„Deine Arbeit ist der Inbegriff von Sinnhaftigkeit.“ Ein Zettel mit dieser Botschaft versteckt sich in dem Glückskeks, der als Giveaway für die Pflegemesse „Pro Care“ wirbt. „Hannover wird nächste Woche zur Pflegehauptstadt Deutschlands“, kündigt Gesundheitsminister Andreas Philippi (SPD) an. Am 11. und 12. Februar sind Fachkräfte aus der Branche erstmals in die Landeshauptstadt eingeladen. Künftig soll die „Pro Care“ jährlich als Fachmesse für alle Bereiche der Pflege stattfinden. Damit unterscheidet sie sich von der Messe „Altenpflege“, die das nächste Mal im April in Nürnberg ihre Zelte aufschlägt und als „Leitmesse der Pflegebranche“ beworben wird. Nicht erst, seit 2020 die generalisierte Pflegeausbildung eingeführt wurde, wünschen sich Fachleute übergreifende Ansätze, damit Schnittmengen und Synergieeffekte sichtbar werden, sagte Projektleiterin Heike Grosch vor Journalisten. Das Interesse der Aussteller hat ihre Erwartungen übertroffen: Statt der angepeilten 120 sind es 190 geworden. „Bisher hatte man nicht auf dem Schirm, dass es bei einer Messe nicht nur darum geht, Kunden und Produkte zusammenzubringen, sondern auch um ein Lagerfeuer für die Branche“, sagte Jasmin Arbabian-Vogel, Geschäftsführerin des „Interkulturellen Sozialdienstes“ und Ausstellerin auf der Messe. Hier sollen Pflegekräfte Wertschätzung erfahren, sich vernetzen und erleben: „Wir sind eine relevante Gruppe.“ Ausdrücklich gibt es Angebote nicht nur für Führungskräfte, sondern für alle Hierarchie-Ebenen.

Gesundheitsminister Philippi nutzte den Anlass, um eine Reform der sozialen Pflegeversicherung zu fordern: „Die Trennung von gesetzlicher und privater Pflegeversicherung muss beendet werden“, sagte er. Er stellte Erfolge des Dialogprozesses „Konzertierte Aktion Pflege Niedersachsen (KAP.Ni) 2“ vor: So hat Niedersachsen schon vor dem Bund eine Pflegehelferausbildung eingeführt. Diese dauert zwei Jahre und bietet mehrere Möglichkeiten des Seiteneinstiegs. So können Hilfskräfte mit Berufserfahrung direkt im zweiten Ausbildungsjahr einsteigen. „130 Personen wurden zur Nicht-Schüler-Prüfung zugelassen“, berichtete Philippi. Sie können also ohne Zeitverzögerung direkt den Abschluss erwerben. Um Ausbildungsabbrüche in den Pflegeberufen zu vermeiden, wurde eine Ombudsstelle eingerichtet. Sie vermittelt im Konfliktfall zwischen Nachwuchskräften und Einrichtungen. Bei der Dokumentation, die von vielen Pflegekräften als besonders zeitraubend wahrgenommen wird, gebe es ebenfalls Fortschritte, erklärte Philippi. So habe die Diakonie jetzt nach einer Testphase die Spracherkennungs-App „Voize“ eingeführt, mit der Pflegekräfte ihre Berichte direkt einsprechen können.

Gründer Christoph Schneeweiß (r.) stellt Gesundheitsminister Andreas Philippi den Care Table vor: Erste Wischbewegungen auf einem digitalen Endgerät für Hochbetagte | Foto: Beelte-Altwig

Diese Innovation wird auf der Messe vorgestellt – ebenso wie der „Care Table“. Dieses Tablet im XXL-Format führt Senioren niedrigschwellig an digitale Endgeräte heran. Oft fehlt Fachkräften die Zeit, für Abwechslung und Beschäftigung bei stark eingeschränkten Bewohnern zu sorgen. Um sie dabei zu unterstützen, hat das Startup Senexis den „Care Table“ entwickelt. „Die Pflegebranche ist nicht so interessant für Investoren“, kritisiert Gründer Christoph Schneeweiß. Deswegen ist er froh über die Gelegenheit, auf der „Pro Care“ direkt potentielle Kunden zu erreichen. Auf vier Bühnen sind Stargäste wie Eckart von Hirschhausen zu erleben. Startups stellen auf der „Innostage“ ihre Produkte vor, in der „Ladestation“ geht es um die eigene Gesundheit der Pflegekräfte. Für den Besuch können sie sich Fortbildungspunkte gutschreiben lassen. Bei der ersten Auflage der „Pro Care“ werden 5000 Besucher erwartet. „Die Messe muss sich langfristig wirtschaftlich tragen“, sagt Heike Grosch. Von der N-Bank, ergänzt Arbabian-Vogel, erhalten Aussteller einen Zuschuss für ihren Messeauftritt.