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Doch gestern war es nun soweit: Einstimmig hat der Landtag den sogenannten „Niedersächsischen Weg“ für mehr Artenvielfalt beschlossen. SPD und CDU, FDP und Grüne stimmten dem Gesetzespaket zu, und sogar die fraktionslosen AfD-Politiker im Landtag unterstützen das Vorhaben bei zwei Enthaltungen. Entsprechend einmütig fiel auch die vorangegangene Beratung aus. Die Rede war von einem „historischen Tag“ (Marcus Bosse, SPD) und einem „einmaligen Vorgang“ (Martin Bäumer, CDU) sowie von „viel sachlichem Austausch“ (Miriam Staudte, Grüne). Die Redner bedankten sich wahlweise bei der Regierung, der Verwaltung, den Verbänden oder den Fraktionen. [caption id="attachment_54992" align="alignnone" width="780"]

FDP kritisiert kurze Beratungszeit
Kritik am Verfahren kam jedoch von der FDP-Fraktion. Deren Fraktionschef Stefan Birkner lobte zwar, dass hier Naturschutz mit den Menschen auf den Weg gebracht werde. Dass man dem Gesetzgebungs- und Beratungsdienst des Landtages aber keine weiteren vier Wochen zur genaueren Prüfung der Gesetzestexte einräumen konnte und wollte, hält er für „nicht akzeptabel“. Inhaltlich rügte Birkner zudem den Beschluss, die Maßnahmen des „Niedersächsischen Weges“ nun über die Erhöhung der Wasserentnahmegebühr zu finanzieren. Auch sein Fraktionskollege Hermann Grupe sagte, es sei nicht hinnehmbar, dass Nabu und Grüne den Landtag hier so unter Druck gesetzt hätten. Ein ausdrückliches Lob erteilte Grupe, der selber Landwirt ist, allerdings dem BUND: „Der BUND hat nach allem, was wir wissen, eine äußerst konstruktive Rolle gespielt im Verfahren. Dank für diese wahren Umweltschützer!“Versöhnung mit Nabu-Chef Buschmann?
Während sich der BUND eindeutig für den kooperativen Weg entschieden hatte, wurde dem Nabu in den vergangenen Monaten wiederholt ein doppeltes Spiel vorgeworfen. Dies drückte sich in heftiger öffentlicher Kritik an der Person des Nabu-Landeschefs Holger Buschmann aus. Umso bemerkenswerter war deshalb die gestrige Rede des naturschutzpolitischen Sprechers der SPD-Fraktion, Axel Brammer. „Wenn wir uns fragen würden, wie hätten wir uns in seiner Lage als Landesvorsitzender eines Naturschutzverbandes verhalten, würden wir vermutlich sagen: genau wie er“, sagte Brammer und fügte hinzu, dass er selbst dafür wohl zu feige gewesen wäre angesichts der Anfeindungen, die Buschmann aus der Regierung, den Fraktionen und den Verbänden (auch aus den eigenen Reihen) ertragen musste. Brammer nahm Buschmann damit auch vor seiner eigenen Fraktionsvorsitzenden Johanne Modder in Schutz, die den Nabu-Chef im Sommer scharf kritisiert hatte.Initiatoren erklären Volksbegehren für beendet
Wie geht es nun weiter? Die erste Konsequenz aus der Entscheidung des Landtags vollzog sich direkt im Anschluss an die Abstimmung. Nur wenige Gehminuten vom Parlamentsgebäude entfernt gaben die Initiatoren des Volksgehrens bekannt, die Sammlung von Unterschriften nicht fortzusetzen. Anne Kura, Vorsitzende der niedersächsischen Grünen, sprach von einem großen Erfolg für alle Naturschützer. Es war in der Tat ein doppelter Erfolg: Zum einen konnten die Initiatoren die erstaunliche Zahl von 138.118 Unterschriften bekanntgeben – mehr als sechsmal so viel wie zu diesem Zeitpunkt erforderlich gewesen wären. Zum anderen konnten sie ihre wesentlichen Ziele noch schneller umsetzen, als sie anfänglich erwartet hatten. Hanso Janssen, Kuras Tandempartner an der Spitze der Grünen, beteuerte, es gebe in den Reihen der Unterstützer des Volksbegehrens nur Einzelne, die noch enttäuscht seien. Den größten Teil habe man aber von den Ergebnissen des „Niedersächsischen Weges“ überzeugen können. [caption id="attachment_55008" align="alignnone" width="780"]
