Foto: Stadt Braunschweig/Andreas Greiner-Napp (Archiv)

Gerhard Glogowski (SPD), siebter Ministerpräsident von Niedersachsen (1998 bis 1999), wird am Wochenende mit einem Empfang zu seinem 80. Geburtstag geehrt. Ausrichter der Feier ist der Oberbürgermeister seiner Heimatstadt Braunschweig, Thorsten Kornblum. Der Jubilar ist ein typischer Vertreter einer Generation in der SPD, die noch mit dem Begriff „Kanalarbeiter“ oder „Seeheimer“ bezeichnet wird. In Hannover geboren, wuchs er zeitweise in Bonn auf, denn sein Vater war Chauffeur der SPD-Politiker Erich Ollenhauer und Herbert Wehner. Glogowski lernte Werkzeugmacher, machte auf dem zweiten Bildungsweg Abitur und wurde Diplomvolkswirt. Die Kommunalpolitik bereitete ihm Freude, er war ehrenamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Waggum, später dann ehrenamtlicher OB in Braunschweig.

Glogowski war wiederholt der Rivale von Schröder

Im Landtag war er wiederholt der Rivale des – von ihm aus gesehen links verorteten – Gerhard Schröder. Als Schröder 1990 Ministerpräsident einer rot-grünen Regierung wurde, übernahm Glogowski das Amt des Innenministers – und füllte es mehr als acht Jahre lang aus. Er war populär, galt als stark und überstand manche Krisen wie die, als ihm nach den hannoverschen „Chaos-Tagen“ gravierende Mängel im Polizeieinsatz vorgehalten wurden. Nach Schröders Aufstieg zum Kanzler gab es nicht wenige in der niedersächsischen SPD, die Glogowski die Nachfolge nicht übertragen wollten – doch eine breite offene Debatte in der Partei kam dazu nicht in Gang. Ein kritischer Antrag auf einem SPD-Parteitag wurde auf seltsame Weise ausgebremst, indem nämlich der Parteitag kurzfristig abgesagt wurde.

Boris Pistorius fing als Glogowskis Büroleiter an

Ende Oktober 1998 wurde Glogowski neuer Ministerpräsident, blieb es aber nur 13 Monate lang. Vorwürfe, er habe ungerechtfertigt Vergünstigungen angenommen, wurden von ihm nicht geschickt entkräftet – nach einer einwöchigen medialen Dauerkritik trat Glogowski Ende November 1999 zurück. Ein Untersuchungsausschuss folgte und war die Basis dafür, die Vorgaben für die Annahme von Geschenken gesetzlich noch strenger als bisher zu fassen. Von Glogowski blieb das Bild eines konservativen, in der Kommunalpolitik verhafteten und beliebten, weil leidenschaftlichen Politikers, der mit der damaligen rot-grünen Orientierung seiner Partei fremdelte. Stark war er vor allem als Innenminister, in dieser Zeit sind manche aufgestiegen, die damals in seiner Nähe waren – so etwa Sigmar Gabriel oder auch Boris Pistorius, der vor 30 Jahren als Büroleiter von Glogowski seinen politischen Weg begonnen hatte.