Während sich die Suche nach einem Modell für die Stärkung der Eigenkapitalbasis der Nord/LB schwierig gestaltet, werden nun Ungereimtheiten aus der internen Arbeit der Landesbank bekannt. Eine Recherche-Team des Norddeutschen Rundfunks und der Süddeutschen Zeitung berichtet über interne Revisionsberichte der Nord/LB aus den Jahren 2016 bis 2018. Aus diesen werde deutlich, so teilte der NDR gestern mit, dass die Kreditnehmer der Schifffahrtsbranche nur unzureichend überwacht und begleitet worden seien. Mit anderen Worten: Diejenigen Schiffsbesitzer, die von der Landesbank Kredite bekommen hatten, seien nicht streng genug kontrolliert worden. Nach Angaben des NDR liegen ihm acht interne Berichte der Nord/LB-Innenrevision aus den drei Jahren vor, in allen acht seien die Leistungen der Bank-Mitarbeiter nur mit den Noten „ausreichend“ oder „mangelhaft“ bewertet worden. In zahlreichen Geschäftsfeldern habe es „hohe Gesamtbankrisiken“ gegeben. Ein Sprecher der Nord/LB erklärte nach Angaben des NDR dazu, dass die interne Revision besonders streng und intensiv prüfen müsse. Die festgestellten Mängel seien aber „bereits abgearbeitet und erledigt“ oder aber die Erledigung sei „derzeit in der Umsetzung“.

Die Schiffsfinanzierung ist seit Jahren die Achillesferse der Nord/LB, wegen vieler fauler Kredite in diesem Bereich gilt die Landesbank, die allgemein gut aufgestellt ist, als verletzlich – vor allem nach der Übernahme der Bremer Landesbank, die dieses Problem noch vergrößerte. Seit einigen Monaten steigen die Anforderungen der Bankenaufsicht, das Eigenkapital zu stärken. Dies ist auch eine Voraussetzung für ein höheres Rating der Landesbank, die sich seit einigen Jahren unter der Führung von Vorstandschef Thomas Bürkle auf einem klaren Sanierungskurs befindet. Vor allem wegen der Schiffsfinanzierungen musste die Nord/LB 2016 einen Verlust von zwei Milliarden Euro verbuchen, inzwischen ist man aber wieder deutlich im Plus-Bereich. Das Schiffskredit-Portfolio belief sich Ende März auf 11,6 Milliarden Euro, davon waren 7,9 Milliarden Euro „notleidende“ Kredite. Deren Betrag will die Nord/LB bis Ende 2019 auf weniger als fünf Milliarden Euro drücken. Erst zu Wochenbeginn wurden Informationen verbreitet, nach denen die Nord/LB mit dem Abbau der „faulen“ Schiffskredite rascher als vermutet vorankomme, von einer Übernahme großer Teile durch einen Großinvestor war die Rede. Die jetzigen Informationen des NDR stehen in gewissem Gegensatz dazu – sie verweisen auf eine interne Unzufriedenheit in der Landesbank. So seien Mängel, die die Prüfung der Europäischen Zentralbank 2016 ergeben habe, Anfang 2018 – trotz anderslautender Mitteilung der Bank an die EZB – nicht vollständig abgearbeitet gewesen. Auch die Sanierungsplanung der Nord/LB bekommt laut NDR von der Innenrevision schlechte Beurteilungen. Das Frühwarnsystem sei nicht optimal aufgestellt.

Laut den internen Unterlagen sollen in neun von 20 überprüften Fällen die bestehenden Kredite nicht fristgerecht oder ordnungsgemäß überwacht worden sein. In vier Fällen habe man eine „Gesundung“ der Kreditnehmer attestiert, obwohl die Voraussetzungen für eine derartige Beurteilung nicht gegeben gewesen seien.

Die Berichte über die interne Kritik in der Nord/LB kommen für die Bank zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Die Suche nach einem privaten Investor, der hier einsteigen will, gestalten sich offenbar schwieriger als zunächst vermutet. Das liegt allerdings nach Rundblick-Informationen weniger am offenkundig mängelbehafteten Umgang mit den alten Schiffskrediten als vielmehr an den Bedingungen, die politisch formuliert wurden. So sollen private Geldgeber maximal eine Minderheitsbeteiligung an der Nord/LB bekommen dürfen – und der Zugriff möglicher Investoren auf die „Landessparkasse Braunschweig“ soll nach dem Willen der Braunschweiger SPD und CDU möglichst ganz verhindert werden. Wegen dieser massiven Einschränkungen gehen Beobachter inzwischen davon aus, dass die wahrscheinlichere Lösung einer Eigenkapitalstärkung der Nord/LB in einer Fusion bestehen könnte – entweder mit der Landesbank Baden-Württemberg, wahrscheinlicher aber noch mit der Helaba in Hessen.