12. Juli 2022 · 
Wirtschaft

Oldenburgs OB prescht vor: „Es ist schon unsere Aufgabe, die Leute wach zu rütteln“

Oldenburgs Oberbürgermeister Jürgen Krogmann will schon vorm Winter Energie sparen und die Heizkosten senken. | Foto: Hauke Christian Dittrich, Canva, Montage: Rundblick

Wenn man den Oldenburger Oberbürgermeister Jürgen Krogmann (SPD) mit der Einschätzung konfrontiert, er wolle wohl „gerade vorpreschen“, dann schreckt der Sozialdemokrat etwas zurück. „Wir machen eigentlich nur das, was gegenwärtig alle überlegen“, wendet er ein. Aber tatsächlich ist Krogmann jemand, der in diesen Tagen deutlicher als viele andere ein ehrgeiziges Energiesparprogramm nicht nur plant und verkündet, sondern es auch durchzieht und gleichzeitig auch öffentlich dafür wirbt.

„Es ist jetzt schon unsere Aufgabe, auch die Leute wach zu rütteln“, meint Krogmann im Gespräch mit dem Politikjournal Rundblick. Denn staatliche und kommunale Sparprogramme allein brächten wenig, wenn nicht auch die Bevölkerung mitziehe und erkenne, wie wichtig das Schonen der Gasreserven gegenwärtig ist. Die ersten Schritte, umgesetzt ab sofort, hat Krogmann für die Stadtverwaltung in eigener Verantwortung entschieden. Er hat seinen Rat darüber informiert und dort nach eigenem Bekunden auch Wohlwollen erfahren. Aber die formelle Zustimmung des Gremiums brauchte er dafür noch nicht. Für die nächsten Schritte, die im Herbst bevorstehen, kann das anders sein.

Die ersten Vorhaben in Oldenburg sehen so aus: In kommunalen Büroräumen soll die Mindesttemperatur, 20 Grad, nicht überschritten werden – gleiches gilt für die Räume in den Schulen. In den Lagerräumen soll ein Wert von 17 Grad das Maximum bilden. Bei den Kindergärten ist eine Vierteilung angestrebt: In den Gruppen- und Aufenthaltsräumen sollen es maximal 20 Grad sein, in den Waschräumen 24 Grad, in den Pausenräumen 21 Grad und in den Schlafräumen 18 Grad. Die Durchlauferhitzer an den Handwaschtischen in allen städtischen Einrichtungen sollen abgeschaltet werden. Das hat dann den Effekt, dass man sich die Hände dann nur noch mit kaltem Wasser waschen kann.

Während der Ferienzeit, die am 14. Juli beginnt und sechs Wochen dauert, soll die zentrale Warmwasserbereitung in den Oldenburger Sporthallen und -stätten abgeschaltet werden. Die Stadtteilbäder Kreyenbrück und Eversten werden bis Ende August geschlossen, und bei allen Beleuchtungen von Eingängen und Wegen sollen Bewegungsmelder installiert werden – die dafür sorgen, dass das Licht nur angeht, wenn es wirklich nötig ist. Klimageräte und Heizlüfter sollen ausgestellt bleiben – selbst wenn es plötzlich kalt oder unerträglich heiß werden sollte.

Eine Energiesparmaßnahme in Oldenburg: Das Stadtteilbad Eversten wird vorerst geschlossen. | Foto: Bäderbetriebsgesellschaft Oldenburg

„Jede Kilowattstunde, die wir jetzt nicht verbrauchen, trägt dazu bei, die Versorgung in diesem und im nächsten Winter zu sichern.“

Jürgen Krogmann, Oberbürgermeister Oldenburg

Krogmann begründet das Programm mit der Tatsache, dass „jede Kilowattstunde, die wir jetzt nicht verbrauchen, dazu beiträgt, die Versorgung in diesem und im nächsten Winter zu sichern“. Jedes Grad weniger Raumtemperatur bringe rund sechs Prozent weniger Energieverbrauch. Schon Ende März hatte die Stadt eine Projektgruppe eingesetzt und dabei auch die städtischen Gesellschaften beteiligt. Der Oberbürgermeister hat aber noch einen zweiten Teil in Vorbereitung, bei dem es etwas kritischer ist – denn er würde im Herbst greifen, wenn die Temperaturen niedriger sind, und auch die Beteiligung der Personalräte wäre wohl unumgänglich. Büros sollen zwischen Weihnachten und Neujahr ganz geschlossen bleiben (um Energie zu sparen). Mitarbeiter sollen in bestimmten Bürotrakten, die beheizt werden, konzentriert werden (damit andere Trakte und Etagen vorübergehend „kaltgestellt“ werden können).

Die Arbeitszeit kann auf 7.30 bis 18 Uhr beschränkt werden. Bäder können geschlossen, Freibäder mit Abdeckungen stillgelegt werden, Leuchtmittel können gegen energiesparende LED-Lampen getauscht und Ampelanlagen ab 22 Uhr ausgeschaltet werden. Auch der Bus- und Bahnverkehr könnte auf die nötigsten Linien beschränkt werden. Die Außenbeleuchtung von Gebäuden, derzeit in Oldenburg teilweise in Landeshoheit geschehen, soll auch eingestellt oder wenigstens eingeschränkt werden.

Auch andere Kommunen sind bereits mit Einsparungen aktiv, in Wolfenbüttel und Peine sind die Freibad-Temperaturen etwas kälter als sonst.

Dieser Artikel erschien am 13.7.2022 in Ausgabe #131.
Klaus Wallbaum
AutorKlaus Wallbaum

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