Niedersachse der Woche ist…
…in dieser Woche ein Manager, der bisher öffentlich wenig bekannt war – es aber in Zukunft womöglich sein wird. Er steht an der Spitze eines lukrativen Unternehmens, das bisher mittelbar im öffentlichen Eigentum war. In den kommenden Wochen und Monaten dürfte die Aufmerksamkeit verstärkt auf ihn gerichtet werden, denn eine Eigentumsverschiebung, die das Land Niedersachsen betrifft, rückt die Firma ins Zentrum des Interesses. Der Niedersachse der Woche heißt…
…Axel Holthaus, ist Sprecher der Geschäftsführung der Toto-Lotto-Niedersachsen GmbH und steht im Bundesvergleich mit seinem Unternehmen eigentlich ganz gut da.
Die Niedersachsen gelten als innovativ, er und sein Geschäftsführer-Kollege Sven Osthoff sind in der Branche anerkannt und werden geschätzt. Der 52-jährige Holthaus, studierter Wirtschaftswissenschaftler (Wuppertal), wurde nicht aus politischen, sondern fachlichen Gründen Geschäftsführer von Lotto Niedersachsen. Seit 2010 leitete er die Westspiel-Gruppe, in der er schon neun Jahre zuvor tätig war. Sein Kollege Osthoff war vorher beim Sparkassenverband tätig, der mittelbar über die Nord/LB auch mit der Toto-Lotto-Gesellschaft zu tun hatte.
Nachdem die beiden 2013 die Führung der Gesellschaft übernahmen, entwickelten sich die Zahlen durchaus positiv. Ein Beispiel: 2015 wurden 709,8 Millionen Euro an Spieleinsätzen erwirtschaftet und Gewinne in Höhe von 342,1 Millionen Euro ausgeschüttet. Der Jahresüberschuss stieg auf 17,4 Millionen Euro.
Immer stärker haben die staatlichen und halb-staatlichen Lotto-Gesellschaften mit Konkurrenz im Internet zu tun, dem sogenannten Schwarz- und Graumarkt. Das kostet nicht nur den Deutschen Lotto- und Toto-Blocks Marktanteile, sondern die Länder auch Geld. Es wird vermutet, dass diese Anbieter in Deutschland im Jahr 2017 vermutlich Umsätze von rund 700 Millionen Euro generiert haben, ohne dass, wie zum Beispiel bei Lotto Niedersachsen, 40 Prozent dabei an den Staat gingen. Die Entwicklung auf dem Glücksspielmarkt ist gerade für die kleinere Lotteriegesellschaften, zum Beispiel in den Stadtstaaten ein Problem. Lotto Niedersachsen ist dabei, auch das Duo Holthaus/Osthoff, vergleichsweise gut aufgestellt, verfolgt eine klare Digital- und Marketingstrategie.
Nun gibt es eine Entwicklung, die ihnen plötzlich eine hohe politische Aufmerksamkeit beschert: Mitte der neunziger Jahre hatte das Land seine Anteile an der Toto-Lotto-Gesellschaft an die Nord/LB verkauft. Seinerzeit war das Land in Geldnot, die Situation verlangte nach einem Vermögensverkauf. Zuletzt war es nun so, dass die Nord/LB an der Lotto-Gesellschaft 49 Prozent trug, die anderen Anteile lagen beim Fußballverband, beim Landessportbund und bei einer Beteiligungsgesellschaft.
Lesen Sie auch:
Lotto zahlte dem Land im vergangenen Jahr fast 300 Millionen Euro
Der Glücksspiel-Gipfel beim Rundblick
Jetzt kehren sich die vor einem Vierteljahrhundert geltenden Zustände wieder um – nicht das Land hat Geldnot, es geht ihm sogar gut, aber der damalige Käufer, die Nord/LB, muss schrumpfen, weil sie sonst kein lukratives Geschäftsmodell mehr vorzeigen kann. Das führt dazu, dass die Nord/LB plant, die Toto-Lotto-Gesellschaft wieder an das Land zu verkaufen – im Gespräch sind als Preis 200 Millionen Euro.
Ob das so geschieht und der Landtag mitzieht, wird sich in den kommenden Wochen und Monaten zeigen. Auf jeden Fall ist es so, dass die Leitung des Unternehmens bisher als professionell wahrgenommen wird – anders wäre es wohl auch kaum zu erklären, dass für die Gesellschaft ein so hoher Preis in Erwägung gezogen wird. Das spricht in jedem Fall für die Leistung von Holthaus und Osthoff. Für die Rundblick-Redaktion ist das Grund genug, den Sprecher der Geschäftsführung zum Niedersachsen der Woche zu wählen (auch wenn er selbst wenig dafür kann, dass seine Firma nun auf einmal in den Fokus der Öffentlichkeit gerät). Glückwunsch dazu!