8. Okt. 2020 · 
Kolumne

Nur nicht darüber nachdenken

„Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden“, diesen Satz hat uns Rosa Luxemburg mit auf den Weg gegeben. Aber zum einen hielt die Revolutionärin, die von einer Diktatur des Proletariats träumte, selbst nicht besonders viel davon, und zum anderen ist sowohl das Denken als auch das Andersdenken nicht ganz ungefährlich, schließlich war gestern folgende Überschrift zu lesen: „Wer zu viel denkt, ist früher tot.“ Sehr starke neuronale Aktivität führt zu einem kürzeren Leben, so die Wissenschaft. Vielleicht sollte man sich deshalb die Freiheit nehmen, über eine mögliche Autofreiheit in der hannoverschen Innenstadt gar nicht erst lange nachzudenken. Lassen wir uns einfach überraschen, was passiert, wir werden schließlich schon merken, wenn wir mit dem Auto vor dem Schlagbaum stehen. Am Mittwochabend haben IHK Hannover und Industrieclub Hannover mit Oberbürgermeister Belit Onay über das Thema diskutiert. [caption id="attachment_54179" align="alignnone" width="677"] Foto: IHK Hannover[/caption] Onay kam zu dem Termin in Langenhagen übrigens mit dem Auto, aber denken Sie nicht weiter darüber nach. Er sagte, dass er das Auto als solches gar nicht verteufelt, aber das es dennoch eine „Raumverteilung zulasten des Autoverkehrs“ geben wird, schließlich sei das Auto ein „Attraktivitätskiller“ für die Innenstadt. Mehr dazu hier im O-Ton: https://www.youtube.com/watch?v=g-Oz7Vw7vTQ&feature=youtu.be

Frankfurt, Vechta und Hagen sind derweil die typischen Attraktivitätskiller für die Herbstferien, denn bevor wir uns über Hotels und Freizeitmöglichkeiten vor Ort informieren, schaut der Corona-erfahrene Urlauber natürlich auf die 7-Tages-Inzidenzen.

Die gute Nachricht ist, dass es in Niedersachsen keine Quarantäne-Bestimmungen für Reiserückkehrer aus innerdeutschen Corona-Risikogebieten geben soll. Wenn Sie allerdings geplant haben, Ihren Herbsturlaub in Hagen zu verbringen, ist Ihnen wahrscheinlich sowieso nicht mehr zu helfen. Andererseits: Freizeit ist auch immer die Freizeit der Andersdenkenden.

Fühlen ist ja ohnehin das neue Denken, und Agrarministerin Barbara Otte-Kinast fühlte gestern im Landtag mit den aktuell malträtierten Schweinebauern und kämpfte in ihrer Landtagsrede mit den Tränen. „Entschuldigen Sie, ich bin gerade ein wenig angefasst“, sagte sie und bekam einen warmherzigen Applaus des Parlaments. Ein menschlicher Moment im hohen Haus, irgendwie auch mal schön, auch wenn der Anlass wie immer in solchen Fällen nicht schön ist – hier nachzuhören:

https://www.youtube.com/watch?v=dXZkVygg8K0 „Wir denken zu viel und fühlen zu wenig“, hat Charlie Chaplin gesagt, und mit diesem Problem befassen sich die Protagonisten der FDP schon seit vielen Jahren. Parteichef Christian Lindner hat wieder einmal nachgedacht, diesmal über die Home-Office-Vorschläge von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil. Bei einer Veranstaltung in Hannover sagte Lindner:
„Wir brauchen den Abschied von der alten Stechuhr-Mentalität. Heil aber will die Stechuhr für zuhause verpflichtend einführen.“
Man könnte alternativ auch sagen: Die Stechuhr ist der Attraktivitätskiller für das Home-Office.

Woran Sie zu Beginn der Herbstferien auf jeden Fall nicht denken sollten, sind die vielen Baustellen auf der A2 und der A7. Denn sollte Ihr Urlaubsweg über diese beiden Magistralen der Erholungssuchenden führen, machen sie sich auf etwas gefasst. Hier wäre dann die passende Überschrift: „Wer zuviel denkt, fährt früher.“

Ich wünsche Ihnen einen entspannten Wochenausklang

Martin Brüning

Martin Brüning
AutorMartin Brüning

Artikel teilen

Teilen via Facebook
Teilen via LinkedIn
Teilen via X
Teilen via E-Mail
Alle aktuellen MeldungenAktuelle Beiträge
In Niedersachsen erwacht das öffentliche Leben aus dem Frühjahrsschlaf: Goslar startete am Sonntag mit einem Gartenmarkt in der Innenstadt in die Veranstaltungssaison. | Foto: Goslar Marketing
Die Woche in Niedersachsen (KW 19)
4. Mai 2025 · Christian Wilhelm Link3min
Bibelarbeit mit Angela Merkel. | Foto: DEKT
Merkel rät in schwierigen Lagen: „Nötig ist ein Sowohl-als-auch anstelle des Entweder-oder“
1. Mai 2025 · Klaus Wallbaum4min
Bibelarbeit: Stephan Weil im Gespräch mit Julius Geiler. | Foto: Kleinwächter
Stephan Weil versteht die Verzagtheit nicht und warnt vor falschen Propheten im Netz
3. Mai 2025 · Niklas Kleinwächter4min