4. Juni 2020 · 
Soziales

Reimann: Ab sofort mehr Corona-Tests in Niedersachsen

Immer wieder wurde in den vergangenen Monaten in der Corona-Krise gefordert, dass mehr getestet werden muss. Jetzt hat die Landesregierung die Teststrategie angepasst und will teilweise deutlich mehr testen als bisher. Das hat Gesundheitsministerin Carola Reimann am Donnerstag in der Landespressekonferenz angekündigt. Es werde „konsequent und anlassbezogen“ getestet, erklärte Reimann in Hannover.
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Künftig sollen auch Menschen in Pflegeheimen, ambulanten Pflegediensten und Kindergärten ohne Symptome getestet werden, wenn es einen akuten Anlass gibt. Bisher wurden nach den Richtlinien immer nur diejenigen getestet, bei denen es einen konkreten Infektionsverdacht gab. „Eine hundertprozentige Sicherheit wird es in diesen Zeiten aber nicht geben“, mahnte die Gesundheitsministerin. Neu ist auch, dass es breitflächigere Tests in Regionen mit hohen Infektionszahlen geben soll. Hier können sich zum Beispiel Mitarbeiter in Kindertagesstätten und Pflegeheimen präventiv testen lassen. Nach fünf bis sieben Tagen soll dann Reimann zufolge ein weiteres Mal getestet werden, dadurch habe man den Quarantänezeitraum erfasst. Einen hohen Infektionsdruck gibt es, wenn mindestens 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern erfasst werden. Das sei aktuell in keinem Landkreis der Fall, erklärte Reimann. Am höchsten ist die Zahl mit 28 Neuinfektionen derzeit im Kreis Göttingen. Man wolle ab der nächsten Woche dem Landkreis mit den höchsten Zahlen die freiwilligen Tests anbieten, so Reimann. Das müssten dann nicht zwingend mehr als 35 Infektionen auf 100.000 Einwohner sein, zweistellig sollte die Zahl Reimann zufolge aber schon sein, ansonsten wäre die Wahrscheinlichkeit auf positive Befunde zu gering. Die Ministerin bezeichnete die weiteren Tests als „zusätzliches Sicherungsnetz“.

In Zukunft auch Antikörpertests

Hinzu kommen soll die Möglichkeit von Antikörpertests. Das betrifft Beschäftigte in Einrichtungen, die Corona-Ausbrüche erleben mussten. „Damit bekommen die Menschen in den Einrichtungen Gewissheit darüber, ob sie schon infiziert waren. Darüber hinaus gewinnen wir Erkenntnisse zur Immunität“, erklärte Reimann, die sich durch die Antikörpertests auch weitere Hinweise auf Infektionsketten erhofft. Mit den Tests, die vom Landesgesundheitsamt durchgeführt werden, sieht sie Niedersachsen als bundesweiten Vorreiter. Man biete das an, weil man es könne. Wichtig sei, dass die neue Teststrategie weder die Hygiene noch andere Regeln ersetze, um sich vor dem Virus zu schützen.
Im Zuge der Lockerungen muss allen klar sein, dass das Risiko zunimmt.
Man sehe im Kreis Göttingen, wie schnell und dynamisch sich ein Ausbruch lokal entwickeln könne, wenn Hygiene- und Abstandsregeln nicht eingehalten würden. Reimann sprach von einem „massiven Ausbruch“, das Virus schlage dort „unerbittlich zu“. Jetzt sei entscheidend, lokal schnell zu handeln, wo bei das Gesundheitsamt vor Ort vor einer Herkulesaufgabe stehe. „Im Zuge der Lockerungen muss allen klar sein, dass das Risiko zunimmt“, mahnte Reimann. „Deshalb braucht es mit jeder Lockerungsstufe auch mehr Eigenverantwortlichkeit. Nicht alles, was erlaubt ist, ist auch wieder geboten.“ Jeder müsse das Risiko selbst einschätzen.

Kritik an privaten Krankenkassen

Scharfe Kritik übte die niedersächsischen Gesundheitsministerin an den privaten Krankenkassen. Während die Antikörpertests, die laut Landesgesundheitsamt pro Test 12,50 Euro kosten, zunächst einmal das Land bezahlt, übernehmen die Kosten für sämtliche Corona-Tests die gesetzlichen Krankenkassen. Hier liegen die Kosten derzeit bei 60 Euro pro Test. Reimann sprach „in aller Vorsicht von einer sehr unguten Entwicklung“. https://www.youtube.com/watch?v=QZnuPmhpvm0 „Es ist ein Skandal, dass die gesetzliche  Krankenversicherung für alle die Unterstützung gibt. Die private Krankenversicherung ist in dieser Krise ein Totalausfall.“ Egal, welche Corona-Maßnahmen man sich im Gesundheitswesen ansehe, gebe es immer eine Unterstützung durch die gesetzlichen Kassen. Ich sehe aber überhaupt keine Unterstützung durch die private Assekuranz.“ Es sei richtig, dass alles aus einer Hand bezahlt werde. Es könne aber nicht sein, dass die Verantwortung einseitig auf der gesetzlichen Krankenversicherung bleibe, kritisierte die Ministerin.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #105.
Niklas Kleinwächter
AutorNiklas Kleinwächter

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