Niedersachsens SPD liegt bei U18-Wahl deutlich vorn – bundesweit führt aber eine andere Partei

Sechs Tage vor der Bundestagswahl konnten sich die Sozialdemokraten in Niedersachsen bereits freuen: Bei den nicht repräsentativen U18-Wahlen liegt die SPD in diesem Jahr erkennbar vorn. Ein Viertel der teilnehmenden Jugendlichen unter 18 Jahren gab seine Zweitstimme der Partei von Stephan Weil, Boris Pistorius und Lars Klingbeil. Damit liegt die SPD in Niedersachsen über dem Bundestrend. Insgesamt betrachtet kamen die Sozialdemokraten mit knapp 18 Prozent nämlich nur auf Platz zwei – hinter den Linken mit fast 21 Prozent Zustimmung bei der Jugend. In Niedersachsen belegt die Linke derweil den zweiten Platz. Hievte die Tiktok-erfahrene Heidi Reichinnek ihre Partei in den Umfragen zur tatsächlichen Bundestagswahl zuletzt auf knapp sechs Prozent, votierte von den niedersächsischen Jugendlichen sogar jeder fünfte für die Linkspartei. Erst auf dem dritten Platz landete die CDU – sowohl in Niedersachsen als auch im Bund. 14,7 Prozent erzielten die Christdemokraten bei Niedersachsens Jugend, bundesweit gab es für CDU/CSU einen guten Prozentpunkt mehr. Annähernd deckungsgleich mit ihren tatsächlichen Umfrageergebnissen erzielen die Grünen auch bei der U18-Wahl um die 14 Prozent – in Niedersachsen stimmten 13,6 Prozent für sie, bundesweit allerdings nur 12,5 Prozent. In Niedersachsen konnten die Grünen damit den vierten Platz gegen die AfD verteidigen, was ihnen bundesweit nicht gelungen ist. 12,7 Prozent der niedersächsischen Jugend setzten ihr Kreuz bei der Alternative für Deutschland, insgesamt waren es 15,5 Prozent. An der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte bei der Jugendwahl nicht etwa die FDP ganz knapp, sondern die Tierschutzpartei. 4,5 Prozent der Jugendlichen in Niedersachsen wählten sie, im Bund waren es 3,77. Die FDP schnitt schlechter ab: 2,9 Prozent erreichten die Freien Demokraten in Niedersachsen, 3,4 Prozent bundesweit.

Angeboten wurde die U18-Wahl in Niedersachsen vom Landesjugendring. Vom 7. bis 14. Februar konnten in landesweit 117 Wahllokalen junge Menschen ihre Stimme abgeben. Bundesweit haben nach Angaben der Veranstalter mehr als 160.000 junge Menschen unter 18 Jahren mitgemacht, in Niedersachsen beteiligten sich exakt 5176 Jugendliche. Das Ziel der U18-Wahl sei es, möglichst viele Kinder und Jugendliche für die parlamentarische Demokratie zu begeistern, ihre Interessen an politischen Themen zu stärken und diese sichtbarer zu machen. Nils Lüking, Vorstandssprecher des Landesjugendrings Niedersachsen, unterstrich die Bedeutung der Kinder- und Jugendwahl als Signal an die Politik und die anderen Generationen. „Junge Menschen sind politisch interessiert und vertreten eine breite Vielfalt an Meinungen und Interessen. Sie binden sich weniger an etablierte Parteien und wählen diverser als viele Erwachsene“, erklärte Lüking und verknüpfte die Bekanntgabe der Abstimmungsergebnisse auch mit einem politischen Appell: „Fast 60 Prozent der Wahlberechtigten sind bei dieser Bundestagswahl über 50 Jahre alt, doch junge Menschen müssen mit den heutigen Entscheidungen am längsten leben. Wir brauchen dringend mehr politische Teilhabe und Gehör für die junge Generation, um eine zukunftsfähige Politik für alle zu gestalten.“
Parallel zur U18-Wahl findet in Niedersachsens Schulen auch die sogenannte „Juniorwahl“ statt. Diese Wahl-Simulation wird bereits seit 1999 vom gemeinnützigen und überparteilichen Verein Kumulus e.V. organisiert und in diesem Jahr vom niedersächsischen Kultusministerium als Projekt zur Demokratiebildung mit 150.000 Euro unterstützt. Noch vor dem Gang zur Wahlurne sollen sich die Kinder und Jugendlichen mit Themen wie Demokratie und Wahlen auseinandersetzen. In diesem Jahr nehmen daran erstmals auch Grundschulen teil. Laut Kultusministerium haben sich knapp 90 Grundschulen sowie 800 Schulen der Sekundarstufen I und II zur Teilnahme an der „Juniorwahl“ angemeldet. Die Ergebnisse werden allerdings – anders als bei der U18-Wahl – erst am Wahlsonntag ab 18 Uhr veröffentlicht.
Dieser Artikel erschien am 18.02.2025 in der Ausgabe #032.