7. Dez. 2020 · 
Soziales

Niedersachsen sieht keinen Grund für eine Ausgangssperre

Eigentlich war im Kreis der Ministerpräsidenten und der Kanzlerin vor gut einer Woche der Kurs klar vorgezeichnet worden: Bis Weihnachten sollten die Kontaktbeschränkungen noch mal angezogen werden, damit es dann über die Feiertage und Silvester wieder etwas lockerer werden kann – und Verwandten- wie Familienbesuche kurzfristig wieder möglich werden. Da nun aber die Zahl der Neuinfektionen nicht so stark zurückgeht, wie es alle gehofft hatten, hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder bereits eine Ausgangsbeschränkung angekündigt: Mit Ausnahme des Weihnachtsfestes zwischen dem 23. und 26. Dezember sollen die Menschen in den bayerischen Kreisen mit einer hohen Inzidenz das Haus nur noch aus „triftigem Grund“ verlassen dürfen – also für den Weg zur Arbeit, für Arztbesuche, für den Einkauf oder für wichtige Familienbesuche. https://www.youtube.com/watch?v=lCEPyHK00KM In Niedersachsen gilt bislang die Abmachung, die über Weihnachten geltenden Lockerungen (Treffen mit maximal zehn Personen aus verschiedenen Haushalten erlaubt, nicht wie derzeit nur maximal fünf Personen aus zwei Haushalten) sollen auch für Silvester und Neujahr gelten, vielleicht sogar auch danach.
Alle Lockerungen, die für die Weihnachtsfeiertage und für Silvester in Aussicht gestellt wurden, gelten immer unter dem Vorbehalt, dass die Einschränkungen auch wirken und die Inzidenz sinkt.
Die Landesregierung in Hannover sah sich am Montag mehreren Fragen ausgesetzt, ob das Land im Interesse einer möglichst bundeseinheitlichen Lösung auf den bayerischen Weg einschwenken sollte. Immerhin hatte dies Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans allen Ländern nahe gelegt. Sozialministerin Carola Reimann erklärte zunächst, dafür sei kein objektiver Grund vorhanden. Denn in Bayern lägen mehrere Landkreise über der kritischen Marke einer Sieben-Tage-Inzidenz von 200 Neuinfektionen, in Niedersachsen seien Cloppenburg und Vechta aus dieser Größer herausgefallen, landesweit entspanne sich die Lage. Niedersachsen-weit wurde gestern eine Inzidenz von 81 gemessen. https://www.youtube.com/watch?v=NPDEN-ZGLQE&feature=youtu.be Regierungssprecherin Anke Pörksen ergänzte, die Lage in Niedersachsen sei zwar „hoffnungsvoll“, aber niemand könne garantieren, dass es nicht auch wie in Bayern oder Sachsen schnell zu einer sprunghaften Steigerung der Infektionen kommen könne. „Alle Lockerungen, die für die Weihnachtsfeiertage und für Silvester in Aussicht gestellt wurden, gelten immer unter dem Vorbehalt, dass die Einschränkungen auch wirken und die Inzidenz sinkt.“ Auch sie könne mögliche Verschärfungen nicht ausschließen. „Auf jeden Fall empfehlen wir den Menschen, auf gegenseitige Besuche in der Adventszeit möglichst zu verzichten – vor allem auf Besuche von Menschen, die in Gebieten mit einer hohen Inzidenz leben.“

Die Corona-Krise beherrschte auch zum Auftakt der neuen Woche gestern die Debatte:

FDP gegen Kurswechsel: Der FDP-Fraktionsvorsitzende Stefan Birkner sagte, aus Sicht seiner Fraktion solle es möglichst bei den bisher beschlossenen Regeln bleiben, damit die Leute sich darauf verlassen können. Anders als in Bayern gebe es hierzulande auch keine Druck zu härteren Schritten. Reimann gegen „Weihnachtsvergnügen“: Sozialministerin Reimann äußert sich kritisch zu den Angeboten von Imbiss-Ständen und Musik in einigen Innenstädten, etwa in Lüneburg. „Es gibt nur einen, der hier wirklich Vergnügen hat – das Corona-Virus“, sagte die Ministerin. Gesundheitsabteilungsleiterin Claudia Schröder meinte, es sei riskant, wenn man in Gruppen zusammenstehe, die Maske absetze, etwas esse oder trinke. Dienstleister unter Vertrag: Der erste Corona-Impfstoff soll frühestens Ende Dezember zugelassen werden, sodass die Impfungen im Januar starten können. Das Land hat einen Vertrag mit dem Dienstleister DHL geschlossen, der die Impfstoffe in einem Lager in den Niederlanden und in einem anderen in Hessen tiefgekühlt aufbewahrt – und diesen dann zu den etwa 50 landesweiten Impfzentren ausliefert. Ein zweiter Vertrag mit einer Firma, die das Management für die Impftermine übernimmt, stehe kurz vor dem Abschluss. Althusmann für Stufenplan: Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) fordert eine Wiederauflage des Stufenplans (Stufi). „Wenn wir die Feiertage und Silvester gut überstehen und die Fallzahlen sinken, können wir erste Lockerungen planen“, erklärte er. Für die Betriebe im Land soll damit bis Ostern (4. April) Entspannung in Aussicht gestellt werden. Althusmann spricht von einer „klugen Perspektive für das Frühjahr“. Voraussetzung für erste Lockerungen sei allerdings eine Sieben-Tage-Inzidenz von 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #221.
Niklas Kleinwächter
AutorNiklas Kleinwächter

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