Wenn es gut läuft, bekommt das die Chefetage oftmals gar nicht mit. Im Fall des Cutec-Instituts in Clausthal-Zellerfeld war es anders. Deshalb dürfte im niedersächsischen Wissenschaftsministerium im vergangenen Jahr schon relativ früh klar gewesen sein, dass dort etwas in die falsche Richtung läuft. Landtagsabgeordnete, Kommunalpolitiker, Unternehmer und Mitarbeiter gaben sich seit März 2015 im Ministerium am Leibnizufer die Klinke in die Hand, um unter anderem über die Personalsituation oder die Lage des Instituts zu sprechen.

Cutec, die Clausthaler Umwelttechnik GmbH mit etwa 80 Mitarbeitern, ist ein Musterbeispiel dafür, dass Ehrgeiz und fachliches Know-how allein nicht für wirtschaftlichen Erfolg ausreichen. Wenn es an Strategie und Personalführung fehlt, gilt für ein Landesinstitut dasselbe wie für ein privates Unternehmen: Es gerät ins Straucheln.

Der Blick auf die Jahresergebnisse des Cutec verdeutlicht die Probleme: Seit 2013 schreibt das Clausthaler Umwelttechnik-Institut durchgängig rote Zahlen. Zunächst war es nur ein Minus von 54.000 Euro – dann wurden die Verluste größer. 2014 fehlten schon fast 150.000, im vergangenen Jahr mehr als 920.000 Euro. Das geht aus einer Antwort des Wissenschaftsministeriums auf eine Anfrage der FDP-Landtagsfraktion hervor. Und auch in diesem Jahr, so ist aus dem Umfeld des Cutec zu hören, läuft das Institut angeblich schon wieder deutlich in die roten Zahlen.

Schön im Harz. Politik, Wissenschaft und Unternehmer finden die roten Zahlen bei Cutec dagegen weniger schön - Foto. MB.

Schön grün im Harz. Politik, Wissenschaft und Unternehmer finden die roten Zahlen bei Cutec dagegen weniger schön – Foto: MB.

In der Wissenschaft hört sich die Bewertung der aktuellen Situation so an: „Ein ausgeglichener Haushalt wird für dieses Jahr ausgesprochen schwierig.“ Aus dem Umfeld von Unternehmern, die mit dem Cutec zu tun haben, so: „Der Laden ist ein absoluter Sanierungsfall.“ Und auch im Ministerium wird der Geduldsfaden ein wenig dünner. „Wir können nicht immer nur die Jahresdefizite zur Kenntnis nehmen. Wir werden mit dem Jahresabschluss sehen, wie belastbar der Businessplan ist“, sagt Gabriele Heinen-Klajic, Wissenschaftsministerin in Niedersachsen, dem Rundblick.

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Den Businessplan hatte das Ministerium damals bei dem Manager durchgesetzt, den nicht wenige für die Misere verantwortlich machen: Cutec-Geschäftsführer Martin Faulstich. Die Vorwürfe lauten unter anderem falsche Personalführung und falsche Themensetzung. Die fragwürdige Personalführung lässt sich anhand der ungewöhnlichen Anzahl der  Arbeitsgerichtsprozesse ablesen.

Der Vorwurf, Faulstich habe thematisch auf das falsche Pferd gesetzt, ist schon ein wenig komplexer zu beurteilen. In einem sind sich Unternehmer und Wissenschaftler einig: Das Institut sei „vom Grundsatz her prima“ und nach wie vor gebe es „eine Menge guter Fachleute“ beim Cutec. Das Problem sei, dass sich der Geschäftsführer als „Energiepapst“ etablieren wolle und andere wichtige Bereiche dabei links liegen lasse. Die Themen Umwelt- und Abwassertechnik seien früher Stärken des Instituts gewesen, mit denen auch Geld verdient worden sei.  Im Haifischbecken der Energieberater sei das kleine Institut aus Clausthal-Zellerfeld verloren.

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Es muss etwas passieren. Seit Februar gibt es begleitend zum Businessplan einen Konsolidierungsausschuss, dessen Vorsitzender zugleich der Vorsitzende des Aufsichtsrates ist. Es handelt sich um den Referatsleiter des Referats Ingenieurwissenschaften, Wissenstransfer im Wissenschaftsministerium. Ein guter Mann, heißt es im Umfeld der TU Clausthal. Mit dem Doppel-Vorsitz tue er sich aber keinen Gefallen. Externe Beratung wäre demnach in der aktuellen Situation die bessere Wahl gewesen. Das sieht auch die Wirtschaft so. Sie sieht in der derzeitigen Führung „zu viel Verwaltung und zu wenig Visionen“.

Beim Cutec wird derweil schon einmal der Rotstift angesetzt. In einem internen Schreiben vom Juni 2016, das dem Rundblick vorliegt,  bietet der Geschäftsführer allen Mitarbeitern an, „Gespräche über eine einvernehmliche Reduzierung ihrer Arbeitszeit oder eine einvernehmliche Beendigung ihres Arbeitsverhältnisses und die Zahlung einer Abfindung“ zu führen.

Derweil läuft eine Evaluation der Landesregierung zur Energieforschung an den Standorten Clausthal-Zellerfeld und Goslar. Sie soll der Wissenschaftskommission Niedersachsen am 9. November vorgelegt werden. „Wenn der Bericht vorliegt, werden wir zu entscheiden haben, welche Konsequenzen daraus zu ziehen sind und wie sich das Energie-Forschungszentrum Niedersachsen, TU Clausthal und Cutec am Ende sinnvoll ergänzen“, formuliert Ministerin Heinen-Klajic. Ein Freibrief für Cutec hört sich anders an. (MB.)