Problem 1: Das fehlende Netz
Die Datenraten sind zu klein, auf den Dörfern fehlten immer noch stabile Netze, um überhaupt moderne und umfangreiche digitale Angebote machen zu können, sagt Rupert Metzler, ehemaliger Bürgermeister der Gemeinde Hilzingen im Landkreis Konstanz in Baden-Württemberg. Inzwischen berät er Kommunen in Digitalisierungsfragen.Lesen Sie auch: Warum die nächste Generation weniger Büros braucht Digitalisierung „aus der Nerd-Ecke“ herausholen
Die fehlende Infrastruktur liege auch an unklaren Fördervorlagen mit wechselnden Rahmenbedingungen. Dadurch hätten die Gemeinden oft Jahre verloren. „So erlahmt auch der Wille der Verwaltungen, stärker zu digitalisieren. Wenn ich keine ausreichende Netzabdeckung habe, brauche ich meine internen Prozesse nicht zu verändern“, meint Metzler.
Problem 2: Fehler der Vergangenheit
Für den ehemaligen Bürgermeister geht es schlichtweg um Daseinsvorsorge, er vergleicht es mit den Wasserleitungen. Der entscheidende Fehler sei schon vor vielen Jahren passiert. „Die Breitbandinfrastruktur hätte man wie beim Wasser den Kommunen überlassen sollen, dann hätten wir heute eine ganz andere Situation“, sagte Metzler. Nun lägen in großen Städten teilweise sechs Kabel von unterschiedlichen Anbietern nebeneinander, kritisiert er. Es gebe aber schließlich auch nicht sechs Wasserleitungen von unterschiedliche Anbietern nebeneinander. Die Folge seien sehr heterogene Strukturen. https://www.youtube.com/watch?v=4KUlBKBFwV4&feature=emb_titleProblem 3: Das Tempo des Föderalismus
Prof. Dr. Isabell Peters vom Niedersächsischen Studieninstitut für kommunale Verwaltung erwartet erst einmal keine disruptiven Entwicklungen, wie sie in der privaten Wirtschaft zu beobachten sind – eigentlich. Eine Ausnahme könnte ein externer Schock sein, wie zum Beispiel die Corona-Krise. Bisher ist die Digitalisierung in Deutschland aber vielfach eine Schnecke. Zu beobachten sei, dass das Land auch schon vor Corona hinter anderen Staaten hinterherhinkte. Länder, in denen die Digitalisierung zentralstaatlich organisiert ist oder wo das Thema auf der Bundesebene verantwortet wird, seien schneller und erfolgreicher unterwegs als föderale Systeme. Diesen Befund kann man laut Peters man zumindest für die EU gelten lassen. Als Beispiel für Erfolge beim E-Government nannte sie die Estland, Malta und Österreich. In Deutschland sei die Verantwortung dagegen auf verschiedene Ebenen delegiert.