28. Sept. 2020 · 
Kolumne

Noch Platz im Keller? Dann her mit der Tonne!

Bei der Suche nach einem Atommüll-Endlager sind wir gestern einen großen Schritt weitergekommen – meint der eine oder andere Experte. In Wirklichkeit hat man angesichts von 90 ausgesuchten Teilgebieten aber den Eindruck, dass der Schrott eigentlich fast überall hinkommen könnte – außer natürlich nach Gorleben. Wer also noch ein Plätzchen im Keller übrig hat, dessen Haus zum Beispiel auf solidem Granit gebaut wurde, kann sich jederzeit bei der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) melden. Die 1900 Castor-Behälter, um die es geht, werden wir doch wohl irgendwo zwischen alten Fahrradreifen und der Tischtennisplatte untergestellt bekommen, oder? [caption id="attachment_53854" align="alignnone" width="780"] Foto: anela, ugde, GettyImages[/caption] Wie man übrigens sieht, hat Wolfgang Ehmke, Sprecher der BI Lüchow-Dannenberg schon ein paar Tonnen bei sich aufgenommen – absolut vorbildlich! https://twitter.com/gorleben/status/1310522445556854791 Ganz nebenbei: Während die Grünen sich offiziell ein „offenes, transparentes und wissenschaftsbasiertes Verfahren“ wünschen und jederzeit gerne die „Keiner ist blöder als Söder“-Karte spielen, gilt auch bei Grüns natürlich weiterhin das Prinzip: Bitte offen und wissenschaftsbasiert – aber natürlich not in my backyard. Der Osnabrücker Keller des Landtagsabgeordneten Volker Bajus kommt schon mal nicht in Frage, wenn ich das richtig verstehe: https://twitter.com/vbajus/status/1310519145331593216

Wie groß sind eigentlich die Keller der Medizinischen Hochschule Hannover und der Universitätsmedizin Göttingen? Groß genug, um ein paar Castor-Behälter unterzustellen?

Für die beiden Unikliniken könnte das vielleicht ein Geschäftsmodell sein, um wieder etwas Geld in die Kasse zu bekommen. Beide Häuser sind finanziell ohnehin nicht auf Rosen gebettet, man könnte auch sagen: Das finanzielle Deckgebirge ist etwas schwach. Und Corona reißt nun erst recht tiefe Löcher in die Haushalte, wir berichten heute im Rundblick darüber.

Die Not ist so groß, dass man in den Kliniken schon ausrechnet,  ob man mehr Geld durch die Corona-Freihaltepauschale für leere Betten bekommt. Oder ob man in die leeren Betten besser Castor-Behälter legt, wobei noch nicht ganz klar ist, wieviel die BGE dafür im Budget hat.

So, jetzt aber mal schnell zur Krise. Diese Branchen trifft es wegen des verfluchten Coronavirus wirklich übel:


  • Die Autobauer und Zulieferer

  • Die Gastronomie

  • Messeveranstalter und Messebauer

  • Konzertveranstalter

  • Fast alle, die mit Tourismus zu tun haben

Und nun kommt auch noch die Pommes-Krise. Das hat mein Kollege Niklas Kleinwächter gestern bei der Landwirtschaftskammer erfahren.

Weil die Gastronomie schließen musste, blieben Betriebe, die sich auf Pommeskartoffeln spezialisiert hatten, im Frühjahr auf tausend Tonnen Lagerware sitzen. Auf der Pressekonferenz der Kammer gab es gestern leider auch keine Pommes - wäre in einem Hörsaal der Tierärztlichen Hochschule vielleicht auch nicht ganz angemessen gewesen.

[caption id="attachment_53857" align="alignnone" width="780"] Gerhard Schwetje, Präsident der Landwirtschaftskammer, in der Pressekonferenz am Montag - Foto: nkw[/caption]

Ob Sie in diesen Dienstag gut hineinkommen, hängt heute von Ihrem Standort und der Wahl des Verkehrsmittels ab. Nicht überall steht Ihnen heute die Bahn ihres Vertrauens zur Verfügung. Sie wissen schon: Verdis starker Arm, der alle Räder still stehen lässt, und so. Bleiben Sie also gelassen, vielleicht mit einer Tüte Pommes.

Ihnen einen schönen Tag

Martin Brüning

Martin Brüning
AutorMartin Brüning

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