Plan der Agrarministerin: Bauern sollen sich stärker um den Naturschutz bemühen
Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) möchte mehr Landwirte dazu bewegen, sich für Artenvielfalt und Naturschutz einzusetzen. Aus diesem Grund hat sie am Dienstag die Schirmherrschaft für ein Projekt der Stiftung Kulturlandschaft übernommen, mit dem in drei ausgewählten Gemeinden in Niedersachsen Maßnahmen zur Stärkung der Biodiversität in der Landwirtschaft gefördert werden. „Ich bin überzeugt, dass eine moderne, leistungsfähige Landwirtschaft auch mit biologischer Vielfalt vereinbar ist“, sagte Otte-Kinast. Die Ministerin hofft, durch ihre Schirmherrschaft noch mehr Landwirte zu einer Teilnahme überzeugen zu können.
Das Geld hingegen kommt nicht aus dem Landwirtschaftsministerium, sondern von der Bingo-Umweltstiftung. Diese finanziert mit 480.000 Euro das Projekt „Förderung der Artenvielfalt und Biotopvernetzung in der Agrarlandschaft Niedersachsen“. Das sei die höchste je von der Stiftung bewilligte Einzelsumme, sagte Sigrid Rakow, Vorstandsvorsitzende der Bingo-Umweltstiftung. Diese möchte nicht nur mit Großprojekten die Umwelt schützen, sondern auch im Kleinen: „Jeder Quadratmeter zählt, egal ob Dorf, Stadt oder Balkon.“
Erfahrungen mit dem Naturschutz in der Landwirtschaft hat die Stiftung Kulturlandpflege bereits in der Region Hannover gesammelt. Dort hat die Regionsversammlung für das zurückliegende Jahr 150.000 Euro für den Naturschutzprojekte bereitgestellt, in diesem Jahr wurde die Summe noch einmal verdoppelt. „Es gibt offenbar eine hohe Hemmschwelle bei Landwirten, sich auf solche Programme einzulassen. Aber es funktioniert, wenn man sie an die Hand nimmt“, sagte Björn Rohloff von der Stiftung Kulturlandpflege.
In der Region Hannover hätten sich für 2018 aus dem Stand 90 Landwirte gemeldet und auf 150 Hektar Maßnahmen umgesetzt. In diesem Jahr seien es bereits 150 Landwirte mit 250 Hektar, berichtete Rohloff. Dieses Modell, bei dem die Stiftung Kulturlandpflege den Landwirten beratend zur Seite steht, wollen die Naturschützer jetzt mit der neuen Finanzierungsquelle in weiteren Regionen Niedersachsens umsetzen. Dabei werden zum Beispiel Feldvogelinseln, Blühstreifen oder Koppelbrachen eingerichtet. Welche Kommunen jetzt für die neuen Projekte ausgewählt werden, ist noch nicht entschieden. Man wolle verschiedene Naturräume auswählen, die für Niedersachsen repräsentativ seien, erklärte Rohloff. Außerdem sei entscheidend, dass es eine positive Resonanz vom jeweiligen Kreislandvolk und der unteren Naturschutzbehörde gebe. Gerade bei der Suche nach aufgeschlossenen Landwirten solle die Agrarministerin eine Türöffnerin sein.
Wir dürfen nicht immer übereinander reden, sondern müssen gemeinsam überlegen, was wir tun können. Die Landwirtschaft ist ein starker Partner.
Umweltminister Olaf Lies (SPD) freut sich über die enge Zusammenarbeit mit seiner Kabinettskollegin Otte-Kinast: „Wir dürfen nicht immer übereinander reden, sondern müssen gemeinsam überlegen, was wir tun können. Die Landwirtschaft ist ein starker Partner.“ Im Ringen um die Düngeverordnung, das Klimagesetz oder die EU-Förderung für die Agrarindustrie standen sich Umwelt- und Landwirtschaftsinteressen zuletzt diametral gegenüber. Mit dem gemeinsamen Eintreten für mehr Artenvielfalt wollen Lies und Otte-Kinast nun Geschlossenheit demonstrieren.
Lesen Sie auch:
Schotterbeete verbieten? Bremer Regel stößt in Niedersachsen auf Skepsis
Koalition ist uneins: Welchen Beitrag muss die Landwirtschaft zum Klimaschutz leisten?
Bundesministerin Klöckner hält Verbänden der Bauern „selektive Kommunikation“ vor
Neben der Bingo-Umweltstiftung investiert das Umweltministerium weitere 500.000 Euro in Projekte zum Erhalt der Artenvielfalt. Ergänzend zur Landwirtschaft möchte Umweltminister Lies damit die Kommunen und „jeden einzelnen Bürger“ als Partner gewinnen. Mit den bereitgestellten Fördermitteln sollen zum Beispiel Blühstreifen auf Gemeindeflächen ermöglicht werden. Dadurch möchte das Umweltministerium die Artenvielfalt in Städten und Dörfern stärken sowie die Lebensbedingungen von Wildbienen verbessern.