Die Norddeutsche Landesbank kündigt schon mal düstere Aussichten an: In diesem Jahr könne die Bank womöglich ein negatives Ergebnis erwirtschaften, nachdem das erste Halbjahr bereits mit einem recht bescheidenen Plus von 68 Millionen Euro geendet hatte. Das teilte die Bank gestern in einer umfangreichen Presseerklärung mit. Der Grund für die schlechten Nachrichten liegt in Fortschritten bei der Sanierung der Nord/LB – für weitere 430 Stellen ist nun klar, dass diese bis Ende 2020 wegfallen sollen. Das heißt, es steht nun fest, um wen es sich handelt, welcher Bereich ausgedünnt wird und wie mit den Betroffenen konkret umgegangen werden soll. Für diesen Personenkreis müsse man nun Rückstellungen bilden – Geldbeträge, die dann später für Abfindungen oder Vorruhestandsangebote bereitgestellt werden müssen. Mit der Personalvertretung hatte die Nord/LB-Führung um den Vorstandsvorsitzenden Thomas Bürkle vereinbart, bei der Umstrukturierung auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten.

Die Nord/LB hat mit einer unterschiedlichen Interessenlage zu kämpfen – Foto: Mapics

Ausdrücklich betont ein Sprecher der Nord/LB, von einer vermuteten Verschärfung des Personalabbaus könne keine Rede sein. Schon seit geraumer Zeit steht fest, dass die mit rund 6000 Stellen ausgestattete Bank bis Ende 2020 insgesamt 1250 Stellen streichen will. An dieser Zahl habe sich nichts geändert. Neu ist nun lediglich, dass für die zweite Tranche die Bedingungen feststehen und Rückstellungen vorgenommen werden können. Dies betrifft 430 Stellen beispielsweise in Stabsfunktionen und im Kreditmanagement, dabei dürfte der Standort Hannover besonders in den Fokus geraten.

In der ersten Tranche waren nach der Fusion mit der Bremer Landesbank vor allem Mitarbeiter an den Standorten Oldenburg und Bremen betroffen gewesen, es handelte sich dabei um 420 Personen. Mit der gestrigen Mitteilung ist nun klar, dass 850 der 1250 vom Personalabbau in Mitleidenschaft gezogenen Mitarbeiter bereits wissen, dass es sie treffen wird. Eine solche klare Definition steht nun für rund 400 Mitarbeiter noch aus – aber auch hier wird gemutmaßt, dass es wieder vorrangig den Standort Hannover treffen könnte. Auf Anfrage sagt ein Sprecher der Nord/LB, die Details hierfür stünden noch nicht fest.

Rückendeckung vom Finanzminister

Niedersachsens Finanzminister Reinhold Hilbers, Aufsichtsratschef der Nord/LB, gab dem Management gestern „ausdrücklich Rückendeckung“: „Auch wenn die Entscheidungen aktuell die Gewinn- und Verlustrechnung belasten, zahlt sich der Prozess am Ende aus.“ Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Bank ihre Entschlossenheit zum Personalabbau in dem Moment öffentlich signalisiert, da sie offiziell – private und öffentlich-rechtliche – Investoren um die Abgabe von Angeboten zum Einstieg in das Unternehmen ermuntert und bis 8. Oktober mit Rückmeldungen von Interessenten rechnet.

So kann die aktuelle Mitteilung als Versuch gewertet werden, das Bankmanagement als besonders reformfähig und die Bank als bereits teilweise saniert zu präsentieren. Sie erscheint damit attraktiv. Anderer Meinung ist hingegen der FDP-Finanzexperte Christian Grascha. Er meint, die Aussicht auf einen Verlust in diesem Jahr sei für die Bank eine schwere Belastung. Dass Hilbers dem Nord/LB-Vorstand sein Vertrauen ausspreche, klinge „wie Pfeifen im Walde“. „Mit solchen Stellungnahmen trägt der Minister eher zur weiteren Verunsicherung bei“, betonte der FDP-Politiker.