Die Deutsche Bahn (DB) verspricht Schnelligkeit: Nachdem am 25. Februar ein Binnenschiff bei Elsfleth gegen die fast 100 Jahre alte Eisenbahndrehbrücke gefahren war, ist nicht nur der Bahnverkehr gestört. Auch die Binnenschiffe können nicht mehr von den Häfen in Nordenham und Brake nach Oldenburg gelangen. Die DB teilte mit, man arbeite „unter Hochdruck an der Instandsetzung“. Ein Expertenteam habe den Schaden schon aufgenommen, nun werde umgehend mit der Vorbereitung für eine neue feste Hilfsbrücke begonnen. Die ursprüngliche Brücke stammt aus dem Jahr 1927, eine Erneuerung, so erklärt die Bahn, sei sowieso schon in Planung gewesen.

Auffällig an der momentanen Situation ist der politische Druck, der allenthalben spürbar wird. Denn kurz nach dem Unfall geisterte durch das Netz, es könne sich hier ein „zweiter Fall Friesenbrücke“ ereignen. Nach einem Schiffsunfall war die Friesenbrücke über die Ems bei Weener in Ostfriesland nicht mehr funktionstüchtig – und das geschah 2015. Erst acht Jahre später, im Sommer 2023, gab es zwischen der Bahn, dem Land und den beteiligten Kommunen eine Vereinbarung über die Kostenteilung für einen Neubau. Seither ist die „Friesenbrücke“ zum Synonym für die Langsamkeit der deutschen Planung bei dringenden Verkehrsvorhaben geworden. Was die Huntebrücke angeht, teilte nun die DB vor wenigen Tagen mit: „Voraussichtlich Mitte März ist eine Aussage möglich, bis wann die feste Hilfsbrücke eingesetzt und befahrbar sein wird.“ Die Durchfahrhöhe solle „so hoch wie möglich hergestellt werden“.
Auch die Politik hat sich eingeschaltet. Der CDU-Landtagsabgeordnete Björn Thümler aus der Wesermarsch hat die Bundesregierung aufgefordert, zügig zu handeln – womöglich mit einem Eilgesetz, das den Bundestag binnen einer Woche passieren könnte. Thümler sprach von zwei wichtigen Punkten: Die Brücke sei für Nato-Transporte wichtig, falls es zu einer militärischen Eskalation kommen könnte. Außerdem liefen die Transporte von ukrainischem Getreide von den Häfen in Brake und Nordenham nach Oldenburg. In einer Mitteilung der CDU-Landtagsfraktion heißt es, die Brücke sei ein Knotenpunkt für die Verteilung von ukrainischem Getreide im Nordwesten. Das sei nun umso wichtiger, als andere EU-Länder ihre Getreideeinfuhren aus der Ukraine gedrosselt hätten, um die heimische Landwirtschaft zu schützen. Nun dürfe nicht durch den Schiffsunfall die deutsche Bereitschaft zur Abnahme von Getreide aus der Ukraine gebremst werden.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Sebastian Lechner, forderte den sofortigen Bau einer Ersatzbrücke und den Start von Planungen für eine neue, höhere Eisenbahnbrücke. Mit der dafür nötigen Aufschüttung der Rampen müsse unmittelbar begonnen werden. Die Grünen-Landtagsabgeordnete Sina Beckmann sprach von einem „Desaster für die ganze Region“. Vor allem über die Schiene liefert die Bahn jährlich mehrere Millionen Tonnen Getreide, Kohle, Futtermittel und Stahl, die dann über die Häfen verschifft werden. Da die Bahn ausfällt, müssen im Oldenburger Hafen nun die Waren mit Lastwagen aus Brake angeliefert werden. „Die Sorgen in der Region sind groß“, sagt Beckmann.
Wirtschafts- und Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) hat sich vergangenen Freitag mit Oldenburgs Oberbürgermeister Jürgen Krogmann, vielen anderen Kommunalpolitikern, Behördenvertretern, Vertretern der Wirtschaft und mit der Deutschen Bahn getroffen und über Abhilfen gesprochen. Lies sagte, die Bahn werde nun in den kommenden zwei Wochen die beschädigten Teile ausbauen. „Wir brauchen schnellstens eine Behelfsbrücke“, betonte der Minister. Parallel plane man für einen Brückenneubau. Vor allem gehe es nun auch darum, die negativen Auswirkungen auf den Hafen in Oldenburg, der in der Folge des Unfalls weniger Umschlag habe, in Grenzen zu halten. Eine Fortsetzung der uneingeschränkten Zufahrt zum Oldenburger Hafen indes funktioniere wohl nicht, fügte Lies hinzu.