Das Innenministerium will es angehenden Polizisten leichter machen, nach ihrer Ausbildung zur Kriminalpolizei zu gehen. Ab dem Wintersemester 2019 soll es an der Polizeiakademie im dritten Ausbildungsjahr zwei Klassen geben, in denen die Studenten anstelle von vertiefenden Inhalten zu Einsatz und Verkehr fundierteres Wissen zu Kriminalistik und Kriminologie lernen. Das hat das Politikjournal Rundblick aus Ministeriumskreisen erfahren. Nach ihrer Ausbildung sollen die Kriminalpolizisten dann in den Ermittlungsdienst einsteigen können, ohne vorher bei der Bereitschaftspolizei oder im Streifendienst gewesen sein zu müssen. Diese Neuerung soll heute bei der Feier zum 50-jährigen Bestehen Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK) in Melle verkündet werden. Allerdings stellt Landespolizeipräsident Axel Brockmann klar: „Damit wollen wir auf keinen Fall wieder den Direkteinstieg in die Kriminalpolizei aufleben lassen. Die Studenten werden nach wie vor eine weitgehend einheitliche Ausbildung haben, in der sie alles lernen; Ermittlungsdienst genauso wie Einsatz- und Streifendienst.“ Mit der Neuregelung will das Innenministerium ein Problem angehen, das sich schon seit längerem zeigt: der Personalschwund bei der Kriminalpolizei.

Ein gutes Drittel der Ermittler im Kriminaldienst wird in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen und Lücken aufreißen. Die sind mit dem normalen Turnus der Polizeiausbildung aber kaum zu füllen. „Bis ein Ermittler eigenständig arbeiten kann, vergehen etwa fünf Jahre – zusätzlich zur Ausbildung an der Akademie und der Praxiszeit in der Bereitschaftspolizei oder im Kommissariat“, sagt BDK-Landeschef Matthias Karsch. Seit der Polizeireform 1994, bei der Schutz- und Kriminalpolizei zusammengelegt wurden, wird auch der Polizeinachwuchs einheitlich ausgebildet. Derzeit bedeutet das für Polizeianwärter drei Jahre Bachelorstudium an der Polizeiakademie und anschließend ein Jahr Praxis, in der Regel bei der Bereitschaftspolizei. Auch hier wurde in den vergangenen Jahren schon gelockert. Weil auch die Polizeikommissariate unter Personalknappheit leiden, können sich junge Polizisten direkt nach der Akademie auch in ein Kommissariat versetzen lassen.

Die Idee, auch die Kripo für junge Polizisten wieder leichter zugänglich zu machen, kam vor etwa einem Jahr aus der Führung der Polizeiakademie. Mittlerweile haben sich Ministerium, Akademie und Gewerkschaften auf ein Konzept geeinigt, Umfang der Klassen und Inhalte stünden laut Brockmann aber noch nicht fest. „Der erste Durchgang soll ein Pilotprojekt werden, mit dem wir erst einmal testen wollen, ob das Konzept überhaupt funktioniert. Grundsätzlich soll es darum gehen, Polizeianwärtern, die sich eine Karriere bei der Kriminalpolizei vorstellen können, bessere Kenntnisse im Ermittlungsdienst zu vermitteln, um den Grundstein für eine Spezialisierung in dem Bereich zu legen – etwa zu Kriminalitätsphänomenen, Verhörmethoden oder speziellen Fertigkeiten in der Auswertung von Spuren. „Allerdings ist es wichtig, dass die Polizisten nach ihrer Spezialisierung auch in allen anderen Bereichen der Polizei arbeiten können“, sagt Brockmann. Denn es komme schließlich immer wieder mal vor, dass jemand erkennt, dass der von ihm angestrebte Bereich letztendlich gar nicht das Richtige für ihn ist. Matthias Karsch vom BDK zeigt sich zufrieden mit dem Vorhaben. „Es ist ein gutes und richtiges Konzept, das wir voll unterstützen.“ Allerdings sei eine zielgerichtete Ausbildung für die Kriminalpolizei auch unumgänglich, wenn man die Lücken, die sich in den kommenden Jahren im Ermittlungsdienst auftun werden, möglichst rasch schließen wolle.