiteres Schrumpfen der Nord/LB verlangen könnte. Abseits der Größenfrage sollen aus Brüssel zum Rettungskonzept für die Landesbank „erste positive Signale“ kommen – so steht es im Rundblick, und dann muss es ja stimmen (leider nur im Abo nachzulesen - kostenloses Probe-Abo hier). Man muss ohenhin nicht groß sein, um Erfolg zu haben. Heinz Schubert ist dafür schließlich das beste Beispiel. „....als ich noch klein war....", sagt „Ekel Alfred“ in einer Folge und seine Tochter fragt dazwischen: „Kleiner als heute?" Ein großes Thema für die Wirtschaft ist derweil der Umgang mit ethischen Grundsätzen. Am Abend wurde in Hannover darüber diskutiert (Foto unten). Mit dabei: Hiltrud Werner, Vorstand für Integrität und Recht bei Volkswagen. Sie erklärte, wie VW nach dem Dieselskandal den Kulturwandel im Unternehmen beschleunigt hat und machte deutlich, dass VW einen zweiten Skandal dieser Art nicht überstehen würde. "Ekel Alfred" wäre in der höflichen Debatte unter Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik Fehl am Platze gewesen - immerhin kommt von ihm das Zitat: "Wenn man keine sachlichen Argumente mehr hat, Du Sau, dann geht es nur mit persönlichen Diffamierungen." [caption id="attachment_45143" align="alignnone" width="780"] Auf dem Podium: Frank Maier (Lenze), Hiltrud Werner (VW), Annika de Buhr (Moderatorin), Sabine Johannsen (Wissenschaftsministerium) und Michael Pickel (E+S Rückversicherung) (v.l.n.r.) - Foto: MB.[/caption] So, jetzt noch einer der witzigsten Dialoge aus der Fernsehserie:
Alfred: „Verdammte Scheiße, der Apparat ist kaputt! Nichma das 3. Programm geht!"

Else: „Ja, dann ist der Apparat wirklich kaputt. Das haben wir ja noch nie benutzt, das müsste ja so gut wie neu sein..."
Das ist natürlich gemein, wo doch in den "dritten Programmen" immer wieder Sehenswertes zu finden ist. So zum Beispiel aktuell zum 30. Jahrestag des Mauerfalls. NDR-Kollegin Christina von Saß lotet die Stimmung im Osten aus, Stefan Bernschein vom MDR die Stimmung im Westen. In Ihrem Fernseher geht das dritte Programm nicht? Kein Problem, inzwischen kann man sich so etwas einfach auch hier in diesem Internet anschauen. https://twitter.com/NDRnds/status/1192855701489627136 Bitte entschuldigen Sie die vielen Kraftausdrücke in der heutigen TagesKolumne, aber auch das gehört nun einmal zur öffentlich-rechtlichen Fernsehhistorie. Lassen Sie uns dennoch diesen Dienstag unter ein "Ekel Alfred"-Motto stellen: „Runter mit der Moral und rauf mit den Sittlichkeitsdelikten!" Ich wünsche Ihnen einen unterhaltsamen Tag Martin Brüning
Martin Brüning
AutorMartin Brüning

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