6. Dez. 2017 · 
Finanzen

Nord/LB-Vorstand schließt Vorstoß für Kapitalerhöhung nicht aus

Wird die Norddeutsche Landesbank (Nord/LB) in den nächsten Jahren ihre Eigentümer bitten, das Eigenkapital aufzustocken? „Das kann ich nicht ausschließen“, sagte Thomas Bürkle, Vorstandsvorsitzender der Bank, vor Journalisten. Eine Kapitalerhöhung sei „akut kein Thema“, gegenwärtig erfülle die Bank „alle regulatorischen Voraussetzungen“, die auch von der Bankenaufsicht gefordert werden. „Aber das reicht nicht. Der Markt, die Rating-Agenturen, die Eigentümer und auch der Aufsichtsrat erwarten mehr“, sagte Bürkle. [caption id="attachment_15144" align="aligncenter" width="780"] Eine Fusion mit der HSH Nordbank scheint erst einmal vom Tisch zu sein: Blick aus dem Nord/LB-Gebäude- Foto: KW[/caption] Über eine auf absehbare Zeit womöglich drohende Kapitalaufstockung für die Landesbank wird schon seit Monaten spekuliert. Ein Teil der Eigentümer, die niedersächsischen Sparkassen, haben aber bereits ihren Verzicht auf eine Beteiligung an diesem Schritt erklärt. Die Nord/LB gehört zu 59,1 Prozent dem Land Niedersachsen, es folgen mit 26,4 Prozent der Sparkassenverband Niedersachsen, das Land Sachsen-Anhalt (5,6 Prozent), der Sparkassenbeteiligungsverband Sachsen-Anhalt (5,3 Prozent) und der Sparkassenbeteiligungsverband Mecklenburg-Vorpommern (3,7 Prozent). Bürkle erklärte, die Nord/LB verfolge mit Hochdruck das Ziel einer besseren Krisenresistenz. Im ersten Quartal 2016 habe diese Eigenkapitalquote noch bei 10,5 Prozent gelegen, derzeit seien es 11,7 Prozent – und zum Ende dieses Jahres würden 12 Prozent erreicht werden. Die Anforderungen an die Bank könnten sich aber in Zukunft ändern, deshalb seien „mindestens 13 Prozent wünschenswert“. Vor allem hat die Nord/LB ein Problem mit den faulen Schiffskrediten, die sich schon seit einigen Jahren als große Belastung herausstellen. Mit der Übernahme der Bremer Landesbank durch die Nord/LB hatte sich die Situation noch verschärft. Die Risikovorsorge für die Schiffskredite sei zwar zurückgegangen, aber „immer noch hoch“, betonte der Nord/LB-Vorstandschef. Zunächst sei angestrebt worden, das Portfolio bis Ende 2018 auf 12 bis 14 Milliarden Euro zu drücken, derzeit habe man aber schon 13 Milliarden erreicht, sei also „der Entwicklung um ein Jahr voraus“. Mittelfristig seien zehn Milliarden Euro angepeilt.
Tatsache ist, dass wir Schiffe managen können. Allerdings haben wir kein Kapital für den Erwerb der HSH Nordbank.
Ob die Nord/LB zur Stärkung der eigenen Situation tatsächlich, wie angekündigt, die Deutsche Hypothekenbank verkauft, werde sich im Januar 2018 entscheiden. Einen Monat später fällt dann noch eine andere für die Bankenlandschaft wichtige Entscheidung – nämlich die, ob der angestrebte Verkauf der HSH Nordbank an private Investoren gelingt oder scheitert. Würde die Privatisierung fehlschlagen, so wären nicht nur Milliarden-Bürgschaften der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein fällig, vermutlich müsste dann auch der Sparkassen-Rettungsfonds angezapft werden, was die ohnehin wegen der Niedrigzinsphase leidenden Sparkassen in Deutschland in eine Krise stürzen könnte. Als eine dann mögliche Alternative wird immer wieder darüber spekuliert, die Nord/LB könne – womöglich mit Bundeshilfe – mit der HSH Nordbank fusionieren und dann auch den nötigen Abbau der faulen Schiffskredite der HSH Nordbank leisten. Bürkle erklärte dazu: „Wir sind nicht Teil dieses Prozesses.“ Die Nord/LB habe sich die HSH Nordbank angeschaut und festgestellt: „Das ist nichts für uns.“ Er fügte hinzu: „Wir tun alles, damit wir nicht die Hand heben müssen.“ Im Fall der Fälle aber, dass die Nord/LB als Retter der Situation verpflichtet werde, falle auch die Kompetenz der Nord/LB ins Gewicht: „Tatsache ist, dass wir Schiffe managen können. Allerdings haben wir kein Kapital für den Erwerb der HSH Nordbank.“
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #218.
Martin Brüning
AutorMartin Brüning

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