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Künftig sollen auch Menschen in Pflegeheimen, ambulanten Pflegediensten und Kindergärten ohne Symptome getestet werden, wenn es einen akuten Anlass gibt. Bisher wurden nach den Richtlinien immer nur diejenigen getestet, bei denen es einen konkreten Infektionsverdacht gab. „Eine hundertprozentige Sicherheit wird es in diesen Zeiten aber nicht geben“, mahnte die Gesundheitsministerin. Neu ist auch, dass es breitflächigere Tests in Regionen mit hohen Infektionszahlen geben soll. Hier können sich zum Beispiel Mitarbeiter in Kindertagesstätten und Pflegeheimen präventiv testen lassen. Nach fünf bis sieben Tagen soll dann Reimann zufolge ein weiteres Mal getestet werden, dadurch habe man den Quarantänezeitraum erfasst. Einen hohen Infektionsdruck gibt es, wenn mindestens 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern erfasst werden. Das sei aktuell in keinem Landkreis der Fall, erklärte Reimann. Am höchsten ist die Zahl mit 28 Neuinfektionen derzeit im Kreis Göttingen. Man wolle ab der nächsten Woche dem Landkreis mit den höchsten Zahlen die freiwilligen Tests anbieten, so Reimann. Das müssten dann nicht zwingend mehr als 35 Infektionen auf 100.000 Einwohner sein, zweistellig sollte die Zahl Reimann zufolge aber schon sein, ansonsten wäre die Wahrscheinlichkeit auf positive Befunde zu gering. Die Ministerin bezeichnete die weiteren Tests als „zusätzliches Sicherungsnetz“.
In Zukunft auch Antikörpertests
Hinzu kommen soll die Möglichkeit von Antikörpertests. Das betrifft Beschäftigte in Einrichtungen, die Corona-Ausbrüche erleben mussten. „Damit bekommen die Menschen in den Einrichtungen Gewissheit darüber, ob sie schon infiziert waren. Darüber hinaus gewinnen wir Erkenntnisse zur Immunität“, erklärte Reimann, die sich durch die Antikörpertests auch weitere Hinweise auf Infektionsketten erhofft. Mit den Tests, die vom Landesgesundheitsamt durchgeführt werden, sieht sie Niedersachsen als bundesweiten Vorreiter. Man biete das an, weil man es könne. Wichtig sei, dass die neue Teststrategie weder die Hygiene noch andere Regeln ersetze, um sich vor dem Virus zu schützen.Im Zuge der Lockerungen muss allen klar sein, dass das Risiko zunimmt.
Man sehe im Kreis Göttingen, wie schnell und dynamisch sich ein Ausbruch lokal entwickeln könne, wenn Hygiene- und Abstandsregeln nicht eingehalten würden. Reimann sprach von einem „massiven Ausbruch“, das Virus schlage dort „unerbittlich zu“. Jetzt sei entscheidend, lokal schnell zu handeln, wo bei das Gesundheitsamt vor Ort vor einer Herkulesaufgabe stehe. „Im Zuge der Lockerungen muss allen klar sein, dass das Risiko zunimmt“, mahnte Reimann. „Deshalb braucht es mit jeder Lockerungsstufe auch mehr Eigenverantwortlichkeit. Nicht alles, was erlaubt ist, ist auch wieder geboten.“ Jeder müsse das Risiko selbst einschätzen.