Niedersachsen sind beim Cannabis-Anbau schneller als alle anderen
Die „Niedersachsen-Geschwindigkeit“ funktioniert nicht nur bei LNG-Terminals: Der Cannabis Social Club (CSC) Ganderkesee darf als erste Vereinigung bundesweit den legalen Anbau von Cannabispflanzen betreiben. Von der Antragstellung bis zur Erlaubnis durch die dafür zuständige Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) dauerte es gerade mal eine Woche. „Ich bin selbst von dieser Geschwindigkeit positiv überrascht. So gut kann man sein, wenn man sich effizient vorbereitet hat“, meinte Kammerdirektor Bernd von Garmissen bei der Übergabe des Erlaubnisbescheids am Montag.
„Dass das heute gelungen ist, ist ein Zeichen dafür, dass Verwaltung auch funktionieren kann“, ergänzte LWK-Präsident Gerhard Schwetje und dankte der Landesregierung für das Vertrauen in die Prüfdienste seiner Behörde. „Das ist für uns Ansporn, diese Aufgabe bestmöglich zu erledigen“, sagte Schwetje. Bis Wochenbeginn hatten bei der Landwirtschaftskammer insgesamt 16 Vereine einen entsprechenden Antrag gestellt. Die Bewerber kommen aus den Städten Braunschweig, Emden, Hannover, Oldenburg und Osnabrück sowie aus den Landkreisen Cuxhaven, Emsland, Friesland, Harburg, Lüchow-Dannenberg, Oldenburg, Peine, Uelzen, Vechta, Wesermarsch und der Region Hannover.
Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne) überreichte den Bescheid persönlich in Ganderkesee, nachdem sie aufgrund ihrer Sommerreise 2024 ohnehin im Osnabrücker Land unterwegs war. „Die Zulassung der Anbauvereinigungen ist ein weiterer, wichtiger Schritt zur überfälligen Entkriminalisierung. Mit Blick auf den Verbraucherschutz ist für mich klar: Mit dem Anbau durch Vereinigungen können Risiken vermieden werden, die von illegal verkauftem Cannabis ausgehen, wie beispielsweise ein überhöhter THC-Gehalt“, sagte Staudte und betonte: „Der Jugendschutz ist nur mit einem kontrollierten Anbau zu gewährleisten.“ Die Grünen-Politikerin begrüßte in diesem Zusammenhang auch die Einigung auf Bundesebene, den THC-Grenzwert am Steuer gemäß der Empfehlung einer interdisziplinären Expertengruppe bei 3,5 Nanogramm je Milliliter Blutserum festzulegen. „Ich bin froh, dass wir von der Null-Toleranz-Grenze weggekommen sind“, so Staudte.
Dass es bei der Genehmigung in Ganderkesee so schnell ging, liegt auch an der intensiven Vorarbeit der Anbauvereinigung. „Für uns ist das heute ein historischer Moment. Wir haben nicht damit gerechnet, dass das so schnell und erfolgreich bearbeitet wird“, freute sich CSC-Vorstand Daniel Keune. Sein Verein hat sich zwar erst im Mai offiziell gegründet, die Vorbereitungen für den Cannabis-Anbau laufen allerdings schon fast zwei Jahre. „Wir wollen ein gutes und sicheres Produkt für den Konsumenten herstellen“, sagt der Vereinschef, der hauptberuflich in der Elektrobranche arbeitet und Industrieanlagen plant. „Wir haben 74 Kilogramm im Antrag für das erste Jahr angemeldet“, verrät Keune. Das hängt mit der rechtlichen Höchstgrenze zusammen, die den Vereinigungen nur 50 Gramm Cannabis pro Monat und Mitglied erlaubt. Zudem ist die Mitgliederzahl pro Vereinigung auf 500 beschränkt. Knapp 100 Mitglieder hat der CSC Ganderkesee bereits.
Schnell zu Bekanntheit zu kommen und zu wachsen, sei nicht das Ziel der Vereinigung. Dass der CSC Ganderkesee keine Mitgliedsbeiträge erhebt und nur eine einwöchige Kündigungsfrist besteht, habe einen anderen Grund. „Bei uns steht das Mitglied im Mittelpunkt, den Rest haben wir drum herum gebaut“, erzählt Keune. Grundsätzlich könne jeder Bundesbürger in den Club eintreten. „Ich würde einem Mitglied in einem Verein jedoch immer empfehlen, sich regelmäßig in der Region aufzuhalten“, sagt der 41-Jährige. Das eigentliche Vereinsgebiet sei die Region zwischen Bremen und Oldenburg. Mit dem Cannabis-Anbau will die Vereinigung in zwei bis drei Wochen beginnen – an einem nicht-öffentlichen Ort. „Die Produktion ist unter Verschluss“, sagt Keune und verrät nur, dass sie in der Region stattfindet. Mit der ersten Ernte rechnet er in voraussichtlich drei Monaten. Ministerin Staudte sprach er zu diesem Termin eine Einladung aus: „Sie sind hier herzlich willkommen.“
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